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Pressestimmen von Freitag, 26. Oktober 2007

Christian Walz25. Oktober 2007

Lokführerstreik

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Von Donnerstagmorgen 2 Uhr bis Freitagmorgen 8 Uhr - Der mit 30 Stunden bisher längste Lokführer-Streik in Deutschland beschäftigt die Kommentatoren der deutschen Tagespresse:

Die MÄRKISCHE ALLGEMEINE aus Potsdam glaubt:

"Der Bahn und den Lokführern geht es um tarifpolitische Prinzipien, die auf keinen Fall preisgegeben werden sollen. Ohne Druck von außen ist dieser Konflikt deshalb nicht zu lösen. Der könnte eintreten, wenn das Arbeitsgericht Chemnitz in der kommenden Woche entscheidet, ob die Lokführer ihren Streik auf den Güterverkehr ausdehnen dürfen. Denn dann verändert sich die Gefechtslage. Nur wenn auch Güterzüge und damit die Versorgung der Wirtschaft bestreikt werden können, werden die Lokführer der Bahn Zugeständnisse abringen. Allein mit Streiks im Regionalverkehr, die die Kunden mit bemerkenswerter Disziplin ertragen, ist dieser Kampf für die Lokführer nicht zu gewinnen."

Die STUTTGARTER NACHRICHTEN merken an:

"Die Waffen der Lokführer werden langsam stumpf. Auch der jüngste Streik der gegenwärtigen Tarifauseinandersetzung mit der Bahn hat kein Chaos ausgelöst. Reisende und Bahn waren auf Zugausfälle eingestellt. Im Streit, der zu diesem Ausstand geführt hat, gibt es bisher keinerlei Bewegung. Es wird Zeit, dass sich die Kontrahenten wieder an einen Tisch setzen und miteinander reden."

Der gleichen Ansicht ist der Berliner TAGESSPIEGEL:

"Bahn-Chef Hartmut Mehdorn sollte die Lokführer schleunigst zu offiziellen Verhandlungen einladen und Gewerkschaftsführer Manfred Schell seine Kur abbrechen. Die Herren könnten noch vor dem Chemnitzer Urteil zu Potte kommen und damit vor der eindeutigen Niederlage eines der beiden. Werden nämlich Streiks im Fern- und Güterverkehr erlaubt, hat die Bahn verloren, und werden sie es nicht, sind die Lokführer am Ende. Das Risiko lohnt für keine Seite."

Die in Bielefeld erscheinende NEUE WESTFÄLISCHE stellt fest:

"Der GDL verlangt einen eigenständigen Tarifvertrag für die Lokführer. Den hat die Bahn ihr zugesagt, steht aber nicht mehr dazu. Die Forderung nach 31 Prozent mehr ist überzogen abstrus. Das räumt die GDL längst ein. Damit ist eigentlich klar, wer sich jetzt bewegen müsste. Doch scheinbar macht der Machtkampf keine der beiden Seiten wirklich mürbe. Leidtragende sind allein die Kunden."

Der Bahnstreik ist auch Kommentarthema des WIESBADENER KURIERS. Zitat:

"Es liegt auf der Hand, dass die Fahrgäste der Bahn diese Tarifauseinandersetzung zunehmend mit Kopfschütteln quittieren. Denn auch am Ende eines noch viel längeren Arbeitskampfes muss ein irgendwie gearteter Kompromiss stehen. Unwahrscheinlich, dass einer der Tarifgegner ein solches Streikgeschehen ohne Blessuren überleben und sich auf der ganzen Linie durchsetzen wird. Wahrscheinlich dagegen, dass wirtschaftliche Einbußen und Imageschäden zu deutlichen Streik-Nebenwirkungen für Bahn und GDL führen werden."

Abschließend noch ein kurzer Blick in den SCHWARZWÄLDER BOTEN. "Bahn und Gewerkschaft sollten sich schämen", schreibt das Blatt:

"Die meisten Berufspendler sind stinksauer darüber, dass sie sich die Füße in den Bauch stehen, nur weil Bahnchef Mehdorn und GDL-Boss Schell miteinander Katz und Maus spielen. Zwei alte Kampfhähne, die offenbar jeden Sinn für die Realität verloren haben. Kundenservice? Von wegen! Was sich die Herrschaften da leisten ist ein Armutszeugnis. Und es bestätigt alle Vorurteile gegen die Bahn."