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Pressestimmen von Freitag, 27. Januar 2005

Martin Muno27. Januar 2005

Gedenken an Auschwitz / Schiedsrichter-Skandal

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Die Gedenkfeiern zum 60. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Ausschwitz stehen an diesem Freitag ebenso im Blickpunkt der Leitartikler wie der Schiedsrichter-Skandal im deutschen Fußball.

Zum Auschwitz-Gedenken schreibt der WIESBADENER KURIER:

"Niemals vergessen, immer erinnern - nicht nur 60 Jahre nach der Befreiung des Todeslagers. Nicht allein in die Vergangenheit gewandt wegen der Opfer, sondern im Blick auf die Gegenwart. Nie wieder, so muss die Konsequenz aus der Erinnerung lauten. Wie aktuell ist das in Zeiten, wo in ganz Europa wieder Synagogen Polizeischutz brauchen. Wo Nazis in einem deutschen Parlament sitzen, die die gleichen Parolen verkünden wie die Mörder von damals."

Das HAMBURGER ABENDBLATT meint:

"Wollte man den Versuch unternehmen, das Abgrundböse in der Seele des Menschen, seine bisweilen abnormen Fähigkeiten zur Bestialität und zur Ergebung in niedrigste Instinkte, aber auch zur Leidensfähigkeit und bodenlosen Verzweiflung in einem einzigen Punkt zu konzentrieren, so wäre dies in Auschwitz. Auschwitz als absoluter Tiefpunkt der deutschen Geschichte, als reine Essenz der Menschenverachtung, ist aber mehr als eine geschichtliche Marke zur rituellen Erinnerung. Jedes Gedenken an Auschwitz weist in die Zukunft - als Warnung vor dem tödlichen Gift des Rassismus."

Im MANNHEIMER MORGEN heißt es:

"Der Holocaust ist und bleibt eine singuläre Tragödie. Alle Versuche, die Verbrechen der Nazis mit den Gräueltaten der Diktatoren von Stalin bis Mao zu relativieren, sind kläglich gescheitert. Aber ebenso einzigartig wie der systematische Massenmord an den Juden ist die Bereitschaft der nachgeborenen Deutschen, sich ihrer historischen Verantwortung zu stellen - so quälend dies auch zuweilen sein mag."

Ähnlich sehen es die STUTTGARTER NACHRICHTEN:

"Die Deutschen - unbelehrbar? 60 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz gibt es eine klare Antwort: Sie sind es nicht. Dennoch: Deutschland muss - wie ganz Europa - weiter achtsam sein, dass neuer Antisemitismus keinen Nährboden erhält. Es muss sich offensiv gegen jene braune Hetze zur Wehr setzen, die - verschweigen wir es nicht - in widerlichen Nuancen durchaus bis in die Mitte der Gesellschaft reicht."

Auch die HESSISCH/NIEDERSÄCHSISCHE ALLGEMEINE richtet ihren Blick auf die Gegenwart:

"Obwohl mittlerweile zwei Generationen nach Auschwitz herangewachsen sind, ist der Schrecken so nah, als wäre es gestern passiert. Er rückt noch näher, wenn wir erleben, dass in deutschen Parlamenten wieder Menschen sitzen, die den Holocaust nicht wahr haben oder verharmlosen wollen. Durch die Vorgänge in Sachsen hat das Auschwitz-Gedenken eine bedrohliche Aktualität erfahren."

Themenwechsel: Der Schiedsrichter Robert Hoyzer hat gestanden, Fußballspiele manipuliert zu haben. Dazu schreibt die ESSLINGER ZEITUNG:

"Die Lawine rollt. Nach Hoyzers Geständnis beginnt das große Zittern vor weiteren Enthüllungen, die den deutschen Fußball in seinen Grundfesten erschüttern könnten. Die Mär vom Einzeltäter, vom leicht empfänglichen Twen, der für eine Hand voll Euro schwach wurde, ist vom Tisch. (...) Die Bühne Sport wurde für eine Straftat missbraucht. Hinter fragwürdigen Entscheidungen auf dem grünen Rasen steckte kriminelle Energie."

Die MÄRKISCHE ALLGEMEINE befürchtet, man werde

"das ungute Gefühl nicht los, nach wie vor nur die Spitze des Eisbergs zu sehen. Niemand kann bisher mit Sicherheit sagen, wie viele Spiele wirklich manipuliert worden sind und wer dabei mitgemischt hat."

Der Berliner TAGESSPIEGEL fragt deshalb: "Was ist ein Fußballspiel noch wert, wenn der Glaube an seine Zufälligkeit erschüttert ist? (...) Wenn der Unparteiische nicht mehr glaubwürdig ist, dann ist das Spiel entkernt. Egal aus welchen Motiven Hoyzer manipuliert hat und welche Personen möglicherweise an Sportwetten auf von ihm geleitete Spiele verdient haben: Der populärste Sport in Deutschland hat 500 Tage vor der Weltmeisterschaft einen schwer zu reparierenden Schaden erlitten."