Proteste gegen spanische Regierung
27. Mai 2017Zehntausende Menschen haben in Madrid an dem "Marsch der Würde" für bessere Arbeitsbedingungen demonstriert. Die Protestaktion richtete sich gegen die Wirtschafts- und Sozialpolitik der konservativen spanischen Regierung unter Ministerpräsident Mariano Rajoy. Die Teilnehmer forderten unter anderem höhere Gehälter sowie ein Ende der Zwangsräumungen von Wohnungen, deren Besitzer ihre Kredite nicht mehr bedienen können.
Die aus verschiedenen Regionen Spaniens nach Madrid gekommenen Menschen zogen in Marschkolonnen zum Platz am Neptunbrunnen, wo sie sich am frühen Abend bei Musik und Protestreden versammelten. Auf Spruchbändern wurde "Brot, Arbeit, Dach und Gleichheit" gefordert.
Kein idyllisches Spanien
Zu der Demonstration hatten Dutzende Gewerkschaften und linksgerichtete Organisationen aufgerufen. Man habe Mittel, um gegen die "kriminelle Politik" der Volkspartei von Ministerpräsident Mariano Rajoy zu kämpfen, rief der Chef der Vereinten Linken (IU), Alberto Garzón. Die Kundgebung solle "zeigen, dass das idyllische Spanien, das sie uns verkaufen wollen, nicht das ist, was wir kennen", hatte Mitorganisator Victor Jiménez vorab in einer Videobotschaft gesagt.
Der Protestzug richtete sich unter anderem gegen eine Arbeitsmarktreform von Rajoys Regierung im Jahr 2012, durch die Abfindungszahlungen bei Kündigungen drastisch reduziert und Massenentlassung ohne wirtschaftliche Gründe erlaubt wurden. Die Reform sorgte zwar für einen Rückgang der hohen Arbeitslosenzahlen, allerdings haben viele Menschen trotz ihrer Arbeit nicht genug Geld zum Leben. Rajoy, der mittlerweile eine Minderheitsregierung führt, hat immer ausgeschlossen, die Reform rückgängig zu machen. Nach sechs Krisenjahren wächst die spanische Wirtschaft seit mehr als drei Jahren deutlich über EU-Durchschnitt. Doch obwohl die Arbeitslosenquote seit 2013 fast stetig zurückgeht, beträgt sie immer noch knapp 19 Prozent.
pab/stu (afp, dpa)