Pride-Marsch gegen Anti-LGBTQ-Gesetz in Bukarest
10. Juli 2022Mehrere tausend Menschen haben in Bukarest am Pride-Marsch für mehr Rechte für sexuelle Minderheiten teilgenommen. Nach Angaben der Veranstalter zogen am Samstag mehr als 15.000 Menschen begleitet von einem großen Polizeiaufgebot am Samstag durch Rumäniens Hauptstadt. Rechte wie die Homoehe gibt es in Rumänien bislang nicht, und die Partei der ungarischen Minderheit versucht derzeit, ein Anti-LGBTQ-Gesetz wie im Nachbarland Ungarn durchzusetzen.
"Rechte von LGBTQ-Personen werden nicht respektiert"
"Es ist das erste Mal, dass ich an einem solchen Marsch teilnehme, aber es war wichtig, dabei zu sein, weil die Rechte von LGBTQ-Personen nicht respektiert werden", sagte die 37-jährige Catalin Enescu, die von ihrer Frau und ihren beiden Töchtern in regenbogenfarbenen Kleidern begleitet wurde. Das englische Kürzel LGBTQ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle und queer.
Zuvor hatten etwa 200 Menschen, von denen einige orthodoxe Ikonen hoch hielten, an einer Gegenveranstaltung unter dem Banner "Marsch der Normalität" teilgenommen. Die rechtsextreme Partei Noua Dreapta hatte dazu aufgerufen.
Gegendruck von Partei der ungarischen Minderheit
"Die Tatsache, dass die Pride-Märsche immer größer werden, während die rechtsextremen Gruppen immer kleiner werden, ist ein positives Zeichen", sagte der Norweger Tor-Hugne Olsen, der sich als Leiter der International Planned Parenthood Federation (IPPF) für die Rechte von Homosexuellen einsetzt. "Aber gleichzeitig sehen wir Gesetzesentwürfe, die darauf abzielen, die Rechte der LGBTQ-Menschen oder auch den Zugang zu Sexualaufklärung zu beschneiden."
Die Partei der ungarischen Minderheit in Rumänien hat einen Gesetzesentwurf zur Verhinderung der "Förderung von Homosexualität und Geschlechtsumwandlung" bei Minderjährigen eingebracht. Der Text ist einem umstrittenen Gesetz in Ungarn nachempfunden, das auch die EU-Kommission als diskriminierend anprangert und deshalb rechtlich gegen die Regierung des Rechtskonservativen Viktor Orban vorgeht. Homosexualität ist in Rumänien erst seit Anfang der 2000er Jahre nicht mehr strafbar.
Hunderttausende in Madrid dabei
In Spanien wurde gleichgeschlechtliche Liebe hingegen bereits in den 1970er Jahren, kurz nach dem Ende der Franco-Diktatur, entkriminalisiert. In Madrid ist der jährliche Pride-Marsch seit Jahren ein kommerzielles Riesen-Event. Am Samstag feierten - erstmals seit der Corona-Pandemie - wieder hunderttausende Menschen in der spanischen Hauptstadt unter der Regenbogenflagge. Eine ganze Reihe von Ministern und Ministerinnen der linksgerichteten Koalitionsregierung nahm an den Feierlichkeiten teil. Spanien gilt als eines der LGBTQ-freundlichsten Länder der Welt und erlaubt etwa bereits seit 2005 die gleichgeschlechtliche Ehe und die Adoption für gleichgeschlechtliche Paare.
sti/kle (afp, rtr)