1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Propagandawaffen Saddam Husseins?

Daniel Scheschkewitz1. Oktober 2002

Während in Wien über die Rückkehr der Irak-Inspektoren verhandelt wird, sorgen zwei Abgeordnete in den US-Medien für Schlagzeilen. Die beiden sind schon mal vorab nach Bagdad gereist.

https://p.dw.com/p/2iG5
Warten auf die Inspektoren: UN-Hauptquartier in BagdadBild: AP

Bei den gut 2000 Demonstranten, die am Sonntag (29.9.2002) in der US-Hauptstadt Washington protestierten, sind die beiden Volksvertreter David Bonior und Jim McDermott Stars, die jede nur erdenkliche Unterstützung verdienen. McDermott ist demokratischer Abgeordneter für den Bundesstaat Washington, sein Kollege Bonior vertritt Michigan im Repräsentantenhaus. In ihrer eigenen Partei auf dem Kapitolshügel hält sich die Begeisterung in Grenzen; viele Republikaner sehen in den beiden Irak-Reisenden schlichtweg Vaterlandsverräter.

Humanitäre Gründe

Zu einer Zeit, in der in den USA die Debatte über einen Irakfeldzug die Gemüter erhitzt, spaltet der Bagdad-Besuch der beiden Parlamentarier zuhause die Nation. Bonior und McDermott selbst, die auf Einladung des Kinderhilfswerkes UNICEF reisen, führen in erster Linie humanitäre Gründe für ihre Mission an.

Warum gerade jetzt?

Für viele US-Bürger haben sich McDermott und Bonior aber zu willfährigen Propagandawaffen Saddam Husseins gemacht. Bilder vom Besuch der beiden bei leidenden irakischen Kindern im Krankenhaus laufen im irakischen Fernsehen. In den US-Medien müssen sich die beiden seit dem Wochenende kritische Fragen gefallen lassen: Wer bezahlt ihre Reise? Warum gerade jetzt? McDermott und Bonior bleiben bei ihrem Credo: Die Waffeninspektoren müssen Zeit bekommen, um die Vorwürfe gegen den Irak zu untersuchen.

Doch die Bush-Administration schein nicht gewillt zu sein, solange zu warten - sie glaubt, Saddam wolle lediglich auf Zeit spielen, um sich an der Macht halten zu können. Der gemeinsame britisch-amerikanische Vorschlag für eine UN-Resolution will der irakischen Regierung lediglich sieben Tage Zeit einräumen, um die neuen Bedingungen für Waffeninspektionen zu akzeptieren.

US-Regierung macht Druck

Innerhalb von 23 weiteren Tagen müsste der Irak nach dem Willen der UNO dann sein gesamtes Arsenal an Massenvernichtungswaffen offen legen. McDermott und Bonior wollen nach ihrer Rückkehr aus Bagdad weiter für eine Unterstützung der Waffeninspektionen im US-Kongress kämpfen, und dafür dass die Sanktionen aufgehoben werden, wenn sich Bagdad als kooperativ erweist. Von ihrem Recht auf Meinungsäußerung wollen sie in jedem Fall weiter Gebrauch machen - auch wenn der republikanische Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus, Trent Lott, vor allem einen Ratschlag für sie hat: nach Hause fahren und das Maul halten.