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Pressestimmen von Montag, 17. März 2003

zusammengestellt von Hans Ziegler17. März 2003

Irak-Konflikt// Weltwasserforum// Lungenentzündung

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Zentrales Thema in den Kommentaren der deutschen Tagespresse ist erneut der Irak-Konflikt und der drohende Ausbruch eines Krieges. Daneben findet das Weltwasserforum Beachtung. Schließlich ist der Ausbruch einer neuen hochansteckenden Form der Lungenentzündung in Asien und ein möglicher Infektionsfall in Deutschland ein Kommentar- Thema. Zunächst zum Irak-Konflikt, über den am Sonntag US-Präsident George Bush, der britische Premier Tony Blair und Spaniens Regierungschef Jose-Maria Aznar auf der Azoren-Insel Terceira noch einmal beraten hatten.

In der Tageszeitung DIE WELT heißt es mit Blick auf das Treffen:

'Mit dem Treffen auf den Azoren geht das diplomatische Ringen zu Ende. Ein Krieg erscheint unausweichlich. Wäre er zu vermeiden gewesen? Wohl nur, wenn der Sicherheitsrat gegenüber dem Irak schon vor Jahren jene Entschlossenheit an den Tag gelegt hätte, die allein Resolutionen Gewicht verleihen kann. Wie bei Milosevic ließ man sich einlullen, hinhalten und ablenken, und wie beim Kosovo-Krieg dürfte
es zur absurden Situation kommen, dass die Durchsetzung des Willens der Völkergemeinschaft nur unter Missachtung des Völkerrechts möglich ist.'

Die 'Frankfurter Allgemeine Zeitung' beleuchtet die deutsche Position in der Irak-Frage und übt Kritik:

'Die Hoffnung in Berlin, die amerikanische Regierung werde sich nach einem erfolgreichen Krieg plötzlich reumütig zeigen und sich zurücknehmen, nachdem sie ihren hegemonialen Einsatz gegen Bagdad so kaltschnäuzig betrieben hat, zeugt davon, wie die Illusion von gestern schon die Illusion von morgen gebiert. Nicht die Vereinigten Staaten werden es in der Zeit danach sein, die für die Zeit davor - gar noch in Berlin - um Vergebung bitten und zu Kreuze kriechen müssen. Warum sollten sie? Schröder wird das Porzellan, das
er zerschlagen hat, selber kitten müssen.'

Die STUTTGARTER ZEITUNG schreibt:

'Der Krieg steht bevor. Schon bevor der erste Schuss gefallen ist, stehen die ersten Opfer fest. Es sind die Vereinten Nationen, die Nato, die Europäische Union und die Einheit des Westens. Man spricht nicht mehr miteinander, sondern man sammelt sich im eigenen Lager, die Falken auf den Azoren, die Kriegsgegner im Sicherheitsrat. Niemand ist ehrlich. Es wird gelogen und geheuchelt. Der Azoren- Gipfel hat den Krieg vorbereitet, auch wenn es zuvor hieß, es gehe um letzte diplomatische Initiativen, um den Frieden zu retten.

'Auch die AACHENER NACHRICHTEN halten einen Irak-Krieg für unausweichlich:

'Bush wollte diesen Krieg immer, er will ihn heute mehr denn je, und jetzt bekommt er ihn. Der politische Autist im Weißen Haus hat ungeachtet seines diplomatischen Schlingerkurses sein Ziel zu keinem Zeitpunkt aus den Augen verloren: Saddam Hussein muss weg, um jeden Preis. Kein Zweifel, Bush wird dieses Ziel erreichen, doch die Welt danach wird eine andere sein, gefährlicher und gefährdeter. Es ist die vielleicht trostloseste Erkenntnis der jüngsten Zeit, dass am Ende nur mehr die Hoffnung bleibt, dass der Krieg, der furchtbar werden wird, wenigstens schnell beendet sein möge.'

Themenwechsel und zum Weltwasserforum im japanischen Kyoto. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG weist auf die enorme Bedeutung des Treffens hin:

'Die Kriegsgefahr drängt die strategischen aber nicht aufschiebbaren Probleme der Menschheit in den Hintergrund. Trinkwasserknappheit stellt die größte Bedrohung dar; der die Menschheit je ausgesetzt war, stellt die Menschenrechtsorganisation der Vereinten Nationen in stiller Dramatik fest. Gleichwohl wird das Weltwasserforum in Japan wieder nur auf die Situation aufmerksam machen, bestenfalls die Sensibilität verstärken. Entscheidungen aber müssen national und dezentral getroffen werden.'

Abschließend der WIESBADENER KURIER, der sich mit der neuen, hochansteckenden Form der Lungenentzündung befasst, die in Asien nachgewiesen und möglicherweise auch in Deutschland aufgetreten ist:

'Es gibt keine Visa für Bakterien und Viren. An einem Weltflughafen wie Frankfurt und in der umliegenden Region müssen wir trotz aller Kontrollen mit dem deutlich höheren Risiko leben, dass Krankheiten aus aller Welt sozusagen im Fluge eingeschleppt werden. Nicht nur, dass deutsche Touristen aus zahlreichen Gebieten heimkehren, wo Infektionskrankheiten grassieren. Der Umsteige-Knotenpunkt Rhein-Main bringt es auch mit sich, dass vermutlich Tausende Passagiere mit ansteckenden Krankheiten zwischenlanden.'