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Pressestimmen von Samstag, 05. Juni 2004

Helmut Schmitz4. Juni 2004

D-Day / Bush-Vatikan / Ende Energie-Konferenz

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Zentrales Thema der Kommentare in den deutschen Tageszeitungen ist an diesem Samstag der bevorstehende D-Day-Gedenktag zur Invasion der Alliierten in der Normandie vor 60 Jahren. Kommentiert wird auch die internationale Umwelt-Konferenz, die in Bonn zu Ende gegangen ist.

Zu den D-Day-Gedenkfeiern schreibt die FRANKFURTER RUNDSCHAU:

'Der 6. Juni 1944, der Anfang vom Ende des Nazi-Regimes, steht in der Rückschau als Geburtsstunde des modernen Europa. Dieser Kontinent, über Jahrhunderte Schauplatz blutigster Schlachten, ist seitdem von großen Kriegen verschont geblieben - nicht etwa, weil es dazu keine Anlässe gegeben hätte, sondern weil Staatenlenker und Völker um die verbrecherische Seite "der Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln" wissen. Dieses kollektive Bewusstsein der Europäer könnte zum Vorbild auch für andere Regionen der Welt heranwachsen.'

In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG aus München heißt es:

'George W. Bush wird an diesem Wochenende in der Normandie versuchen, etwas von der moralischen Kraft der Tage vor sechzig Jahren zurückzuholen und die Idee eines den Atlantik überspannenden Westens zu erneuern. Er hat damit schon bei der Eröffnung des Denkmals für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs in Washington begonnen. Die Europäer können sich nur wünschen, dass Amerika zu dieser Form zurückfindet...Der 6. Juni stellt den Europäern eine aktuelle Aufgabe: Sie müssen den hysterisch gewordenen amerikanischen Riesen an sein besseres Selbst erinnern, an seine Rechtlichkeit und Gelassenheit, an den liberalen Optimismus, mit dem er die Welt einst gewonnen hat.'

Die Rostocker OSTSEE-ZEITUNG bemerkt:

'Das Gezänk darüber, ob der Kanzler anlässlich der Gedenkfeiern für die Invasion der Alliierten in der Normandie vor 60 Jahren nun einen rein deutschen Soldatenfriedhof besucht oder nicht, ist kleinlich und deplatziert. Gerhard Schröder, der anders als Helmut Kohl vor zehn Jahren der französischen Einladung zu den D-Day-Feierlichkeiten folgt, tut gut daran, der gefallenen Soldaten aller beteiligten Länder zu gedenken.'

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE befasst sich mit dem Vatikanbesuch des US-Präsidenten:

'Selbst wenn sich das merkwürdig anhört: Vielleicht haben der verehrte, hoch geachtete polnische Papst und der unbeliebte, sogar gehasste texanische Präsident mehr gemeinsam, als es die Auseinandersetzungen über die Rechtmäßigkeit des Irak-Kriegs vermuten lassen. In den großen Werte-Debatten auf internationalen Foren und in Bezug auf die Stellung von Kirche und Religion in der modernen Welt wird diese Gemeinsamkeit politisch bedeutend. Vielen ist Bushs (vorgeführte) Religiosität suspekt; aber er verkörpert jenen Teil Amerikas, der einen rigorosen moralischen Traditionalismus vertritt. Es ist kein Zufall, dass der Papst Bushs fast kulturkämpferisches Eintreten für 'Familienwerte' lobte und das, was er selbst 'Kultur des Lebens' nennt. Und in der Würdigung der Freiheit stehen sich beide näher, als viele glauben.'

Das Ergebnis der Bonner Konferenz für Erneuerbare Energien kommentiert die LAUSITZER RUNDSCHAU aus Cottbus:

'Selten hatte eine große Umweltkonferenz so viel greifbaren Aktualitätsbezug wie das 154-Staaten-Treffen in Bonn. Während die Benzinpreise an den Tankstellen auf ungeahnte Höhen kletterten, präsentierten sich vor dem ehemaligen Bundestag am Rhein Solarautos, Sonnenkollektoren und andere regenerative Energieträger. Doch die Veranstaltung erschöpfte sich beileibe nicht in schöner Symbolik. In ihrer politischen Erklärung bekennen sich die Teilnehmer klar zum verstärkten Ausbau von Wind-, Sonnen- oder Wasserkraft. In einem gemeinsamen Aktionsprogramm wurden dazu mehr als 160 konkrete Projekte festgelegt. Selbst umweltpolitisch wenig ambitionierte Staaten wie China oder Ägypten sitzen hier mit im Boot.'

Abschließend die OFFENBACH-POST:

'Man hat eben nicht nur tagelang kluge, aber letztendlich wieder einmal realitätsferne Papiere verfasst, sondern alle - Politik, Wirtschaft und die Bürger - fangen offensichtlich an, ernsthaft über eins der mit Sicherheit ganz wichtigen Zukunftsthemen interessierter nachzudenken. Mentalen Sprung nannte das der Direktor des UN- Umweltprogramms, Klaus Töpfer. Wenn er Recht hat, und wenn jetzt der politische Wille entsprechend geformt wird und die Industrieländer das nötige Geld zur Verfügung stellen, dann würde aus der Koalition der Willigen in der Tat ein Bund der Visionäre.'