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Literatur

Prix Goncourt für Eric Vuillard

6. November 2017

Er ist der renommierteste Literaturpreis Frankreichs und verschafft Autoren weltweit Aufmerksamkeit. 2017 geht der "Prix Goncourt" an den Schriftsteller Eric Vuillard – für ein Buch über Hitlers Machtpolitik.

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Eric Villard
Bild: Getty Images/AFP/J. Saget

Gleich zwei Bücher über die Nazizeit sind am Montag (6.11.2017) in Frankreich mit wichtigen Literaturpreisen ausgezeichnet worden. Der Schriftsteller Eric Vuillard erhielt den Prix Goncourt für das beste französischsprachige Werk des Jahres. Sein im Frühjahr erschienenes Buch "L'ordre du jour" ("Tagesordnung") schildert den sogenannten "Anschluss" Österreichs 1938 an Nazi-Deutschland und den politischen Aufstieg Adolf Hitlers, als "Führer" eines großdeutschen "Dritten Reiches".

Geschichte als Fiktion 

Der 49-jährige Autor Eric Vuillard zeigte sich überrascht und hocherfreut über die hohe Auszeichnung für sein neuestes Buch. In seiner historischen Erzählung thematisiert er nicht nur die Ereignisse, die zur Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich führten, sondern beleuchtet auch die Hintergründe des außenpolitischen Schachzugs. Der Österreicher Adolf Hitler konnte seine Machtposition mit tatkräftiger Unterstützung deutscher Großindustrieller ausbauen.

Der mehrfach ausgezeichnete Schriftsteller und Filmemacher Vuillard befasst sich in seinen Werken gern mit großen Momenten der Weltgeschichte. Auf Deutsch sind von ihm bisher "Traurigkeit der Erde. Eine Geschichte von Buffalo Bill Cody" und "Kongo" erschienen. "Literatur sollte die wichtigen und auch bedrohlichen Geschichten erzählen", sagte er in Hinblick auf das Verhältnis von Geschichte und Fiktion. "Was ich Fiktion nenne, ist das Zusammenfassen gesammelter Fakten." 

Der Prix Goncourt ist mit symbolischen 10 Euro dotiert. Die Auszeichnung kurbelt vor allem die Verkaufszahlen an. Sie wird seit 1903 vergeben und soll das beste erzählerische Werk auszeichnen, das im laufenden Jahr in französischer Sprache erschienen ist.

Prix Goncourt-Finalisten: Yannick Haenel, Veronique Olmi, Eric Vuillard und Alice Zeniter
Die Prix Goncourt-Finalisten: Yannick Haenel, Veronique Olmi, Eric Vuillard und Alice Zeniter Bild: Getty Images/AFP/J. Saget

Prix Renaudot geht an Olivier Guez

Am gleichen Tag und am gleichen Ort der Prix Goncourt-Preisverleihung wird traditionell auch der Kritikerpreis "Prix Renaudot" vergeben. Die zehnköpfige Jury setzt sich aus Literaturkritikern zusammen. Das in diesem Jahr mit dem Preis bedachte Buch ist ein Roman über den KZ-Arzt Dr. Mengele aus der Feder des Schriftstellers Olivier Guez. In seinem Roman "La disparition de Josef Mengele" ("Das Verschwinden des Josef Mengele") beschäftigt sich Guez literarisch mit dem Verschwinden des berüchtigten SS-Arztes in Südamerika.

Mengele führte in Auschwitz Menschenversuche, unter anderem an Zwillingen und Behinderten, durch, um die angebliche Überlegenheit der "arischen Rasse" nachzuweisen. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs tauchte er zunächst in Argentinien, später in Paraguay und Brasilien unter. Im Mittelpunkt des Buches steht die Angst Mengeles vor der Verfolgung durch den israelischen Geheimdienst Mossad und den deutschen Staatsanwalt Fritz Bauer, der den ersten "Auschwitz-Prozess" in Deutschland maßgeblich vorantrieb.

Die beiden renommierten Literaturpreise verschaffen den ausgezeichneten Autoren auch international hohes Ansehen und ein großes Lesepublikum.

hm/suc (dpa/ap)