1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Prodi präsentiert Überraschungskandidaten Napolitano

8. Mai 2006

Das Mitte-Links-Bündnis um Romano Prodi hat unerwartet den Kompromiss-Kandidaten Napolitano als Staatspräsidenten vorgeschlagen. Das Bündnis hofft, dass auch die Opposition dem Kandidaten zustimmt.

https://p.dw.com/p/8NHd
Giorgio Napolitano soll es richten (Foto: 2002)Bild: AP

Kurz vor der Wahl des neuen Staatspräsidenten in Italien haben die beiden Parteienlager sich noch nicht auf einen einheitlichen Kandidaten einigen können. Jedoch hat das Mitte-Links-Bündnis um den designierten italienischen Ministerpräsidenten Romano Prodi am späten Sonntagabend (8.5.2006) überraschend einen Kompromiss-Vorschlag gemacht und den Senator auf Lebenszeit Giorgio Napolitano für das Amt vorgeschlagen.

Vier Gegenkandidaten

Die Allianz habe sich entschieden, dem Wunsch der Mitte-Rechts-Allianz nach einem moderaten Kandidaten von großem Ansehen nachzukommen, hieß es in einer Mitteilung. Zuvor hatte Prodi tagelang auf dem Chef der Linksdemokraten Massimo D'Alema als einzigen Kandidaten beharrt, was jedoch bei der Mitte-Rechts-Allianz von Silvio Berlusconi auf heftigen Widerstand gestoßen war.

Die Mitte-Rechs-Koalition präsentierte am Sonntag hingegen gleich vier Politiker als mögliche Anwärter auf das Amt: Den ehemaligen Wettbewerbskommissar der EU, Mario Monti, die früheren Ministerpräsidenten Giuliano Amato und Lamberto Dini sowie den gerade erst gewählten Senatspräsidenten Franco Marini.

Knappe Mehrheit für die Abstimmung

Obwohl Berlusconi sich noch nicht zum Vorschlag von Mitte-Links geäußert hat, könnte der 80-jährige Napolitano auch die Unterstützung von teilen des Mitte-Rechts-Bündnisses erhalten, meinten Beobachter in Rom. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass Giorgio Napolitano es schafft", schrieb die Zeitung "La Repubblica" am Montag. Der erste Wahlgang sollte am späten Montagnachmittag stattfinden.

Napolitano erklärte am Abend, er sei bereit, für das Amt zu kandidieren. In Italien wird der Staatspräsident von den Abgeordneten beider Parlamentskammern und Vertretern der 20 Regionen gewählt, insgesamt 1010 Abgeordnete, Senatoren und Parlamentarien der Regionen. Prodis Mitte-Links-Bündnis verfügt im Parlament und im Senat über eine äußerst knappe Mehrheit. In den ersten drei Wahlgängen ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich, ab dem vierten Wahlgang die absolute Mehrheit.

Regierungsbildung verzögert

Amtsinhaber Carlo Azeglio Ciampi hatte am Mittwoch (3.5.) erklärt, er werde nicht für eine zweite Amtszeit zur Verfügung stehen. Durch den Verzicht Ciampis auf weitere sieben Jahre an der Spitze des Staats hat sich die Regierungsbildung nach der Parlamentswahl Anfang April weiter verzögert: Ciampis Nachfolger muss Prodi den Auftrag zur Regierungsbildung erteilen. (kap)