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RB Leipzig muss über sich hinauswachsen

11. April 2018

Die Akkus sind leer, der Vorsprung ist knapp und der Star droht auszufallen. RB Leipzig muss im Viertelfinal-Rückspiel bei Olympique Marseille alles raushauen, um in das Halbfinale der Europa League einzuziehen.

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Deutschland: Fußballspiel RB Leipzig - Olympique Marseille
Bild: picture-alliance/dpa/J. Woitas

Für die Mannschaft und den Trainer von RB Leipzig ist es das wohl wichtigste Spiel ihrer bisherigen Karriere. Denn im Viertelfinal-Rückspiel bei Olympique Marseille geht es Donnerstagabend (21:05 MESZ, ab 20.50 Uhr im DW-Liveticker) um nicht weniger als den Einzug ins Halbfinale der Europa League.

Der Ausgang der Partie ist trotz des 1:0-Hinspiel-Erfolgs der Leipziger völlig offen, denn zum einen ist der Vorsprung denkbar knapp, die Herausforderung im Stade Vélodrome von Olympique Marseille dagegen groß. Es heißt, dass kein anderes Stadion in Frankreich so eine Stimmung entfachen kann, wie das bebende Stade Vélodrome. Oder wie Trainer Ralph Hasenhüttl es formulierte: "Es wird ein richtig heißer Tanz in Marseille."

Die Frage ist, ob Leipzig fit genug sein wird, für diesen "heißen Tanz". Sowohl körperlich, als auch mental ist RB angeschlagen. Nicht mal 72 Stunden nach der deftigen 1:4-Pleite gegen den direkten Bundesliga-Konkurrenten Bayer Leverkusen bleibt RB kaum Zeit zum Durchatmen. Hasenhüttl war nach der Niederlage restlos bedient, stand schon kurz vor dem Abpfiff regungslos an der Seitenlinie und starrte ins Leere. Die Klatschte gegen Bayer hatte die Schwachstellen seiner Elf brutal offengelegt und war gleichzeitig ein schmerzhafter Rückschlag im Kampf um die Champions-League-Ränge.

"Einsatz von Werner ist fraglich"

Doch der RB-Coach weiß ein Gegenmittel gegen den Liga-Frust: "Für uns gilt es einfach, die Montagabende abzuhaken und sich auf die Donnerstagabende zu konzentrieren." So sieht es auch Leipzigs Torwart Peter Gulasci: "Für so ein Spiel haben wir eine ganze Saison lang gekämpft." Auf ihn wird es auch ankommen. Hält der Ungar gegen Olympique Marseille wie schon im Hinspiel seinen Kasten sauber, stellt RB einen Europa-League-Rekord ein: Nur der FC Villarreal schaffte es 2004 als Neuling bis in die Runde der besten Vier.

Klar ist aber auch, dass dafür im Rückspiel alles passen muss. Die Defensive darf sich nicht wieder solche Patzer wie gegen Leverkusen leisten und die Offensive - allen voran Timo Werner - sollte wieder zu alter Stärke zurückfinden. Der deutsche Nationalspieler brachte RB vergangenen Woche mit dem Treffer zum 1:0-Sieg eine gute Ausgangsposition - oder wie es Trainer Ralph Hasenhüttl formulierte: "Nur die erste Hälfte des Glücks."

Doch ausgerechnet um den Einsatz von Torjäger Werner muss RB plötzlich bangen. Der 22-Jährige klagte am Mittwoch über Oberschenkelprobleme und konnte nicht am Mannschaftstraining teilnehmen. "Der Einsatz ist fraglich. Wir müssen abwarten, wie es sich entwickelt", teilte der Klub mit. Ob mit oder ohne Werner: Eine Niederlage mit einem Tor Unterschied bei mindestens einem eigenen Treffer würde den Leipzigern für das Weiterkommen reichen, ein Remis daher auch.

Große Korrekturen im Training nach der ernüchternden Pleite gegen Leverkusen konnte Hasenhüttl nicht vornehmen. Ob Naby Keita nach seiner Rückenprellung voll fit sein wird, ist offen. Auch, wie sehr Hasenhüttl rotieren lässt, fünf Veränderungen waren es am Montag. Im Gegensatz zum Hinspiel steht Kapitän und Abwehrchef Willi Orban wieder zur Verfügung.

Frankreich: Fans beim Spiel Olympique de Marseille gegen Paris Saint-Germain 2:2
Bekannt für die außergewöhnliche Stimmung: Das Stade Velodrome in MarseilleBild: picture-alliance/P. Laurenson

Marseille baut auf seine Fans

Orban soll die Offensive der Franzosen um Dimitri Payet zügeln, die durch Romain Thauvin noch gefährlicher werden könnte, sollte er nach einer Verletzungspause wieder bereit sein. Offen ist aber ebenso noch, ob Rolando in der Abwehr zurückkehrt. In Leipzig hatten Marseille insgesamt vier Leistungsträger gefehlt. Daheim baut OM zudem auf seine Fans: "Wir wissen, dass wir zu Hause im Stade Vélodrome Berge versetzen können", betonte Trainer Rudi Garcia.

RB Leipzig, der erst im Mai 2009 gegründete Neuling und Olympique Marseille, 1899 gegründet und trotz aller verzweifelten Versuche von Paris Saint-Germain in den vergangenen Jahren noch immer der einzige Klub der Grande Nation, der jemals die europäische Meisterklasse gewinnen konnte, teilen aktuell ein ähnliches sportliches Schicksal. Leipzig bangt als Tabellensechster um die Teilnahme an der Champions League , steht am Sonntag beim SV Werder Bremen schon wieder unter Druck.

Olympique ist nach der Nullnummer am Sonntag zu Hause gegen Montpellier von Champions-League-Qualifikationsplatz drei der Ligue 1 abgerutscht. Warum es also nicht jetzt erst recht über die Europa League versuchen? Drei Spiele sind es noch bis zum Finale in Lyon. Wer das gewinnt, sichert sich einen Platz in der Königsklasse.

jhr/ck (sid, dpa)