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Prominenter Protestanführer inhaftiert

6. Juni 2014

Die Militärführung in Thailand geht weiter mit harter Hand gegen Kritiker vor. Die Polizei nahm den Aktivisten Sombat Boonngamanong fest. Er hatte über Facebook zu friedlichen Protesten gegen das Regime aufgerufen.

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Sombat Boonngamanong (Archivfoto 2010: afp)
Bild: Pornchai Kittiwongsakul/AFP/Getty Images

Nach Angaben des Militärs wird dem Regimegegner Sombat Boonngamanong (siehe Archivbild) vorgeworfen, eine Vorladung durch die Armee missachtet zu haben. Sombat hatte außerdem per Internet spontane und friedliche Kundgebungen gegen den Militärputsch vom 22. Mai organisiert und unterstützt. Ein Armeevertreter sagte, Sombat könne bis zu einer Woche festgehalten werden. Er werde nun zunächst vom Militär und dann von der Polizei verhört. Danach soll er vor ein Militärgericht gestellt werden. Ihm drohen nun bis zu zwei Jahre Haft.

"Fangt mich doch"

Sombat war einer von mehreren hundert Thailändern, unter ihnen Politiker, Aktivisten, Akademiker und Journalisten, die nach dem Putsch von der Armee vorgeladen wurden. Die Betroffenen, zu denen auch die von der Justiz abgesetzte Regierungschefin Yingluck Shinawatra zählte, wurden bis zu einer Woche an unbekannten Orten festgehalten. Zudem wurde ihnen verboten, sich weiter politisch zu betätigen.

Der Demokratie-Aktivist, der zu den Unterstützern Yinglucks zählt, stellte sich jedoch nicht dem Militär und schrieb stattdessen auf Facebook: "Fangt mich, wenn ihr könnt". Kurz bevor er nun in einem Haus östlich der Hauptstadt Bangkok in Gewahrsam genommen wurde, gelang es ihm noch, seine Festnahme auf seiner Facebook-Seite mitzuteilen: "Ich bin verhaftet worden."

Verstärkte Internet-Überwachung

Der Polizeioffizier Pisit Paoin sage, man habe Sombat über seine IP-Adresse ausfindig gemacht. Ausdrücklich warnte er andere Regimegegner, in sozialen Medien politische Statements zu posten, die zu einer weiteren Entzweiung des Landes anstiften könnten. Der Nachrichtenagentur AP sagte er: "Ich sage allen Straftätern in den sozialen Medien, dass die Polizei kommen wird, um Euch zu holen." Die Militärführung hatte bereits angekündigt, Online-Aktivitäten genau zu beobachten und die Kapazitäten zur Überwachung des Internets auszubauen.

Das Militär hatte die Macht in Thailand nach monatelangen politischen Unruhen mit fast 30 Toten übernommen. Nach ihrem Putsch setzte die Armeeführung die Verfassung außer Kraft und erließ eine nächtliche Ausgangssperre. Wahlen sollen nach ihren Angaben frühestens in 15 Monaten abgehalten werden.

Langjährige Protesterfahrung

Sombat hat reichlich Erfahrung mit Aktionen gegen das Militär. Vor acht Jahren hatte der Bürgerrechtler gegen den Putsch demonstriert, bei dem die Streitkräfte den damaligen Premierminister Thaksin Shinawatra entmachteten. Als Kopf einer Splittergruppe der "Rothemden" hatte Sombat außerdem ab Sommer 2010 eine Reihe gewaltloser Aktionen initiiert. Mit Straßentheater und Fahrradtouren hatte seine Gruppe "Roter Sonntag" gegen Menschenrechtsverletzungen protestiert.

Die aktuelle politische Krise mit Demonstrationen und Putsch schreckt zunehmend ausländische Besucher ab. Im Mai reisten 1,7 Millionen Touristen in das asiatische Land, das sind elf Prozent weniger als im Mai 2013. Das berichten thailändische Medien unter Berufung auf das Tourismusministerium. In den ersten fünf Monaten ging die Zahl um fast sechs Prozent zurück. Die nach dem Staatsstreich verhängte Ausgangssperre wurde in den Touristenorten Pattaya, Phuket und Koh Samui inzwischen aufgehoben. Der Tourismus macht zehn Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes aus.

kle/gmf (epd, afp, ape, rtre)