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Pressestimmen von Montag, 30. Juli 2006

Zusammengestellt von Christoph Schmidt30. Juli 2006
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Die tödliche Gewalt im Kampf zwischen Israel und der Hisbollah erreicht eine neue Größenordnung. Der israelische Luftangriff auf das libanesische Kana mit weit mehr als 50 Toten hat weltweit scharfe Reaktionen ausgelöst und steht erneut im Fokus der Presseschau.

Die BRAUNSCHWEIGER ZEITUNG warnt vor einer Verurteilung Israels:

"Es gibt eine böse, eine zynische Rechnung, die derzeit im Libanon auf dem Rücken der Zivilbevölkerung aufgemacht wird. Sie lautet: Je mehr zivile Opfer, umso besser. Die Hisbollah nutzt geschickt die menschlichen Schutzschilde. Sie feuert ihre Raketen aus dicht besiedelten Gebieten ab, sie richtet ihre Waffenlager und Befehlsstände in unmittelbarer Nähe von Wohnhäusern ein. Ein Kampf gegen die Hisbollah ohne unbeabsichtigte zivile Opfer ist für die Israelis unmöglich."

Dagegen meint die FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND zum israelischen Vorgehen:

"Immer deutlicher zeigt sich, dass Israel gegen die Hisbollah einen gefährlichen Fehler gemacht hat: Als Ziel wurde die weitgehende Ausschaltung der Schiiten-Miliz verkündet. Inzwischen wird klar, dass dieses Ziel kaum zu erreichen sein wird. Selbst wenn die Hisbollah stark geschwächt aus diesem Krieg hervorgeht, kann sie einen gewaltigen Propagandasieg einfahren. Die im Felde unbesiegten Radikalislamisten werden in der Region ihr Heldenimage als Kämpfer gegen den Zionismus weiter ausbauen."

Die ALLGEMEINE ZEITUNG aus Mainz analysiert die Konstellation der Staaten in der Region:

"Das mühsam gehaltene Gleichgewicht in diesem Teil des Nahen Ostens ist verschoben. Der Libanon ist kein Staat aus eigener Kraft mehr. Nachdem Syrien als heimliche Macht zurückgedrängt worden war, hat jetzt der Iran mit Hilfe der Hisbollah diese Rolle übernommen. Diese Gefahr übersehen zu haben, das müssen sich alle Beobachter vorwerfen lassen. Dazu gehören die Europäer. Sie müssen sich engagieren. Dieser Konflikt liegt direkt vor unserer Haustür."

Die Düsseldorfer WESTDEUTSCHE ZEITUNG hinterfragt die deutsche Haltung zu dem Konflikt:

"Wir haben uns daran gewöhnt, die Opfer israelischer Gewalt, sei es in Gaza, im Westjordanland oder jetzt im Libanon, irgendwie für ihr Schicksal selbst verantwortlich zu machen. Dass regelmäßig Frauen und Kinder den höchsten Blutzoll entrichten mussten, erklärte unsere Politik mit der Infamie des Bösen, das sich eben unter den Unschuldigen verstecke. Wer nicht von Amts wegen gehalten ist, dieser Propaganda zu folgen, weiß, dass die Inkaufnahme ziviler Opfer erklärte Politik Israels ist. Vielleicht hilft aber das Entsetzen über das Morden, dass auch unsere Regierung sagt: Selbst wenn wir ihn nicht verhindern können: Dieser Krieg ist nicht unser Krieg."