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Laibach rocken in Nordkorea

Christoph Trost20. Juli 2015

Der letzte dunkle Fleck der globalisierten Welt bekommt Besuch aus dem Westen: Die umstrittene slowenische Band Laibach, die sich provokant faschistischer Symbolik bedient, gibt nun zwei Konzerte in Nordkorea.

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Die Band "Laibach" - Die Mitglieder der slowenischen Band Laibach (l-r): Ivan Novak, Milan Fras, Mina Spiler (Hintergrund), Luka Jamnik, Janez Gabric und Rok Lopatic. Foto: Luka Kase/Laibach/dpa (c) dpa - Bildfunk
Bild: picture-alliance/dpa

Mit schrillen Industrial-Klängen, viel Stahl-Deko und psychedelischen Videos auf der Leinwand heizen die Urväter Rammsteins für gewöhnlich der Menge ein. Am 19. und 20. August 2015 soll die sechsköpfige Band Laibach vor jeweils 1000 Menschen erstmals in Pjöngjang spielen. Damit gehört die Gruppe zu den wenigen westlichen Musikern, die in das abgeschottete Land gelassen werden. Im Jahr 2008 reiste US-Dirigent Lorin Maazel mit den New Yorker Philharmonikern für eine Konzert nach Nordkorea, einige Jahre später folgte das Münchner Kammerorchester auf Einladung des koreanischen Goethe-Instituts.

Vom oppositionellen Künstlerkollektiv in den Mainstream

Gegründet wurde Laibach 1980 - im Todesjahr des langjährigen jugoslawischen Machthabers Josip Broz Tito. Sie entstand aus dem oppositionellen Künstlerkollektiv Neue Slowenische Kunst (NSK) und war verboten. Erst in den 1990er Jahren stellte sich allmählich der kommerzielle Erfolg ein. Mit Parodie-Versionen von Songs wie "Final Countdown" oder "Live is Life" machte sich Laibach in Europa einen Namen.

Deutschland Laibach im Konzert Köln
Laibach im Konzert im Bürgerhaus Stollwerk in KölnBild: picture alliance/Geisler-Fotopress/O. Hausen

Inszenierung mit Hakenkreuzen und politischen Aufmärschen

Wenige Jahre zuvor war die Band noch recht verpönt, weil sie sich stalinistische und faschistische Symbolik zu eigen machte: Konzerte wurden als politische Aufmärsche inszeniert, LPs mit Hakenkreuzen auf dem Cover herausgebracht. Der slowenische Philosoph und Kulturkritiker Slavoj Žižek sah diese Aktionen als eine künstlerische Form, "das System" zu unterwandern. Andere sahen darin echte Sympathie für den Totalitarismus. Dennoch kam Laibach spätestens Anfang des Jahrtausends im kulturellen Mainstream an. Sie Band spielte Konzerte in Europa und den USA und trat im slowenischen Pavillon der EXPO 2000 in Hannover auf. Anlässlich des 70. Jahrestages des Warschauer Aufstandes 2014 beauftragte das polnische Kulturministerium die Band für einen Gig.

Kultureller Ausstausch zwischen Nordkorea und dem Westen

Der anstehende Auftritt in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang wurde vom norwegischen Regisseur Morten Traavik eingefädelt. Traavik selbst ist eine schillernde Figur. Er kam in die Schlagzeilen als er 2008 "Miss Landmine" in Angola kürte, um Aufmerksamkeit auf die Opfer von Landminen zu lenken - und um einen Gegenpol zum Perfektionswahn der Modewelt zu bieten. Traavik bemüht sich schon seit einigen Jahren um den kulturellen Austausch zwischen Nordkorea und dem Westen. Die nordkoreanischen Behörden hätten sein Vertrauen, verriet Traavik der BBC.

Morten Traavik in Pjöngjang
Morten Traavik in PjöngjangBild: privat

Bewusst unpolitisch beim Nordkorea-Gig

Die einstige oppositionelle Band Laibach wiederum bemüht sich offenbar, die Erwartungen des nordkoreanischen Regimes zu erfüllen. "Wir mischen uns nie in die politischen Verhältnisse der Länder ein, in denen wir auftreten", erzählte Ivan Novak, Bandmitglied der ersten Stunde, der dpa. Man wolle nur unpolitische Lieder spielen.