1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Priester wünscht Kohls Familie Versöhnung

27. Juni 2017

Bei einer Totenmesse von Bundestagsabgeordneten für den gestorbenen Altkanzler Helmut Kohl in Berlin hat Prälat Karl Jüsten der zerstrittenen Familie Kohl in seiner Predigt Versöhnung gewünscht.

https://p.dw.com/p/2fRct
Die Trauergemeinde unmittelbar vor Beginn der Messe
Die Trauergemeinde unmittelbar vor Beginn der MesseBild: picture-alliance/AP Photo/J. Macdougall

Der Leiter des Katholischen Büros Berlin, Karl Jüsten, hat die "weitherzige Katholizität" des verstorbenen Altkanzlers Helmut Kohl gewürdigt. Auch die Liebe zu seiner evangelischen Frau Hannelore habe ihn angetrieben, "ein gutes Miteinander der Kirchen und der Christen einzufordern", sagte Jüsten in der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale in einem Trauergottesdienst für Kohl.

Vor Vertretern aus Politik und Gesellschaft hob der Verbindungsmann der katholischen Bischöfe zur Bundespolitik zugleich die Unabhängigkeit des früheren Bundeskanzlers gegenüber den Kirchen hervor. "Wenn ihm etwas nicht passte, dann sagte er das dem Ratsvorsitzenden der EKD genauso wie dem Papst." Zwar habe Kohl den Beitrag Johannes Paul II. zum Fall des Eisernen Vorhangs und der Wiedervereinigung immer betont. "Das hinderte ihn aber nicht daran, ihn zu kritisieren, wenn er die nach seiner Meinung Falschen zu Bischöfen ernannte."

Bundespräsident Steinmeier, Bundestagspräsident Lammert, Bundeskanzlerin Merkel (v. l.) und weitere Politiker während der Messe
Außenminister Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundeskanzlerin Angela Merkel (v. l.) und weitere Politiker in der KathedraleBild: picture-alliance/AP Photo/J. Macdougall

Der Prälat nahm auch auf den öffentlich ausgetragenen Streit der Familie Kohl Bezug. "Wir wünschen uns allen, dass sie untereinander Versöhnung und Frieden erfahren", sagte Jüsten. Die Verwandten hätten ein unterschiedliches Bild vom Altkanzler. Außenstehende sollten sich aber bei einer Bewertung der Umstände zurückhalten.

Die Unionsfraktion im Bundestag hatte zu der Totenmesse in der Sankt-Hedwigs-Kathedrale eingeladen. Neben Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) und zahlreichen Kabinettsmitgliedern nahm auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) teil. Die Messe war nach Angaben der Fraktion mit Kohls Witwe, Maike Kohl-Richter, abgestimmt.

Kohl, der 16 Jahre Kanzler und 25 Jahre CDU-Vorsitzender war, war am 16. Juni mit 87 Jahren gestorben. Zur Würdigung seiner politischen Verdienste ist am 1. Juli ein europäischer Trauerakt im EU-Parlament in Straßburg geplant. Beigesetzt werden soll er in Speyer. Die Vorbereitungen der Trauerzeremonien werden überschattet von heftigen Streitigkeiten zwischen der Witwe Maike Kohl-Richter und Kohls Sohn Walter. Ihr Verhältnis gilt seit langem als angespannt.

stu/mik (dpa, kna)