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Rekord-Supernova verblüfft Forscher

15. Januar 2016

Ein sterbender Stern, 20 Mal heller als die Milliarden Sonnen der Milchstraße: Eine neu entdeckte Supernova bricht nicht nur alle Rekorde, sondern bringt auch bisherige Theorien an ihre Grenzen.

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Künstlerische Darstellung der Supernova (Bild: dpa)
Künstlerische Darstellung der SupernovaBild: picture-alliance/dpa/Foto: Wayne Rosing

So eine Explosion hat noch kein Astronom registriert: Ein internationales Forscherteam hat die hellste Sternexplosion beobachtet, die je aufgezeichnet worden ist. Die Supernova mit der Katalognummer ASASSN-15lh (Gesprochen "Assassin", zu Deutsch "Meuchelmörder") erstrahlte hell wie 570 Milliarden Sonnen und übertraf damit den bisherigen Rekordhalter um mehr als das Doppelte, wie Astronomen um Subo Dong vom Kavli-Institut für Astronomie und Astrophysik an der Universität Peking im US-Fachblatt "Science" berichten. Diese Supernova sei 200-mal stärker als eine typische Explosion solcher Sterne. Die Energiequelle der gewaltigen Explosion sei völlig rätselhaft, sagte Dong in einer Mitteilung der US-amerikanischen Kavli-Stiftung im kalifornischen Oxnard.

Supernovae gehören zu den gewaltigsten Explosionen im Universum. Mit ihnen beenden beispielsweise Riesensterne ihre Existenz und schleudern dabei große Mengen Materie ins All hinaus. Es gibt jedoch auch andere Ursachen. Eine Supernova-Explosion kann so hell leuchten wie eine ganze Galaxie. ASASSN-15lh strahlte jedoch noch 20-mal heller als unserer Heimatgalaxie, die Milchstraße. "ASASSN-15lh ist die gewaltigste Supernova, die in der Menschheitsgeschichte entdeckt worden ist", betonte Dong. "Der Explosionsmechanismus und ihre Energiequelle bleiben geheimnisumwoben, denn alle bekannten Theorien stoßen an ihre Grenzen bei der Erklärung der immensen Energiemenge, die ASASSN-15lh abgestrahlt hat."

Wegen der enormen Helligkeit rechnen die Forscher die Rekord-Explosion zur Klasse der überhellen Supernovae. Allerdings überstrahlte ASASSN-15lh auch die bislang hellste derartige Supernova um mehr als das Doppelte.

Wegen ihrer enormen Entfernung von 3,8 Milliarden Lichtjahren war sie dennoch nicht besonders auffällig am Nachthimmel, als sie einem automatischen Teleskopsystem im Juni 2015 ins Netz ging. Erst mit Spektraluntersuchungen am Großen Südafrikanischen Teleskop Salt (South African Large Telescope) bestätigte sich die große Entfernung und damit extreme Helligkeit der Explosion. "Als ich die Spektralsignaturen von Salt sah und mir klar wurde, dass wir die bislang gewaltigste Supernova entdeckten hatten, war ich den Rest der Nacht zu aufgeregt zum Schlafen", erinnerte sich Dong.

Heller und heißer

Die extreme Supernova war nicht nur heller, sondern auch heißer als alle vergleichbaren Sternexplosionen. Als eine mögliche Erklärung vermuten die Astronomen einen sogenannten Magnetar im Zentrum der Explosion. Magnetare sind kompakte Sternreste mit einem gigantischen Magnetfeld, die allgemein als eine mögliche Ursache für überhelle Supernovae diskutiert werden. Das Magnetfeld könne die Explosion erheblich verstärken, das Magnetar-Szenario könne ASASSN-15lh jedoch nicht befriedigend erklären, erläutern die Forscher. Stattdessen sei womöglich ein gigantischer Riesenstern explodiert mit einer bislang nicht für möglich gehaltenen Masse.

Nachbeobachtungen der Explosionswolke, unter anderem mit dem "Hubble"-Weltraumteleskop, sollen nun mehr Licht in den geheimnisvollen Mechanismus der Rekord-Explosion bringen. Die Forscher erhoffen sich davon auch ein besseres Verständnis der Klasse der überhellen Supernovae allgemein.

stu/mik (afp, dpa)