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Pressestimmen von Mittwoch, 09. April 2003

zusammengestellt von Martin Muno8. April 2003

Irak-Krieg / Iglu-Studie

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Im Blickpunkt der Kommentatoren stehen an diesem Mittwoch die Schulvergleichsstudie Iglu und - natürlich - der Krieg im Irak.

Dazu schreibt der Berliner TAGESSPIEGEL:

"Der Krieg neigt sich dem Ende zu - und jetzt kommt er uns besonders nah. Die Journalisten, die für uns alle Auge und Ohr sind, die uns das Geschehen und tausendfaches Leid nahe bringen, werden nun selber Opfer. Sie und damit die Öffentlichkeit werden das Ziel von Angriffen - nach Wochen erfährt der Begriff 'embedded' seine wirkliche, auch brutale Bedeutung."

Die OSTTHÜRINGER ZEITUNG würdigt die Leistung der Kriegsberichterstatter:

"Die Erfahrung lehrt, dass die amerikanische Regierung zur Verdrehung der Tatsachen bereit ist, und das Pentagon hat lange vor dem Krieg in einem Geheimpapier festgestellt, dass systematische Falschinformation zum Instrumentarium seiner Öffentlichkeitsarbeit gehört. Dass unter diesen schlechten Voraussetzungen dennoch eine wenigstens einigermaßen zuverlässige Kriegsberichterstattung stattfindet, ist vor allem das Verdienst der Journalisten im Kriegsgebiet. Sie haben dazu beigetragen, dass zumindest ein großer Teil des Kriegsgeschehens kritisch beobachtet werden kann. Einige von ihnen, wie der deutsche Journalist Christian Liebig, haben diesen Einsatz mit dem Leben bezahlt."

Der BERLINER KURIER merkt kritisch an:

"Immer mehr Menschen sterben im Irak. Und immer wilder schießen die US-Truppen um sich. Anders kann man das nicht nennen, was wir seit Tagen erleben. Granaten und Bomben zerfetzen in Krankenhäusern Kinder und Frauen, Journalisten sterben in einem sicher geglaubten Hotelzimmer durch ein Panzergeschoss. Wir trauern um unsere Kollegen, aber auch um jeden anderen Toten in diesem so sinnlosen Krieg. Und wir fragen uns, wer eigentlich die schießwütigen Cowboys von der US-Armee für ihre Taten zur Verantwortung ziehen wird."

Die STUTTGARTER ZEITUNG geht auf das Treffen von US-Präsident Bush und dem britischen Premier Blair ein:

"Bush und Blair haben sich immerhin darauf festgelegt, dass die Vereinten Nationen beim Wiederaufbau eine 'entscheidende Rolle' spielen werden. Lernt George W. Bush dazu? Nach der herkömmlichen Logik aller Kriege bestimmen am Ende die Sieger, was geschieht. Die Nachkriegszeit wird darüber entscheiden, ob Bush und die Seinen den Krieg zwar militärisch gewonnen haben, aber politisch verlieren werden."

Die WELT bemerkt dagegen:

"Sieg ist nur ein flüchtiger Moment. In Belfast trafen sich Bush und Blair zum Kriegsrat, um die Nachkriegsordnung zu bestimmen. Den Vereinten Nationen verweigern sie, mit Recht, die steuernde Rolle. Jede Analyse des tief zerrissenen Irak zeigt, dass verlässliche Ordnung für die Iraker während der kritischen Monate des Übergangs vom arabischen Stalinismus zu freien Lebensformen allein das Militär der Koalition garantieren kann."

Und die SAARBRÜCKER ZEITUNG mahnt:

"Alle wissen, dass Amerikaner und Briten verdammt aufpassen müssen, in der Großregion nicht in die Rolle der neuen Invasoren und Kolonialherren zu geraten statt in die von willkommenen Befreiern. Die politische Klugheit gebietet es, dass nationale Eitelkeiten Stück um Stück ebenso beiseitegeräumt werden wie die aufgeschwemmten transatlantischen Befindlichkeiten."

Themenwechsel: Die WESTFÄLISCHEN NACHRICHTEN gehen auf die Ergebnisse des internationalen Schulvergleichs Iglu ein:

"Die grundsätzliche Erkenntnis der vergangenen Monate wird durch Iglu verstärkt: Kein anderes europäischen Land trennt seine Schüler so früh nach weiterführenden Schulformen auf wie Deutschland. Also sollte jetzt ohne ideologische Scheuklappen über die Dauer der «Grund»-Schule diskutiert werden. Eine Verlängerung dieser Lernzeit stellt das dreigliedrige Schulsystem nämlich nicht in Frage, sondern verschiebt die Auswahl auf einen vermutlich sinnvolleren Zeitpunkt."

Dagegen schreibt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG:

"Die großen Leistungsunterschiede zwischen den schwächsten und stärksten Schülern in späteren Jahrgangsstufen, die bei der Pisa-Untersuchung zu Tage traten, sind nicht auf das dreigliedrige Schulsystem zurückzuführen. Vielmehr befinden sich zu viele für eine bestimmte Schulform nicht geeignete Kinder auf der falschen Schule. Das will Bildungsministerin Bulmahn nicht wahrhaben."