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Reallöhne sinken!

26. November 2004

- Seit Jahren hatte die Lohnexpansion die Wettbewerbsfähigkeit der ungarischen Wirtschaft angefressen - Damit ist es nun vorbei

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Budapest, 25.11.2004, PESTER LLOYD, deutsch

Die Kehrtwende wird seit dem Sommer zur traurigen Realität, denn während die Inflation auf ein Jahreshoch kletterte, fielen die Bruttolöhne in der ungarischen Volkswirtschaft vom Höchststand seit dem Juni absolut zurück. Statistisch gesehen sanken sie von durchschnittlich 146.560 Ft. (ca. 590 EUR) auf 138.840 Ft. (ca. 555 EUR) im August. Für den September gab das Zentralamt für Statistik (KSH) zwar eine leichte Korrektur auf 139.640 Ft. bekannt. Real bedeutet das aber weniger Geld, da eine Inflationsrate von 7 Prozent die Einkünfte beschneidet.

Seit Jahresbeginn ermittelte das Amt Durchschnittslöhne von brutto 141.190 Ft. und netto 91.440 Ft. im Monat. Das entspricht einem Anstieg im Jahresvergleich um 7,9 Prozent (brutto) bzw. 6,9 Prozent (netto). Letzterer Wert ergibt gemessen an der Veränderung der Verbraucherpreise den Reallohn, und der ging somit im September 2004 um 0,1% zurück. Wichtig zu wissen: Das KSH konzentriert sich auf eine Schätzung aller Betriebe und Haushaltsorgane mit mindestens fünf Mitarbeitern. Damit sind derzeit 2,8 Mio. Menschen erfasst, nicht jedoch die 1 Mio. Einzelunternehmer mit vermutlich schlechteren Durchschnittszahlen. In der Statistik der erfassten Branchen verdient sich das meiste Geld wie gehabt im Finanzsektor (brutto 306.000 Ft. – ca. 1.220 EUR – im Monat). Mit großem Abstand folgen die Chemieindustrie (188.400 Ft.), Energie-, Gas- und Wasserversorgung (182.900 Ft.) und dann bereits der Verwaltungssektor (176.500 Ft.). Am schlechtesten gestellt sind Arbeitnehmer in der Textilindustrie (76.600 Ft. – ca. 305 EUR), dem Gastgewerbe (87.900 Ft.) und der Landwirtschaft (92.900 Ft.).

Nachdem im öffentlichen Dienst im Jahre 2002 mit administrativen Mitteln für einen Gehaltssprung um teilweise 50 Prozent gesorgt wurde, hat die Anomalie Bestand, wonach die ungarische Wettbewerbssphäre weniger zahlt als der Staat; im Schnitt 134.600 Ft. gegenüber 157.400 Ft. pro Beschäftigten. Ein schwacher Trost für die im Wettbewerb stehenden Menschen: Ihre Löhne legten in den letzten zwölf Monaten um 9,6 Prozent nach, während die Verwaltung nur 5 Prozent draufpackte.

Wie unsere Tabelle zeigt, wurden in den Branchen mit dem höchsten Lohnzuwachs (Transportwesen, Post, Telekommunikation, verarbeitendes Gewerbe bzw. darunter insbesondere Nahrungsmittelindustrie) die meisten Stellen abgebaut. Lohnzurückhaltung zahlte sich in der Wettbewerbssphäre aus (Handel, Reparatursektor und Bauwesen), konnte den einsetzenden Personalabbau im öffentlichen Dienst hingegen nicht verhindern. (fp)