1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Pressestimmen von Mittwoch, 29. Dezember 2004

Annamaria Sigrist 28. Dezember 2004

Flutkatastrophe in Asien / Hartz IV

https://p.dw.com/p/63KT

Die Kommentare der deutschen Tageszeitungen befassen sich an diesem Mittwoch vor allem mit der verheerenden Flutkatastrophe in Asien und mit der Einführung der Arbeitsmarktreform Hartz IV am 1.Januar 2005.

Der BERLINER KURIER schreibt zu dem Erdbeben:

"In den asiatischen Katastrophengebieten landen wieder Flugzeuge. Sie bringen Medikamente, Decken. Wenn sie vom heimgesuchten Paradies zurück fliegen, bringen sie Augenzeugen mit. Ihre Schilderungen sind oft noch ergreifender als die Bilder, die wir von der Tragödie sehen. Das Leid kommt ganz nah an uns heran. Wir erkennen die Verletzlichkeit des Planeten, auf dem wir wohnen, und unsere eigene. Mitleid ist angesichts dieses Elends aber nicht genug. Hilfe wird verzweifelt gebraucht."

Die HEILBRONNER STIMME fügt hinzu: "Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da viele spendenwillige Menschen schon vor Weihnachten in die Geldbörse gegriffen haben und die Konten bereits vor dem Fest für Geschenke geplündert wurden, kommen die Hilferufe aus den Katastrophengebieten. Das sollte bei der Überlegung zu spenden keine Rolle spielen. Auch aus kleinen Bächen entstehen große Flüsse. Außenminister Joschka Fischer und viele Hilfsorganisationen nutzen die vor Silvester oft bemühte Floskel "Spenden statt Böller". Wann, wenn nicht jetzt, ist diese Formulierung angebracht?

Die TAZ aus Berlin merkt an: "Es liegt nicht nur an den westlichen Medien, dass von den thailändischen Badeorten viel ausführlicher berichtet wird als etwa aus dem indonesischen Aceh, das in unmittelbarer Nähe des Epizentrums liegt: Auch manche Regierungen versuchen, die Berichterstattung zu steuern. In Sumatra ist ... ein Großteil der betroffenen Region ... Kriegsgebiet, und weil ausländische Medien in der Vergangenheit von dort nicht das berichteten, was der Regierung gefällt, ließ diese Aceh bisher für ausländische Journalisten sperren. Da sich auch in Indonesien die Berichterstattung traditionell auf Java konzentriert, werden uns die vielen Opfer in Aceh erst mit Verspätung bewußt."

Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG aus München fordert:

"Was bleibt, ist Anpassung an die unbeeinflussbaren Naturkatastrophen. Die wird nur mit internationaler Hilfe zu leisten sein, aber nicht nur mit ihr. Ein emporstrebendes, weitgehend demokratisches Schwellenland wie Indien ist sonst zu erstaunlichen Leistungen fähig. Ein besserer Schutz seiner Küsten muss diesem Staat mehr wert sein, mit Warnsystemen, Notfallplänen und solideren Behausungen."

Die THÜRINGER ALLGEMEINE aus Erfurt schließlich meint:

"Was nutzte die internationale Frühwarnung unmittelbar nach dem Seebeben, wenn von Sri Lanka bis nach Malaysia nur wenige Ansprechpartner darauf reagierten? An der Küste Nordamerikas und ebenso in Japan existieren seit vielen Jahren Netzwerke, die beim Heranrollen solcher Monsterwellen weite Küstenstreifen evakuieren können und in der Lage sind, Obdachlose zu versorgen. Welche Hindernisse dem in den jetzt betroffenen Staaten entgegenstehen, offenbart die Warnung vor weggespülten Landminen in Sri Lanka. Anderthalb Millionen wurden davon beim Bürgerkrieg verlegt, die nun zur zusätzlichen Gefahr im Überflutungsbereich werden."

Themenwechsel. Zu der Arbeitsmarktreform Hartz IV, die zu Beginn des nächsten Jahres in Kraft tritt, notiert der EXPRESS aus Köln:

"Wer Hartz IV einfach nur verteufelt, hat immer noch nicht begriffen, dass sich unser Sozialsystem längst aus dem Paradies der Rundumversorgung verabschiedet hat. Hartz IV - Segen oder Fluch? Ein seriöses Urteil wird man sich erst erlauben können, wenn die Fakten aus dem Alltag in den nächsten Wochen auf dem Tisch liegen. Dann allerdings sollte man auch die Größe haben, offenkundige Ungerechtigkeiten und Fehler zu beseitigen."

Abschließend bemerkt DER TAGESSPIEGEL aus Berlin:

"Es ist zum ersten Mal gelungen, ein Reformprojekt durchzusetzen, das Ansprüche an den Staat offensiv reduziert, Zumutungen offen legt, Unbequemlichkeiten verlangt. Im Lauf des Jahres haben viele Gegner der Reform gelernt, sie zu akzeptieren. Es ist, als habe das Land einen kleinen Kurs in Volkswirtschaftslehre besucht - und als habe es die Zwischenprüfung bestanden. Hartz IV ist der Beweis dafür, dass Deutschland reformfähig ist und Reformen aushält."