Prix Italia: Ich erzähl dir eine Geschichte | Starten Sie durch mit einem Volontariat der Deutschen Welle | DW | 14.10.2015
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Volontariat

Prix Italia: Ich erzähl dir eine Geschichte

Seid kreativ! So lautete der Auftrag für acht junge Medienmacher aus Europa, über einen der renommiertesten Medienpreise zu berichten. Mit dabei: unsere Volontärin Marina Strauß. Über neue Ideen und alte Werte.

Teilnehmende Journalisten bei dem SkillsXchange-Programme des Prix Italia in Turin (Foto: Marina Strauß, Nigel Wheatley).

Acht junge Journalisten aus Europa nahmen am SkillsXchange des Prix Italia teil

Ein Lächeln für's erste Selfie. Dann ein Tweet, ein Foto für Instagram, ein Post auf Facebook: Schnell ist klar, dass wir uns hier gut verstehen werden. Wir, das sind acht junge Medienmacher aus Belgien, Slowenien, Estland, Finnland, Norwegen und Irland inklusive mir als Vertreterin der Deutschen Welle. Gemeinsam bilden wir die erste SkillsXchange-Gruppe: Mit dieser neuen Initiative will die European Broadcasting Union (EBU) den Austausch zwischen jungen, digital arbeitenden Kreativen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Europa fördern. In Turin arbeite ich in der SkillsXchange-Gruppe zum Beispiel mit Snapchat-Expertin Pauline vom flämischen Rundfunk VRT in Brüssel. Sie macht jungen Erwachsenen schwierige Themen mit neuen Formaten des digitalen Storytellings schmackhaft. Und mit ihrem französischsprachigen Counterpart François, der sich auf Webserien spezialisiert hat.

Alter Preis, neue Berichterstattung

Diskussionspanel beim Prix Italia in Turin (Foto: Marina Strauß).

Neue Wege der Berichterstattung - Diskussion beim Prix Italia

Den Prix Italia gibt es seit 1948. Und trotz Twitter-Präsenz, neuer Homepage und toller Datenvisualisierung ist der Wettbewerb für Fernsehen, Radio und Internet in die Jahre gekommen. Daher hat uns Präsident Paolo Morawski eingeladen. Seine Bitte: Wir sollen das diesjährige Thema "The Power of Storytelling" auf eine neue, kreative Weise angehen und überlegen, wie sich vor allem Medienschaffende für ein solches Event begeistern lassen. Denn der Prix Italia ist mehr als nur eine Preisverleihung: In den sechs Tagen bringt sie mehr als 500 Journalisten, Produzenten, Entwickler und Experten aus der ganzen Welt zusammen. In Workshops und Vorträgen tauschen sie sich über neue technische Entwicklungen und aktuelle politische Themen aus.

Falsche Fährte?

Den Grundstein unserer digitalen Herausforderung legen wir ganz solide in einem Blog an. Dort berichten wir acht SkillsXchanger über das offizielle Programm des Prix Italia, über Dinge, die sich hinter den Kulissen abspielen und über Menschen, die direkt oder indirekt etwas mit dem Wettbewerb zu tun haben. Im Vorfeld des Panels über User Generated Content (UGC) - Inhalte, die von Nutzern und nicht von Journalisten erstellt werden - starte ich zusammen mit meinem slowenischen Kollegen ein Experiment. Wir wollen nicht nur trocken über den Vortrag berichten, sondern unsere "User" direkt einbinden. Über Twitter posten wir ein auf Flickr gefundenes Bild von einer brennenden Ölraffinerie und behaupten, die Explosion sei an diesem Morgen in Turin passiert. Wird man uns glauben?



Aus den getwitterten Reaktionen darauf und UGC-Tipps von Experten basteln wir ein Video über die Vorteile von User Generated Content und vor allem darüber, wie man von Nutzern bereitgestellte Inhalte überprüfen kann. Einer unserer Gesprächspartner in diesem Zusammenhang ist Jochen Spangenberg von der Abteilung Neue Medien der Deutschen Welle. Der Innovationsexperte berichtet beim UGC-Panel über Reveal, ein Projekt, das Tools entwickelt, um Content von Nutzern in Sozialen Netzwerken zu verifizieren. Teil unserer weiteren Berichterstattung sind außerdem Live-Tweets von den Labs und Panels und die Visualisierung von Daten rund um den Prix Italia.

Richtig? Falsch? Erst mal ausprobieren!

DW-Volontärin Marina Strauß berichtet vom Prix Italia (Foto: Prix Italia).

DW-Volontärin Marina Strauß berichtet vom Prix Italia

Für mich gibt es einiges zu entdecken - das überrascht mich, schließlich dachte ich bislang, mich rund um digitale Medien gut auszukennen. So drehen wir täglich eine Geschichte - und zwar mit Snapchat, einer viel diskutierten App für Smartphones. Während einige Medien die App als Spielerei für Teenager abtun, andere damit bereits journalistische Inhalte produzieren, heißt es beim SkillsXchange: Einfach mal ausprobieren.

Und auch die klassische Umfrage - was die Turiner vom Prix Italia halten - machen wir anders: mit Instagram. Diese Plattform bietet die Möglichkeit, Bilder in Echtzeit zu posten, die fotografierten Leute zu taggen und sie damit zu motivieren, sich unseren Blog anzuschauen.

Neue Wege, eine Geschichte zu erzählen, bedeutet natürlich nicht, dass die traditionellen Formen des Storytellings passé sind. Journalistisches Handwerk ist und bleibt der Kern der Berichterstattung. Es geht vielmehr darum, das richtige Format für Inhalte zu finden und diese unterschiedlichen Elemente zu kombinieren. So betten wir etwa über Soundcloud Audios in unsere Texte ein. Wie zum Beispiel mein Interview mit dem Chefredakteur der Zeitung "La Stampa" im Anschluss an ein Panel zur Frage wie öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten über Migration berichten sollten. In dem Gespräch erklärt Mario Calabresi, warum er beschlossen hat, das Foto von Aylan zu veröffentlichen. Der syrische Flüchtlingsjunge ertrank Anfang September im Mittelmeer. Das Bild bewegte alle, seine Veröffentlichung spaltete aber die Medien.

Die Woche ist eine bereichernde und inspirierende Erfahrung für mich. Jeder der Teilnehmer reist mit einem anderen Fachgebiet an - Radiospezialist, Videojournalist oder digitaler Medienexperte. Beim ersten SkillsXchange lerne ich neue Tools und Herangehensweisen kennen. Und auch wenn ich als DW-Volontärin bereits aus einem internationalen Haus komme, ist interkulturelles Arbeiten in jedem neuen Kontext eine spannende Herausforderung. Als junge Journalistin ist man oft in einem Zwiespalt aus Innovationsdrang und Erwartungshaltung gefangen. In Turin haben wir die Möglichkeit, uns innerhalb einer Woche auszuprobieren, Grenzen der Kreativität auszuloten und gleichzeitig Freiräume zu nutzen. Und dabei ist es ein großes Glück Madiana Asseraf als Koordinatorin zu haben. Die junge und sehr motivierte Social Media-Expertin ist Senior Online Development Managerin bei der EBU und damit die Ideengeberin für das SkillsXchange-Experiment.

Dem DW-Volontariat sei Dank

In der SkillsXchange-Redaktion (Foto: Prix Italia).

In der SkillsXchange-Redaktion

Die ersten Monate des Volontariats waren die beste Schule für die kreative Berichterstattung in Turin. Ähnlich des SkillsXchange-Programms haben wir Volontäre uns während des Global Media Forums, der internationalen Konferenz der Deutschen Welle, im Juni 2015 digital ausgetobt. Denn auch bei der DW haben wir während der Seminarphasen die Freiheit, neue Medien zu testen und eigene Ideen umzusetzen.

In einer globalen Medienwelt kommt man als Journalist um internationales Arbeiten kaum noch herum. Mit meinem DW-Volontariat habe ich mich bewusst für diese Perspektive entschieden. Ich glaube, dass neue - auf den ersten Blick vielleicht auch erst einmal unkonventionelle oder verspielte - Formen des Storytellings für die Zukunft wichtige Arten der Berichterstattung sein werden. Das betrifft auch öffentlich-rechtliche Medien. Nur so können wir als Journalisten ein junges Publikum erreichen und in Zeiten von Netflix, YouTube und Co. relevant bleiben. Ich freue mich schon darauf, die anderen SkillsXchanger bald wiederzutreffen. Wir stehen immer noch in Kontakt. Für uns ist klar: Das Projekt soll keine einmalige Sache bleiben, sondern zu einer festen Institution mit regelmäßigen Treffen und Austausch werden.

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