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Pressestimmen von Samstag, 29. März 2008

Reinhard Kleber28. März 2008

Koran-kritisches Video von Wilders

https://p.dw.com/p/DWoV

Seit langem schon hatte der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders für seinen Koran-kritischen Kurzfilm getrommelt und damit für reichlich Vorab-Wirbel gesorgt. Nun hat er seinen Film „Fitna“ ins Internet gestellt. Für sein Erzeugnis erntete Wilders umgehend und weltweit mehr oder weniger deutliche Kritik. Der Film diene "keinem anderen Zweck als der Anstachelung zum Hass", erklärte etwa die slowenische EU-Ratspräsidentschaft. Auch viele Leitartikler der deutschen Tageszeitungen ließen sich das brisante Thema nicht entgehen.

Die KIELER NACHRICHTEN zum Beispiel meinen:

„Dieser Film ist nur eines: Primitiv und überflüssig. So dringend eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Islam und seinen fundamentalistischen und mörderischen Auswüchsen notwendig ist, so wenig kann ein solches Hass-Video dazu beitragen. Wo sich die Wahrnehmung einer Religion auf Mord und Terror verengt, bleibt kein Raum mehr für einen Dialog, geschweige denn für einen Prozess der Aufklärung im Islam selbst. Dass der islamistische Extremismus bekämpft werden muss, steht außer Frage. In der Wahl der Mittel sollten westliche Politiker allerdings wählerisch bleiben. Sie müssen sich immer an den Werten messen lassen können, für die sie stehen.“

Ähnlich sieht das der WIESBADENER KURIER:

„Das ist das letzte, was wir beim Dialog mit den Muslimen brauchen: Krawallmacher, Selbstdarsteller, Ideologen. Sie missbrauchen die Presse- und Meinungsfreiheit der westlichen Demokratien mit kruden und dumpfen Thesen und behindern den schwierigen Ausgleich zwischen den Religionen. Vor allem helfen solche Kampagnen - wie die des Niederländers Wilders - den Islamisten dabei, radikalen Nachwuchs anzuwerben.“

Der TAGESSPIEGEL aus Berlin wirft einen Blick zurück und gibt zu bedenken:

„Salman Rushdie war 1989 mit einer Fatwa belegt worden. Damals sagten im freien Westen viele: Wer so schreibt, soll sich nicht wundern. Ein Satz, gefährlich wie Wilders Pamphlet. Man kann das nicht vergleichen: Die Satanischen Verse sind ein meisterlicher Roman, Fitna ist ein mieses Video. Aber, das ist Toleranz: Beide Urheber haben das Recht auf Unversehrtheit, beiden gebührt Schutz und Solidarität. Man muss dafür nicht mal die Meinungsfreiheit bemühen. Es genügt das Gewaltmonopol des Staates.“

Zum Abschluss zitieren wir die AACHENER ZEITUNG, die süffisant anmerkt:

„Was für ein wichtiger, bedeutender Mann ist dieser Geert Wilders! Holland in Not: Das war zu befürchten. Die Regierung, die Mehrheit des Parlaments, die Intellektuellen: Sie alle haben Wilders' 16 Minuten und 47 Sekunden dauerndes korankritisches Filmchen zur Staatsaffäre empor geredet. Am Ende fragen sich manche Niederländer, was wohl schädlicher gewesen sein mag: die Panikmache ihres Regierungschefs Balkenende oder das Machwerk des rechtsgerichteten Politikers.“