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Pressestimmen von Montag, 7. Januar 2002

7. Januar 2002

Drei-Königstreffen der FDP/ Historischer Thriumph Sven Hannawalds

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Offener Machtkampf um Kanzlerkandidaten in der Union/
Zentrales Kommentarthema der deutschen Tagespresse ist der jetzt offen entbrannte Machtkampf zwischen CDU-Chefin Angela Merkel und CSU-Chef Edmund Stoiber um die Kanzlerkandidatur. Beachtung findet auch das traditionelle Drei-Königstreffen der FDP. Schließlich ist der historische Triumph des deutschen Skispringers Sven Hannawald ein Kommentarthema. Zunächst zur Auseinandersetzung um die Kanzlerkandidatur in der Union.

In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG heißt es dazu:

'In der CDU wird geputscht, aber die Partei hat es noch nicht
gemerkt. Die männlichen Konkurrenten von Angela Merkel nutzen die Kanzlerkandidaten-Frage zur kalten Entmachtung der Parteivorsitzenden. Das Kalkül ist ebenso simpel wie richtig: Wenn es Angela Merkel nicht gelingt, als Kandidatin aufgestellt zu werden, ist sie keine richtige Parteichefin mehr, sondern nur noch die Verwalterin der Dienstgeschäfte einer Parteichefin; dann wird sie zum Gretchen der Union.'

Das in Köln erscheinende Boulevard-Blatt EXPRESS sieht Merkel ebenfalls in geschwächter Position:

' Die Zeit der Nebelkerzen ist endgültig vorbei. Merkel gegen Stoiber der Machtkampf um die Krone der Union ist offen ausgebrochen. Die schon von vielen abgeschriebene Merkel ballt die Faust: Ich bin bereit. So wie es ausschaut, kommt die Frau mit dem eisernen Willen ein bisschen spät aus der Deckung. Jetzt könnte sich rächen, dass sie in den letzten Monaten ohne große Gegenwehr den bayrischen Löwen auf der Sympathieskala hat punkten lassen. '

Die RHEIN-ZEITUNG aus Koblenz/Mainz schreibt:

'Angela Merkel hat eigentlich keine Chance. Aber die nutzt sie konsequent. Mit ihrem nicht erwarteten Vorstoß, die Kanzlerkandidatur anzumelden, hat sie den bayerischen Taktiker Edmund Stoiber aus der Reserve gelockt. Nein, Angela Merkel sagt klar: Ich will antreten.
Und sie zwingt damit den CSU-Chef, es ihr postwendend gleichzutun.
Die Zeichen in der Union stehen auf Kampf. Und dieser Punkt geht erst einmal an die CDU-Vorsitzende. Ob das aber auch schon ihr Sieg war und die Antwort auf die K- Frage, darf bezweifelt werden. Denn angeschossene Löwen sind bekanntlich gefährlich.'

Themawechsel und zum Drei-Königs-Treffen der Liberalen. Die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG sieht die FDP gestärkt. Im Kommentar heißt es:

'Mit Westerwelle und Co. hat die FDP auch personell und thematisch Beachtliches zu bieten. Das macht sie interessant für die SPD, die letzte Hoffnung der Union sind die Liberalen sowieso. Und die entscheidungs-offenen Wähler verbinden mit der Partei Bewegung statt Stillstand. Genau das, was der Arbeitsmarkt, die Gesellschafts- Politik, die politische Kultur so dringend bedarf. Ob bei der Rente oder der Steuer, ob beim Arbeitsmarkt oder der Wehrpolitik hat die Partei erkennbare Positionen.'

Die KÖLNISCHE RUNDSCHAU sieht die Situation der FDP ähnlich:

'Die Wahlziele sind erklärt, erste Bedingungen bereits gestellt.
Mit de m Dreikönigstreffen ist der Bundestagswahlkampf 2002 de facto eröffnet. Und die Freien Demokraten strotzen vor Kraft wie lange nicht. Vor allem aber profitiert die FDP entscheidend von der Schwäche der inzwischen innenpolitisch ziemlich glanzlosen Koalition. Eine FDP über zehn Prozent hingegen wüchse automatisch in die Rolle des Königsmachers. Vor allem daraus beziehen die Liberalen ihr demonstratives Selbstbewusstsein.'


Abschließend noch die STUTTGARTER NACHRICHTEN. Sie widmen sich dem historischen Triumph des Skispringers Sven Hannawald. Er hatte als erster Athlet überhaupt alle vier Springen der Vierschanzen-Tournee gewonnen - nach Auffassung des Kommentators aber nicht der einzige Grund für die Popularität des Sportlers:

'Hannawald hat wahre Begeisterung ausgelöst - weil man sich mit ihm identifizieren kann. Wenn er jubelt, tut er dies so von Herzen, dass man gar nicht anders kann, als mitzujubeln. Und Hannawald ist auch einer, der nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens stand.
Probleme mit dem Gewicht, Gerüchte über Magersucht, Krankheiten, kleine Depressionen. Der 27-Jährige bot die ganze Palette, und es gab viele, die ihn höchstens noch aus dem Kader, aber nie mehr zu einem Sieg fliegen sahen. Doch Hannawald hat gekämpft. Das merken die Zuschauer. Hannawald ist nicht nur als erster Springer zu vier
Tourneesiegen geflogen - sondern auch in die Herzen der Menschen.'


Soweit die Presseschau - zusammengestellt von Hans Ziegler.