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Razzien gegen Neonazis

17. Juli 2013

Mit Razzien in Norddeutschland, der Schweiz und in den Niederlanden sind die Sicherheitsbehörden gegen die mutmaßlichen Gründer eines neonazistischen "Werwolf-Kommandos" vorgegangen. Es besteht Terrorverdacht.

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Ein Rechtsextremist auf einer Neonazi-Demo in Wolfsburg im Juni 2013 (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Ziel der rechtsextremistischen Vereinigung sei es gewesen, das "politische System der Bundesrepublik Deutschland zu beseitigen", teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit. Es bestehe der Verdacht, dass die Männer zu diesem Zweck terroristische Gewalttaten verüben wollten. Als Vorbild soll ihnen die sogenannte Werwolf-Taktik der Nazis im Zweiten Weltkrieg kurz vor dem Zusammenbruch des NS-Regimes gedient haben. Konkrete Anschlagspläne gab es nach Wissen der Behörde aber nicht. Bei den Razzien wurden schriftliche Unterlagen und Computer sichergestellt, die jetzt ausgewertet werden sollen.

Durchsucht wurden zwei Gefängniszellen sowie Wohnungen und Geschäftsräume von insgesamt sechs Männern. In Deutschland waren die Umgebung von Hamburg, die Region Hannover und Mecklenburg-Vorpommern betroffen. Die Razzien in Gefängniszellen erfolgten in der Schweiz. Festnahmen habe es nicht gegeben, berichtete die Bundesanwaltschaft. Aus den Niederlanden hieß es allerdings, im Zuge einer Razzia in der Nähe von Den Haag sei eine Person festgenommen worden. Den Durchsuchungen waren monatelange verdeckte Ermittlungen vorausgegangen. Sie gestalteten sich schwierig, weil die Verdächtigen ein elektronisches Verschlüsselungsprogramm entwickelt hatten, "um konspirativ kommunizieren zu können", so die Bundesanwälte in Karlsruhe.

Nach Informationen von "Spiegel Online" gelten den Ermittlern zwei in der Schweiz inhaftierte Rechtsextremisten als Führungsfiguren. Ihre Zellen seien durchsucht worden. Einer der beiden Männer, der 25-jährige Sebastian N., war im vergangenen Jahr nach knapp 48-stündiger Flucht in Hamburg festgenommen worden - kurz nachdem er im Mai 2012 in Zürich einen jungen Mann niedergeschossen haben soll. Er wurde später an die Schweizer Justiz ausgeliefert.

Die historische Organisation "Werwolf" war im November 1944 von SS-Führer Heinrich Himmler ins Leben gerufen worden, als sich die Niederlage Nazi-Deutschlands im 2. Weltkrieg deutlich abzeichnete. Fanatische Nationalsozialisten sollten hinter den Linien des Feindes einen Guerillakrieg führen. Zahlreiche Morde an sogenannten Volksverrätern in Deutschland gingen auf das Konto der "Werwölfe" und ähnlicher Organisationen. Auch eine unbekannte Zahl alliierter Soldaten wurde von den Kämpfern getötet.

Tödliche Gefahr - Neonazis rüsten auf

Vor dem Oberlandesgericht München findet derzeit der Prozess um die Mordserie der Neonazi-Terrorgruppe NSU statt. Hauptangeklagte ist die einzige Überlebende der Gruppe, Beate Zschäpe.

wl/uh (dpa, rtr, afp)