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Pressestimmen von Freitag, 25. Juni 2004

Eleonore Uhlich24. Juni 2004

Lage im Irak / Beschäftigungssicherung bei Siemens / Deutschland scheidet bei Fußball-EM aus

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Die Kommentare der Tageszeitungen befassen sich an diesem Freitag mit der Lage im Irak, mit der Einigung bei Siemens zur Sicherung von Arbeitsplätzen in Deutschland sowie mit dem Scheitern der Fußball- Nationalmannschaft.

Nach der jüngsten Anschlagsserie im Irak stellt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG fest:

"Alle Welt wartet auf den 30. Juni. An diesem Tag werden die Amerikaner die zivile Macht an die Iraker unter ihrem Übergangs- Ministerpräsidenten Ijad Allawi übertragen. Die Extremisten im Land machen allerdings durch einen immer blutiger werdenden Terror deutlich, was sie davon halten: nichts. Die Terroristen wollen vor allem die Iraker einschüchtern und sie davon abhalten, sich an der Neuordnung eines Iraks nach Saddam Hussein zu beteiligen."

Die NÜRNBERGER NACHRICHTEN sehen einen Anlass für erneute Kritik an der Nachkriegspolitik der USA:

"Nun rächt sich, dass die Bush-Administration den Termin für den Ausstiegsbeginn aus dem selbstverschuldeten Desaster mit Blick auf den heimischen Wahlkalender bestimmte, nicht etwa in nüchterner Einschätzung der realen Situation vor Ort."

Abschließend dazu das MINDENER TAGEBLATT:

"Die Übergangsregierung, deren Mitglieder allesamt selbst erklärte Ziel für Attentate sind, lebt nicht nur gefährlich. Sie hat auch keine Chance auf eine tatsächliche Entfaltung von so etwas wie Macht - wozu auch die Aufforderung zum Abzug der Koalitionstruppen gehört - wenn sie die Sicherheitslage nicht in den Griff bekommt. Dazu aber braucht sie die fremden Truppen - was den Vorwurf der Kollaboration mit der Besatzungsmacht unausweichlich macht."

Mit der Einigung des Siemens-Konzerns und der IG Metall über den Erhalt von Arbeitsplätzen in Deutschland beschäftigt sich die Zeitung DIE WELT. Sie spricht von einem Meilenstein und führt aus:

"Die IG Metall hat mit alten Tabus gebrochen. Sie hat akzeptiert, dass nicht kürzere, sondern längere Arbeitszeiten Beschäftigung schaffen. Und sie hat auch akzeptiert, dass unbezahlte Mehrarbeit und flexible Sonderzahlungen nicht nur bei solchen Unternehmen wichtig sind, die kurz vor dem Kollaps stehen, sondern auch bei florierenden Firmen, die eine Investitionsentscheidung zu treffen haben."

Zurückhaltend dagegen urteilt das Düsseldorfer HANDELSBLATT:

"Wer glaubt, der Kompromiss bei Siemens markiere den Untergang der 35-Stunden-Woche in Deutschlands wichtigstem Industriezweig, der irrt. Die Vereinbarung mit der Gewerkschaft beruht zwar auf einem Tarifabschluss, der seit Februar erstmals in der Metallindustrie Abweichungen vom Flächentarif auch ohne wirtschaftliche Not erlaubt. Doch dieses Tor zu mehr Flexibilität bei Lohn und Arbeitszeit öffnet sich den Unternehmen nur dann, wenn sie im Gegenzug ordentlich Geld in die Hand nehmen und Investitionen versprechen."

Nun zum Fußball. Nach dem frühen Aus für die Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft analysiert die FREIE PRESSE aus Chemnitz das allgemeine Befinden in Deutschland:

"Das vereinte Europa wird rein geografisch immer größer, die Geltung, die Wertschätzung und das Ansehen der Deutschen werden dagegen wie es scheint immer kleiner. Ob Pisa-Test, mehrfache Nichteinhaltung der EU-Stabilitätskriterien, dauerhafte Massenarbeitslosigkeit, anhaltende Wirtschaftsflaute, abnehmende Kaufkraft - die Diskrepanz zwischen den Ansprüchen und den Realitäten ist in jedem dieser Fälle enorm."

Ähnliches lesen wir auch in der NEUE RUHR/NEUE RHEINZEITUNG, die zugleich auch Ratschläge parat hat:

"Wir müssen beherzt die Angst vor der Zukunft überwinden. Wir müssen uns bewährter Tugenden besinnen. Auch solcher, die scheinbar aus der Mode gekommen sind wie Fleiß, Zuverlässigkeit, Aufrichtigkeit, Bescheidenheit und Disziplin. Wir müssen uns endlich der Realität stellen und wieder Ziele benennen, um die es zu kämpfen lohnt."

Der KÖLNER STADT-ANZEIGER kommt zu folgenden Schluss:

"Man kann nicht nachhaltig beleidigt sein, bloß weil eine Überraschung ausbleibt. Der leise Schmerz, den das Scheitern nicht nur bei Fußball-Interessierten auslöst, ist ein Phantomschmerz. Er speist sich aus der Zukunft. Er speist sich aus dem, was unter sportlichen Aspekten von der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland zu erwarten ist."