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Raubkunst: 100.000 Euro Entschädigung für eine Geige

7. Dezember 2016

Seit rund zwei Jahren verfolgen Provenienzforscher die Spur einer Geige. Womöglich war ein jüdischer Instrumentenhändler zur NS-Zeit zum Verkauf der Violine gezwungen worden. Nun könnten seine Erben entschädigt werden.

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Guarneri Geige aus Nürnberg
Bild: Thomas Senne

Eine Schlichtungskommission des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste ist nach mehrjähriger Recherche zu dem Ergebnis gekommen: Es sei nicht eindeutig nachzuweisen, dass der jüdische Instrumentenhändler Felix Hildesheimer aus Speyer 1938 von den Nazis gezwungen wurde, die Violine zu verkaufen.

Die Wahrscheinlichkeit eines damals üblichen Zwangsverkaufs oder einer Beschlagnahmung sei allerdings sehr hoch. Deshalb sollen nun die Erben Hildesheimers 100.000 Euro erhalten. In Nürnberg sollen junge Musiker mit dem Instrument aus der Werkstatt des italienischen Geigenbaumeisters Giuseppe Guarneri Konzerte zu Ehren des früheren jüdischen Besitzers geben.

Wie die Geige an ihren derzeitigen Ort kam

Felix Hildesheimer hatte das Instrument 1938 von der Musikinstrumenten-Handlung Hamma & Co. in Stuttgart gekauft. Ein Jahr später nahm er sich das Leben. Seine Ehefrau Helene wurde von den Nazis nach Südfrankreich deportiert und konnte dann 1941 in die USA auswandern.

Die Nürnberger Geigerin Sophie Hagemann erwarb die wertvolle Violine im Jahr 1974. Seit ihrem Tod 2010 ist die Geige im Besitz der "Franz Hofmann und Sophie Hagemann Stiftung". Hier soll, nach Vorschlag der Kommission, das Instrument auch verbleiben. Vor rund zwei Jahren hörte eine in den USA lebende Tochter von Hildesheimer von dem Fall und wandte sich an die Stiftung.

Provenienzforschung am Deutschen Zentrum Kulturgutverluste 

Am Freitag soll sich nun der Vorstand der Stiftung zum Lösungsvorschlag der Schlichtungskommission des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste äußern. Die Einrichtung in Magdeburg sieht sich als nationale und internationale Ansprechstelle zu "Fragen unrechtmäßiger Entziehung von Kulturgut in Deutschland im 20. Jahrhundert".

Der Fokus liegt dabei auf der NS-Zeit. Zu ihren Aufgaben gehört beispielsweise die Stärkung und Ausweitung der Provenienzforschung. Gegründet wurden das Zentrum 2015 von Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden wie dem Deutschen Städtetag.

cp/rey (dpa, kulturgutverluste.de)