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Pressestimmen von Mittwoch, 15. September 2004

Michael Wehling14. September 2004

OECD-Bildungsbericht // Türkisch-amerikanische Differenzen // Pläne des russischen Präsidenten

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Beherrschendes Thema in den Kommentarspalten der deutschen Tageszeitungen ist an diesem Mittwoch die neue Bildungsstudie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD. Beachtung finden auch die türkisch-amerikanischen Differenzen über den Irak sowie die Pläne des russischen Präsidenten Wladimir Putin zum Staatsumbau.

Zunächst zur OECD-Studie. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG bemerkt:

'Der jährliche Bildungsbericht der OECD scheint allmählich zu einer ritualisierten Panikmache der deutschen Öffentlichkeit zu werden. Wer nur sagt, dass deutsche Schulanfänger durchschnittlich weniger Unterricht erhalten als die Grundschüler der Vergleichsstaaten, fördert das bloße Schielen auf Zahlen, das noch nichts über die Qualität des Unterrichts sagt'

Ähnlich argumentiert die BERLINER ZEITUNG:

'Allmählich ist es an der Zeit, den allgemeinen Katastrophenalarm abzublasen. Gerade die neueste OECD-Studie belegt, dass allein ein internationaler Datenvergleich und eine darauf basierende schlechte Bewertung wenig über die Entwicklungsfähigkeit eines Schulsystems, wenig auch über den Bildungsstand einer Generation lehren. All die Daten, über die nun so laut lamentiert wird, sagen nur wenig über die Qualität des Unterrichts und den Lernerfolg'.

Die HANNOVERSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG notiert:

'Der deutsche Bildungsetat nimmt sich im internationalen Vergleich bescheiden aus. Besonders schlecht weg kommt der Bereich, in dem die Grundlagen des Lernens gelegt werden: die Kindergärten und Grundschulen. Es ist beschämend, dass Deutschland unter den OECD-Ländern bei der Zuweisung von Grundschullehrern den zweitletzten Platz einnimmt'.

Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt an der Oder hebt hervor:

' Was zum Teil im OECD-Report eingefordert und zudem an sinnvollen Rezepten von Experten anhand internationaler Erfahrungen angemahnt wird, kommt Ostdeutschen vertraut vor: Krippen und Kindergärten mit Bildungsauftrag, keine zu frühe Aufteilung der Schüler in verschiedene Schultypen, ganztägige Betreuung durch Pädagogen, praxisorientierte Lehrerausbildung, zentrale Standards und Prüfungen für den zu vermittelnden Stoff'.

Zu Gelassenheit rät die SAARBRÜCKER ZEITUNG:

'Gepaart mit der gewachsenen Erkenntnis, dass sich Bildungspolitik nicht allein auf Uni und Elite beschränken darf, wurde die vergangenen Jahre landauf, landab das Ruder zum Teil heftig herumgerissen. Deshalb sollten uns jetzt die OECD-Zahlen auch nicht furchtbar schrecken, stammen deren Basisdaten doch aus dem Jahr 2001. Seitdem aber ist die Reform des deutschen Bildungswesens durchaus vorangekommen'.

Damit zum nächsten Thema. Das HANDELSBLATT aus Düsseldorf bemerkt zur Kritik der Türkei an der US-Politik im Irak:

'Auf den ersten Blick geht es vor allem um die turkmenische Minderheit im Nordirak - diese hat unter der US-Operation besonders zu leiden. Die Türkei wolle die USA zu mehr Rücksicht auf die Zivilbevölkerung bewegen und habe mit ihren Protesten bereits erste Erfolge erzielt, hieß es gestern beschwichtigend. In Wahrheit steckt aber mehr dahinter. Ankara sorgt sich nicht nur um die Turkmenen, sondern auch um die Kurden im eigenen Land und im Nordirak'.

Die LANDESZEITUNG aus Lüneburg kommentiert:

'Ende des Jahres will die EU-Kommission entscheiden, ob sie bald Beitrittsverhandlungen mit der Türkei aufnehmen will. Der jüngste Stolperstein wurde gestern aus dem Wege geräumt: Ankara legte den Vorstoß, Ehebruch unter Strafe zu stellen, auf Eis. Zugleich lieferte die islamisch-europafreundliche Regierung ein ungleich gewichtigeres Argument, welchen Wert die Türkei für die EU haben kann: Ankaras Forderung an Washington, sofort die Angriffe auf Zivilisten im Nord- Irak einzustellen, zeugt von einem Selbstbewusstsein, an dem es den Alt-Europäern oft mangelt. ... Europa kann von der Türkei etwas lernen'.

Abschließend ein Blick in die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. Das Blatt aus München schreibt zu den Plänen des russischen Präsidenten Putin zur Zentralisierung der Macht:

'Kein Umbau des Staates ... ist dies, sondern ein Ausbau des Systems Putin... Nichts davon wird, kann oder soll Russland im Kampf gegen den Terrorismus stärken. Und doch handelt es sich auf gewisse Weise um Anti-Terrormaßnahmen. Sie sollen den Kreml noch stärker machen und so besser wappnen. Nichts und niemand soll die Macht ins Wanken bringen'.