1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Pressestimmen von Montag, 31. März 2003

Hanns E.Petrik 31. März 2003

Die Themen: Der Krieg am Golf / Irak und die CDU

https://p.dw.com/p/3Rlm

Der Krieg im Irak bleibt auch an diesem Montag das beherrschende Thema in den Kommentar-Spalten der Zeitungen. Ausserdem im Blickpunkt der Analytiker: Die CDU-Führung und ihr Standort im Golfkrieg. Zunächst zum Irak und der jüngst angekündigten neuen Terror-Taktik. Über die allgemeine Lage lesen wir in der WESTFÄLISCHEN RUNDSCHAU:

'Noch kürzlich mit seiner brutalen Kriegssprache unumschränkter «amerikanischer Held», muss Verteidigungsminister Rumsfeld sich bereits jetzt selbst verteidigen. Zu dilettantisch erscheint vielen seine Strategie eines schnellen High-Tech-Schlages. Und dieselben Generäle, die pflichtgemäß ihre Loyalität zu ihm beteuern, lassen zugleich Berichte über Nachschubpannen streuen und darüber, dass ihre Truppen sich womöglich für etliche Wochen in der Wüste werden eingraben müssen. Andeutungen über einen Rücktritt Rumsfelds sind sicherlich schiere Spekulation. Er eignet sich aber dann als Bauernopfer, wenn der oberste Kriegsherr Bush selbst unter Druck gerät.'

Die in Bagdad angekündigte neue Terror-Taktik beschäftigt den MANNHEIMER MORGEN:

'Man fühlt sich an Vietnam erinnert. Damals vermochte es die US-Armee trotz ihrer Strategie der verbrannten Erde, ihrer B-52-Bomber und der Napalm-Angriffe nicht, den Vietcong in die Knie zu zwingen. Der wehrte sich zum Teil auf archaische Weise: mit vergifteten Fallen und primitiven Selbstschuss-Anlagen. Es ist zwar zu früh, um darüber zu spekulieren, ob sich das Vietnam-Syndrom im Irak wiederholen wird. Sicher erscheint aber schon jetzt, dass die irakischen Militärs die amerikanischen und britischen Truppen mit heimtückischen Selbstmordattentaten und Kamikaze-Attacken aus dem Hinterhalt in einen langen Zermürbungskrieg hineinziehen wollen. Das Schlimmste steht den Soldaten der Allianz noch bevor. Dies wird Goliath zwar nicht aufhalten, möglicherweise aber ins Wanken bringen können.'

Im Kölner EXPRESS heisst es dazu:

'Mit den Selbstmordanschlägen droht der Krieg am Golf unkalkulierbar zu werden. Will man den Fanatikern in Bagdad Glauben schenken, wird der Terror bald gezielt eingesetzt ...die Stimmung auf der arabischen Straße ist inzwischen so explosiv, dass sich wahrscheinlich genug Attentäter für die Mordaufträge finden lassen werden. Aber können wir sicher sein, dass nur der Nahe Osten betroffen ist? Nein. Nicht erst seit dem 11. September wissen wir, dass die Terroristen ihre Ziele weltweit aussuchen. Gut möglich, dass Deutschland trotz seines Neins schon bald vom Krieg eingeholt wird - in der Allianz gegen den Terror, an der Seite der USA.'

In der CDU ringt die Parteiführung um ihre politische Position im Irak-Krieg - vor allem Parteichefin Angela Merkel gerät mehr und mehr in die Kritik. Der Bonner GENERAL-ANZEIGER meint:

'Es stimmt. Angela Merkel hat nie gesagt, dass der Krieg gegen Irak «richtig» sei. Aber «unvermeidlich» hat sie ihn genannt. Die CDU - Vorsitzende ist damit eindeutig auf US-amerikanischen Kurs eingeschwenkt und hat auch in ihrer eigenen Partei, vor allem an deren Basis heftige Reaktionen ausgelöst. Merkel stellt sich mit dieser Position, die man einnehmen kann, gegen die öffentliche Meinung und gegen viele eigene Parteifreunde. Jüngste Umfragen belegen, dass die Ablehnung des amerikanisch-britischen Vorgehens gegen Irak bis tief in die Klientel der Union reicht und eine bemerkenswerte Mehrheit der Unionsanhänger den Anti-Kriegskurs der Schröder-Regierung befürwortet. Mit jeder ihrer Äußerungen zum Krieg im Irak wird der Abstand zur eigenen Basis größer.'

Und schliesslich bemerkt die MÄRKISCHE ODERZEITUNG in Frankfurt an der Oder:

'Der Kurs von CDU-Chefin Merkel beunruhigt die Union von Flensburg bis Passau. Warum tut Frau Merkel das? Es gibt ganz unterschiedliche Erklärungsmuster. Das wahrscheinlichste: Erstens ist Frau Merkel von der Notwendigkeit überzeugt, den Diktator in Bagdad zu beseitigen, und sei es mit Gewalt; zweitens demonstriert sie Härte und Durchhaltevermögen, also Führungsstärke. Das ist ein klares Signal nach innen, aber auch ein gefährliches Spiel. Es könnte sein, dass die Basis, die sie bislang auch gegen ihre innerparteilichen Gegner trägt, verärgert mit Liebesentzug reagiert. Dann würde es recht einsam um sie.'

Soweit die Presseschau.