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Pressestimmen von Montag, 24. Dezember 2007

Herbert Peckmann23. Dezember 2007

Besinnliches zu Weihnachten

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Das Weihnachtsfest ist das Fest der Besinnung. Das ist auch in den Kommentarspalten der deutschen Tagespresse am heiligen Abend deutlich zu spüren.

So stellt die in Koblenz und Mainz erscheinende RHEIN-ZEITUNG fest:

„Wir sind wirtschaftlich in aller Welt zu Hause, aber viele haben ihre geistige Heimat verloren, die vermittelt: Dir kann nichts passieren. Die Angst, auf der Suche nach einer Herberge nicht einmal einen Stall zu finden, hat sich bis weit in den Mittelstand hinein ausgebreitet. Ja: Es geht uns gut. Aber: Wie lange noch? Unsere Gesellschaft scheint nur noch in einer Richtung durchlässig: bergab in Regionen, die mit Hartz IV und Unterschicht beschrieben werden.“

Der Berliner TAGESSPIEGEL sieht in Deutschland Fortschritte in Richtung einer auf Kinder orientierten Gesellschaft, kritisiert aber:

„Der Deutschen liebstes Kind ist nach wie vor das Auto. In Berlin wird mancher Hund mehr umsorgt als das Nachbarskind. Die Klagen der Schulen über desolate Bausubstanz und fehlende Lehrer wurden nicht leiser. Nur ein ganz besonderes Kind konnte die Welt so radikal auf einen neuen Weg führen wie das Jesuskind. Aber auf seine Weise ändert jedes Kind diese Welt ein wenig - denn ohne Kinder hat die Welt keine Zukunft.“

Unter der Überschrift „Der Traum vom langsameren Leben“ kommentiert die Zeitung DIE WELT:

„Blättert man durchs vorweihnachtliche Feuilleton und horcht in die Stammtische, so ist das Bedürfnis allgegenwärtig. In Hamburg hat das Schauspiel jetzt sogar eine ganze 'Entschleunigungs'-Reihe auf den Spielplan gesetzt. Es kann damit auf breites Interesse setzen, auf eine Mischung aus Modernisierungsmüdigkeit und den Verdruss über Mehrarbeit ohne Einkommenszuwachs, auf die Furcht, trotz aller Atemlosigkeit letztlich doch nur Verzicht üben zu müssen, auf Sinnverlust. Und war dieses Jahr nicht reich an mehr oder versteckten Zeichen, die uns bedeuten, dass nicht mehr alles einfach so weitergehen kann wie bisher?“, fragt DIIE WELT.

Die KÖLNISCHE RUNDSCHAU meint:

„Weihnachten strahlt in eine andere Welt, seitdem sich die großen Konfliktblöcke zwischen West und Ost so gravierend verändert haben. … Positiv ist, dass viele Menschen in dieser Zeit bereit sind, auch materiell Unterstützung zu leisten. Oft erfolgt das in Form von Spenden. Die Deutschen haben in diesem Jahr in etwa gleicher Größenordnung gespendet wie 2006.“

Zum Schluss die ESSLINGER ZEITUNG:

(Es) „zeigt sich auch an diesem Weihnachtsfest, dass wirtschaftliches Wachstum und Reichtum, moralische Appelle und bürokratische Anstrengungen allein kaum genügen, um eine Zivilisation vor dem schleichenden Rückfall in die Barbarei wirksam zu schützen. Die Türen zum Geheimnis menschlichen Zusammenlebens öffnen sich in Wirklichkeit nur von innen. Das einfältige Bild der vor dem Jesuskind knienden Könige und Hirten bietet die heilsame Chance innezuhalten. Vielleicht beginnt die übermütig coole Spaß- und Leistungsgesellschaft dann mit dem Herzen zu verstehen, was mit der Logik des Marktes kaum zu begreifen ist: dass Demut, Geist und Liebe noch immer ihr wahrer Reichtum sind.“