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Proteste gegen Atomanlage

10. August 2016

Demonstrationen in einer Stadt im Osten Chinas führen zu einem überraschendem Ergebnis: Die Behörden stoppen die Arbeiten an einer Wiederaufbereitungsanlage für Atommüll.

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Lianyungang Atomkraftwerk aus dem Jahre 2000
AKW von Lianyungang im BauBild: Getty Images/P.Jing

In Lianyungang, einer Hafenstadt knapp 500 Kilometer nördlich von Shanghai, hatte es seit dem Wochenende Proteste von mehreren tausend Menschen gegeben. Augenzeugen berichteten, die Demonstranten hätten in Sprechchören und mit Transparenten auf Gefahren für Gesundheit und Umwelt durch eine geplante atomare Wiederaufbereitungsanlage hingewiesen. Am Mittwoch kam dann eine knappe Mitteilung der örtlichen Behörden: "Die Stadtregierung hat entschieden: vorbereitende Arbeiten zur Auswahl eines Standorts für nukleares Recycling-Projekt werden ausgesetzt".

Tests in Lianyungang

Das Projekt ist ein gemeinsames Vorhaben der chinesischen staatlichen Atomgesellschaft CNNC und des französischen Energiekonzerns Areva. Beide Unternehmen hatten sich 2012 auf den Bau einer Wiederaufbereitungsanlage für Atommüll geeinigt. Die Anlage im Wert von rund 13,5 Milliarden Euro sollte ab 2020 gebaut werden, die beiden Firmen hatten dafür aber keinen Standort genannt.

Staatliche chinesische Medien hatten berichtet, die Partner würden mehr als zehn mögliche Standorte prüfen und hätten vorbereitende Untersuchungen in Lianyungang im letzten Jahr begonnen. In der Nähe der Stadt gibt es bereits zwei Atomkraftwerke russischer Bauart, zwei weitere AKW sind dort im Bau.

20 neue AKW

Die Proteste zeigen, dass es wachsenden Unmut in der Bevölkerung wegen der atomfreundlichen Politik der Regierung gibt. In den chinesischen Medien war vor fünf Jahren breit über die Atomkatastrophe im japanischen Fukushima und ihre Folgen berichtet worden. Bereits 2013 wurden Pläne, eine Wiederaufbereitungsanlage in Heshan zu bauen, aufgegeben. Auch in der Stadt unweit von Hongkong hatte es Prostete der Bevölkerung gegeben.

China Atomkraftwerk in Yangjiang Provinz Guangdong
Atomkraftwerk in Yangjiang - in China liefern 34 AKW StromBild: picture-alliance/dpa/L. Wendong

China verfügt derzeit nach Angaben der World Nuclear Association über 34 Atomkraftwerke, die in Betrieb sind. 20 weitere AKW werden gebaut, ein weiteres soll bald errichtet werden. Mitte dieses Jahres lag die Kapazität der arbeitenden AKW bei 28 Gigawatt. Die Regierung zielt darauf, die Leistung bis Ende 2020 zu verdoppeln. Die Entsorgung des atomaren Mülls aus diesen Anlagen gilt als Engpass für die chinesische Energieversorgung.

ar/ul (afp, rtr, dpa, ap)