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Ralf Fücks: Türkei könnte "offene Kultur der Meinungsfreiheit entwickeln"

10. Februar 2005

Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung im Interview von DW-RADIO

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Die Debatte um den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich Anfang des vergangenen Jahrhunderts "ist für die Entwicklung einer demokratischen politischen Kultur in der Türkei von Bedeutung, aber auch für die Akzeptanz eines EU-Beitritts". Das sagte Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung (Berlin), in einem Interview des Türkischen Programms von DW-RADIO. Er vertraue darauf, dass sich die Türkei "auch den dunklen Seiten ihrer Geschichte stellt und eine offene Kultur der Meinungsfreiheit entwickelt". Der Genozid, der bis zu 1,5 Millionen Opfer gefordert habe, gehöre "zur Vorgeschichte der kemalistischen Republik, die man heute nicht einfach heute der Vergangenheit preisgeben kann". Eine demokratische Zukunft erfordere eine offene Auseinandersetzung mit dem Völkermord. Fücks: "Nur darüber entsteht Vertrauen."


Der Vorstand der Bündnis 90/Die Grünen nahe stehenden Stiftung sprach sich in diesem Zusammenhang für die Bildung einer Kommission aus, der neben Vertretern der armenischen Minderheit auch Historiker aus Ländern angehören sollten, "die nicht unmittelbar in diese Geschichte verwickelt sind und eine moderierende und objektivierende Rolle spielen". Erfreulich seien die Signale aus der Türkei, die offenbar bereit sei, "sich dieser Geschichte jetzt unbefangener zu nähern und dieses harte Tabu und die strafrechtliche Ahndung jeder Kritik an der ehemaligen Politik des türkischen Staates aufzuweichen". Fücks erklärte gegenüber DW-RADIO, der bevorstehende 90. Jahrestag des Genozids werde "die Debatte in ganz Europa wieder aufflammen lassen", ob es sich tatsächlich um einen Völkermord gehandelt habe. Die Diskussion müsse sowohl in der Türkei als auch in Deutschland in Gang kommen.

10. Februar 2005
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