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Proteste gegen Migranten in Italien

18. Juli 2015

In Italien häufen sich fremdenfeindliche Vorfälle. Die Behörden gehen unterschiedlich mit Gewalt und Hassparolen um. In Sizilien sorgt die Abweisung eines Rettungsschiffs von "Ärzte ohne Grenzen" für Ärger.

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Polizisten und Demonstranten vor Bus mit Migranten (Foto: picture alliance/dpa/M. Percossi)
Bild: picture-alliance/dpa/M. Percossi

Bei Auseinandersetzungen zwischen Anwohnern und rechtsextremen Gruppen sowie Sicherheitskräften sind in einem Außenbezirk von Rom 14 Beamte verletzt worden, wie die Polizei mitteilte. Die Demonstranten hatten die Zufahrt zu einer ehemaligen Schule blockiert, die zu einem Heim für etwa 100 Migranten werden soll.

Trotz der Blockade erreichte ein Bus mit etwa 20 Flüchtlingen das Gebäude. Die Demonstranten schrien den Menschen Hassparolen und Beleidigungen entgegen und warfen mit Steinen, Stühlen und Flaschen. Eine neofaschistische Gruppe hatte sich den Protesten angeschlossen.

Laut Polizei wurden zwei Randalierer festgenommen. Die Stadt erklärte, sie werde die Straßenblockade auflösen. Die Migranten sollten weiterhin in der ehemaligen Schule untergebracht werden. "Wir machen keinen Schritt zurück", sagte der Präfekt Franco Gabrielli.

UNHCR reagiert empört

Auch in Quinto di Treviso nördlich von Venedig gab es Proteste gegen die Ankunft von Migranten. Dort wurden etwa 100 Flüchtlinge aus der ursprünglich für sie vorgesehenen Unterkunft in eine ehemalige Kaserne in der Nähe gebracht. Zuvor hatten Möbel und Matratzen vor ihren Appartements gebrannt, etliche Menschen protestierten. Es kam zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Mehrere Demonstranten wurden festgenommen.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk äußerte sich empört über die Proteste. "Es ist beschämend, dass die Frustration der Bürger bewusst gesteuert wird, um damit Gewalt anzufachen gegen Flüchtlinge und Asylbewerber", erklärte Laurens Jolles, Experte für Südeuropa beim UNHCR.

Stark gestiegene Flüchtlingszahl

Die Zahl der Flüchtlinge ist in Italien stark gestiegen. Waren es im Jahr 2012 noch 13. 000, lag die Zahl im vergangenen Jahr bei 170.000. In diesem Jahr kamen bisher bereits 82.000 Menschen über das Mittelmeer in Italien an.

In dem Land gibt es immer wieder Auseinandersetzungen über die Unterbringung der Menschen. So weigern sich vor allem die nördlichen Regionen, weitere Flüchtlinge aufzunehmen.

Flüchtlinge durften nicht von Bord

In Sizilien sorgte unterdessen die Abweisung eines voll besetzten Rettungsschiffes von "Ärzte ohne Grenzen" für Ärger. Die Behörden verweigerten nach Angaben der Hilfsorganisation 700 Flüchtlingen die Erlaubnis, auf der Insel an Land zu gehen, weil die dortigen Aufnahmelager voll seien.

Trotz langer Diskussionen hätten die Behörden im Hafen von Trapani nur 150 Migranten aufnehmen wollen. Dies habe "Ärzte ohne Grenzen" abgelehnt, weil man dann die anderen Flüchtlinge hätte zwingen müssen, an Bord zu bleiben. Das überfüllte Schiff "Bourbon Argos" musste deshalb bis zum Hafen Reggio di Calabria auf dem italienischen Festland fahren, so dass die Flüchtlinge unter schwierigen Bedingungen eine weitere Nacht an Bord verbringen mussten.

"Die ungenügenden Aufnahmebedingungen in Italien haben schwere Konsequenzen für die Flüchtlinge", sagte Loris de Filippi, Präsident von "Ärzte ohne Grenzen" in Italien. "Es ist erst Juli, und es wird ständig neu ankommende Schiffe geben. Dieses Problem muss sofort angegangen werden." Die Regierung müsse dafür sorgen, dass die Flüchtlinge im nächstgelegenen Hafen an Land gehen könnten.

gri/sti (dpa, afp)