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Pressestimmen von Samstag, 9. Oktober 2004

Michael Wehling 8. Oktober 2004

Anschläge auf israelische Urlauber in Ägypten/Friedensnobelpreis für kenianische Umweltschützerin Maathai/Präsidentschaftswahl in Afghanistan.

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Beherrschende Themen der Kommentare in den deutschen Tageszeitungen sind an diesem Samstag die auf israelische Touristen gezielten Anschläge in Ägypten und die Auszeichnung der Umweltschützerin Wangari Maathai mit dem Friedensnobelpreis. Beachtung findet daneben die Präsidentschaftswahl in Afghanistan.

Zunächst zum Terror in Ägypten. Die FRANKFURTER RUNDSCHAU schreibt:

'Anders als die Nachbarländer Jordanien oder Syrien ist die Regierung von (Präsident) Hosni Mubarak im Dialog mit Israelis und Palästinensern ausgesprochen engagiert. Aber Kairo steckt in einem Dilemma, da das Unbehagen in der eigenen Bevölkerung wächst. ... Um das schwierige Verhältnis nicht noch weiter zu belasten, versuchte die israelische Regierung ... Kritik am Krisenmanagement der Ägypter abzuwiegeln. (Israels Premier Ariel) Scharon lobte Mubarak vielmehr für eine verstärkte Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus.'

Die Boulevard-Zeitung BILD schreibt:

'Mehr denn je kommt es jetzt darauf an, dass die zivilisierte Staatengemeinschaft im Kampf gegen den internationalen Terrorismus zusammensteht ... Machen wir uns nichts vor: Dies ist ein furchtbarer Krieg, der keine Grenzen kennt.'

Kritik am Anti-Terror-Kampf übt die MÄRKISCHE ODER-ZEITUNG:

'Der Terrorismus hat in Indonesien andere Wurzeln und Triebfedern als im Nahen Osten. Eines entsprechenden Herangehens bedarf es, wenn der fundamentalistische Sumpf zumindest im Ansatz trocken gelegt werden soll. Dieser ist jedoch nicht erkennbar. Es fehlt an einem präventiven Instrumentarium, das weit über die militärische Option hinausgeht und politische und wirtschaftliche Maßnahmen einschließt', so das Blatt aus Frankfurt an der Oder.

Damit zum nächsten Thema, dem Friedensnobelpreis für die Kenianerin Maathai. Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG gerät ins Schwärmen:

'Es ist ein wunderbarer Preis für eine wunderbare Frau - und ein Signal, dass das Nobelkomitee die Zeichen der Zeit erkannt hat: Mit der Verleihung des Friedenspreises an die Umweltaktivistin Wangari Maathai erhält der Schutz der Natur endlich jene höchsten internationalen Weihen, die ihm schon lange zustehen. Die Erweiterung des Friedensbegriffes war überfällig. ... Umweltschutz ist Friedenspolitik: Die mutige Kenianerin hat dies nicht nur früh erkannt, sondern auch danach gehandelt.'

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG kommentiert:

'Der diesjährige Friedensnobelpreis setzt mehrfach Zeichen. ... Er kann so als Anstoß zu mehr Zuwendung und Hilfsbereitschaft gegenüber Afrika gewertet werden, aber auch und erst recht als Ausdruck der Überzeugung, dass Entscheidendes gegen Friedensgefährdung dort von Afrikanern selbst geleistet werden muss und, wie an der Preisträgerin Wangari Maathai erkennbar ist, geleistet werden kann.'

Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG aus München hätte sich eine andere Entscheidung gewünscht:

'Das Komitee hätte ein noch stärkeres Signal in die Welt senden können. Es hätte am Freitag um elf Uhr verkünden sollen: Der Gewinner ist - niemand. Eine solche Verweigerung würde das Weltbewusstsein vielleicht nachhaltiger prägen als die Auszeichnung Wangari Maathais. Denn es wäre eine Verweigerung mit Sprengkraft.'

Anderer Ansicht ist die THÜRINGER ALLGEMEINE aus Erfurt:

'Das ist Weitsicht. Inmitten der Wirren in Nahost und weltweiter Terrorattacken denkt das Nobelpreis-Komitee an den Frieden der Bäume. Die Entscheidung für Mama Mici, die Mutter der Bäume aus Kenia, verdient Beifall. ... Geehrt wird gleichzeitig auch die mutige Oppositionelle. Bevor sie in der jetzigen Regenbogen-Koalition zur Vize-Umweltministerin aufstieg, durchlitt sie Verfolgung, Demütigung und Prügel.'

Abschließend noch ein Blick in die Zeitung TAZ. Das in Berlin herausgegebene Blatt notiert zur Präsidentschaftswahl in Afghanistan an diesem Samstag:

(Die Vereinten Nationen) 'haben die jetzige Wahl mehr schlecht als recht organisiert, wenn man UN-internen Kritikern glauben schenken darf. Zur Entlastung sei gesagt: vor allem die Amerikaner haben auf dem Datum Oktober bestanden. Wenn es ruhig bleibt über die Wahltage am Hindukusch wird George W. Bush zumindest dies in seinem Wahlkampf präsentieren können: Afghanistan, den besseren Irak.'