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Pressestimmen von Montag, 13. Oktober 2003

Barbara Zwirner18. Oktober 2003

Rekord-Schulden / Friedenspreis des Deutschen Buchhandels / Formel-1

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Die Kommentare der deutschen Tagespresse befassen sich mit der sich abzeichnenden historischen Schuldenlast Deutschlands, der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an die amerikanische Schriftstellerin Susan Sontag und dem sechsten Formal-1-Weltmeister-Titel für Michael Schumacher.

Die in Kassel erscheinende HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE ALLGEMEINE kommentiert die Staatsverschuldung wie folgt:

"Eichels Eingeständnis vom Wochenende, dass die Bundesrepublik in diesem Jahr so viel Schulden machen wird wie nie zuvor, ist finanzpolitisch ein Desaster. Und der zuständige Minister trägt ein Gutteil Mitschuld daran. Denn in bester Tradition seiner Vorgänger hat Eichel erst lauthals im Walde gepfiffen und sich Mut gemacht, als der Konjunkturhimmel sich zu verfinstern begann. Und dann Realismus durch Wunschdenken ersetzt, als die Rezession das Land erfasste. In der Folge wurde das Wachstum der Wirtschaft stets zu hoch veranschlagt, die Ausgaben für die Arbeitslosigkeit zu niedrig... Dabei war es Hans Eichel, der einst gewarnt hatte, wer den Weg in den Schuldenstaat beschreite, versündige sich an den Zukunftschancen der nachfolgenden Generationen."

Der Bonner GENERAL-ANZEIGER meint:

"Man erinnert sich: Bis vor wenigen Monaten gab es in der Bundeshauptstadt so ehrgeizige Zielvorstellungen wie einen ausgeglichenen Staatshaushalt im Jahr 2006 oder gar Etatüberschüsse im Jahr 2012. Finanzminister Hans Eichel ist an diesen Zielen hoffnungslos gescheitert. Als Amtsinhaber muss sich der Sozialdemokrat, der einmal als solider Sparkommissar galt, fragen lassen, ob er die beispiellose Rekordverschuldung von mindestens 41,9 Milliarden Euro glaubwürdig mitverantworten kann. Das genaue Maß der Staatsverschuldung dürfte sich ohnehin erst in den nächsten Wochen beziffern lassen."

Die NEUE RUHR/NEUE RHEIN-ZEITUNG aus Essen schreibt:

"Eichels Hinweis auf die schwächelnde Konjunktur und die hohen Kosten der Arbeitslosigkeit ist genauso richtig wie sein Seitenhieb auf die Reformresistenz der Regierung Kohl. Der Finanzminister kann sicher nicht für drei Jahre wirtschaftlicher Stagnation verantwortlich gemacht werden. Genauso richtig ist aber ihm vorzuwerfen, nur abgewiegelt und nicht zuletzt aus wahltaktischen Gründen all zu lange die prekäre Situation schöngeredet zu haben. Jetzt steht er, der früher der Hans im Glück hieß und eine Bank im Kabinett Schröder war, vor dem Scherbenhaufen seiner eigenen Illusionistenkünste."

Zur Verleihung des diesjährigen Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Susan Sontag schreibt die in Koblenz/Mainz erscheindende RHEIN-ZEITUNG:

"Die US-Schriftstellerin, die gestern in Frankfurt den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhielt, gilt bei vielen ihrer Landsleute als Nestbeschmutzerin, als 'unamerikanische' Schreckensgestalt. Tatsächlich gehört Susan Sontag jener selten gewordenen Spezies Mensch an, für die Demokratie sich nicht im Wahlzettel-Einwurf erschöpft, sondern vor allem heißt: Mit wachem Verstand sich immerfort einmischen in die Geschäfte des Staates und die Entwicklungen der Gesellschaft. Schon deshalb war die Entscheidung des deutschen Buchhandels, ihr den Friedenspreis zu verleihen, richtig."

Und schließlich zum sechsten Formel-1-Weltmeister-Titel für Michael Schumacher. In der Zeitung DIE WELT lesen wir:

"Michael Schumacher ist zum sechsten Mal Formel-1-Weltmeister geworden und hat damit Sportgeschichte geschrieben. Der Kerpener ist mehr als nur ein sportliches Phänomen. Denn der 34-Jährige hält uns einen Spiegel vor, weil sein Erfolg eine vergleichsweise simple Ursache hat. Michael Schumacher verkörpert jene Qualitäten, die gemeinhin als deutsche Tugenden bezeichnet und zuweilen belächelt werden: Freude an der Arbeit, Freude an hoher Qualität; Beharrlichkeit, Fleiß, Pünktlichkeit und auch die Fähigkeit zu motivieren...In einer Zeit, in der fast allen Bereichen unseres Gemeinwesens teilweise skurrile Super- oder Megastars übergestülpt werden, ist Schumacher eine Ausnahme."

Die SAARBRÜCKER ZEITUNG resümiert begeistert:

" Wenn die Formel 1 die Welt ist, dann ist Michael Schumacher die Sonne: Am Sonntag traf dieser Vergleich beim Formel-1-Finale im Vergnügungspark von Suzuka erneut auf den Ausnahmekönner zu. Michael Schumacher hat seinen sechsten WM-Titel eingefahren, den vierten in Folge für Ferrari. Mit dieser weltmeisterlichen Leistung hat das deutsche Vollgas-Idol jetzt den legendären Auto-Mythos Juan Manuel Fangio aus Argentinien überholt. Dieser sechste WM-Triumph bedeutet dem Kerpener mehr als seine früheren Erfolge. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren ... musste Schumi sich seine Siege und Punkte 2003 wieder hart erkämpfen."