Rebellion in Palästinenser-Lager
15. Februar 2016"Dutzende Randalierer" hätten mit selbstgebauten Sprengsätzen, Gasflaschen und Steinen die Soldaten beworfen, berichtete eine israelische Armeesprecherin. Diese hätten mit Gummigeschossen gefeuert und schließlich auch mit scharfer Munition, um die Angreifer auseinanderzutreiben. Nach etwa drei Stunden zog sich das etwa 25-köpfige Kommando zurück, einige Verletzte mussten mit Militärgeländefahrzeugen abtransportiert werden. Sie wurden von Palästinensern verfolgt, die zwischenzeitlich auch die Hauptstraße nach Jerusalem blockierten.
Was als eine routinemäßige Razzia im Flüchtlingslager al-Amari am Rande von Ramallah im Westjordanland gedacht war, endete in regelrechten Straßenschlachten zwischen jungen Palästinensern und israelischen Soldaten. 28 Menschen hätten Schussverletzungen erlitten, eine Person sei am Kopf getroffen worden, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium mit.
Die israelische Armee sprach lediglich von einem "operativen Einsatz" und gab keine Gründe dafür an. Aus palästinensischen Sicherheitskreisen hieß es dagegen, die Besatzungsmacht habe ein Mitglied der Fatah-Partei von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas festnehmen wollen. Der Gesuchte habe aber fliehen können.
Das mehrheitlich muslimische Ramallah wirkt wie eine verschlafene Kleinstadt und ist der Sitz der Palästinensischen Autonomiebehörde. Im Camp al-Amari leben etwa 15.000 Palästinenser.
Seit Oktober wurden in Israel und den Palästinensergebieten bei politisch motivierten Gewaltakten und bei Protestaktionen gegen die israelische Besatzung 172 Palästinenser und 26 Israelis getötet. Bei der Mehrzahl der palästinensischen Opfer handelt es sich um erwiesene oder mutmaßliche Attentäter, die meist mit Stichwaffen und in einigen Fällen auch mit Autos oder Schusswaffen Israelis attackierten.
SC/qu (afp, rtr)