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Pressestimmen von Mittwoch, 30. Mai 2007

Gerhard M Friese29. Mai 2007

ASEM-Treffen / Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel

https://p.dw.com/p/AmCZ

Das ASEM-Treffen in Hamburg und eigene Vorschläge der Industrie für eine bessere Kennzeichnung von Lebensmitteln sind an diesem Mittwoch wichtige Themen der Kommentare deutscher Tageszeitungen. Das ASEM-Treffen der EU-Außenminister und 16 ihrer asiatischen Kollegen blieb ohne konkrete Ergebnisse in Sachen Klimaschutz. Die Kommentatoren deutscher Tageszeitungen nehmen dies zum Anlass, einen Blick auf den anstehenden G-8-Gipfel zu werfen.

So schreibt die MITTELBAYERISCHE ZEITUNG aus Regensburg:

'Wenn das gestern zu Ende gegangene ASEM-Treffen zwischen Europa und Asien eine Generalprobe gewesen sein soll für den G8-Gipfel, dann ist sie gänzlich misslungen. Kaum jemand interessiert sich für die Ergebnisse. Die Krawalle in der Nacht zu Montag beherrschen das Bild. Unter diesen Vorzeichen wird Heiligendamm eine scheinheilige Veranstaltung, ein Zoo, bei dem Politiker und Demonstranten durch mehr getrennt sind als durch einen Sicherheitszaun. Wenn es nicht gelingt, die Wichtigkeit der Themen des Gipfels wieder ins Blickfeld zu rücken, dann machen die G8 in Heiligendamm das, was man in einem Seebad gemeinhin tut: Sie gehen baden.'

Die NÜRNBERGER ZEITUNG befasst sich mit der Haltung Chinas:

'China, mit fünf Milliarden Tonnen Kohlendioxid pro Jahr bereits zweiter hinter den USA auf der Rangliste der größten Umweltverschmutzer, verwies kühl auf die Hauptverantwortung der Industrieländer für die Produktion des Treibhausgases. Der Vorwurf trifft ins Schwarze, zumal er von der wohlfeilen Absichtserklärung begleitet wird, man würde sich westlichen Anstrengungen bei der Reduzierung des Umweltgiftes ja trotzdem anschließen - in einem akzeptablen Verhältnis versteht sich. Peking läuft bei diesem Versprechen schon deshalb keine Gefahr, beim Wort genommen zu werden, weil die USA, zumindest unter der Bush-Regierung, keinerlei Anstalten machen, mitzuziehen.'

Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt/Oder kommentiert die Aufregungen über die Proteste:

'Proteste gegen die Globalisierung sind, zumal aus Anlass der regelmäßig stattfindenden Gipfeltreffen, in den vergangenen Jahren quasi zum Selbstläufer geworden. Das liegt auch daran, dass das Wort Globalisierung inzwischen eine Art Chiffre darstellt, unter die alles subsummiert wird, was in der Welt im Argen liegt. Übersehen wird dabei, dass der Aufbruch, den Länder wie China und Indien erleben, nur denkbar ist im Rahmen von Marktwirtschaft und Globalisierung. '

Und die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG äußert sich kritisch zu den Kritikpunkten der G-8-Gegner:

'Bei allem Verständnis für die Proteste gegen den G-8-Gipfel in Heiligendamm.... frei von Widersprüchlichkeit sind auch die Proteste nicht. Einerseits wird den Lenkern der sieben führenden Industrienationen des Westens und Russlands vorgeworfen, dass sie sich als eine Art Weltregierung aufspielten; andererseits werden Forderungen an sie gerichtet, die nur der Allmächtige selbst erfüllen könnte, zum Beispiel Afrika von Armut, Krieg und Krankheit zu befreien.'

In der Debatte um eine strengere Kennzeichnungspflicht von Lebensmitteln sind einige große Konzerne in die Offensive gegangen. Statt wie vorgeschlagen eine so genannte Ampel-Kennzeichnung wie in Großbritannien einzuführen wollen sie durch umfangreiche Nährwertangaben informieren. Die Kommentare deutscher Tageszeitungen sind da eher skeptisch.

In den STUTTGARTER NACHRICHTEN heißt es:

'Die Industrie handelt nicht selbstlos. Sie will mit dem Schritt einer möglicherweise noch schärferen Kennzeichnungspflicht zuvorkommen. Denn das in Großbritannien praktizierte Ampelsystem verstehen Verbraucher auch ohne große mathematische Kenntnisse. Ungesunde Produkte bekommen einen roten Punkt, gesunde einen grünen und grenzwertige einen gelben. So einfach geht das. Dieses System verstehen sogar Kinder. Was wäre das jedoch für ein Schock an der Supermarktkasse, falls dort nur noch ro

te Punkte leuchten? Die Kleinen könnten beim Kauf glatt ein schlechtes Gewissen bekommen - und die Eltern obendrein.'

Für das OBERMAIN-TAGBLATT aus Lichtenfels gehen die Vorschläge der Industrie an der Realität vorbei:

'Menschen, die sich heute schon um eine ausgewogene Ernährung bemühen, finden sich in diesem Zahlensalat zurecht. Doch es geht ja vor allem um die anderen, nicht zuletzt die Kinder. Und die würden das in Großbritannien praktizierte Ampel-System mit einem großen roten Punkt für UNGESUND und Grün für GESUND trotz seiner leichten Schwächen intuitiv verstehen. Aber genau dieses System wollen die Konzerne mit ihrer jetzigen Initiative ja verhindern.'

In der in Dortmund erscheinenden WESTFÄLISCHEN RUNDSCHAU lesen wir:

'Die Taktik ist klar: Die großen Lebensmittelkonzerne wollen kein Ampelsystem für Dickmacher. Stattdessen versprechen sie deutlichere Angaben zu Kalorien und Tagesrichtwerten. Jeder Kunde soll erkennen, ob er Dickmacher in den Einkaufskorb legt. Die große Mehrheit aber weiß auch jetzt schon ziemlich genau, was dick macht und was nicht. Und diejenigen, die es nicht wissen, weil es ihnen egal ist, werden nicht plötzlich anfangen, Packungsbeilagen zu studieren.'

Das WESTFALENBLATT aus Bielefeld meint:

'Ernährungsgewohnheiten werden in der Kindheit geprägt. Deshalb kommen rote Punkte auf der Verpackung, die vor einem hohen Fett- oder Zuckergehalt warnen, für Erwachsene meist zu spät. Sie wollen sich nicht mehr umgewöhnen und greifen weiter zum Schokoriegel oder der süßen Brause. Es sei denn, eine Krankheit wie Diabetes zwingt sie umzudenken.... Die Ankündigung von Konzernen wie Kraft und Unilever, versteckte Dickmacher zu kennzeichnen, ist ein erster sinnvoller Schritt gegen die Verwirrung. Es ist darüber hinaus ein Zugeständnis an den wachsenden Druck der Politik, die in Westeuropa der Fettleibigkeit den Kampf angesagt hat.'