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Pressestimmen von Freitag, 21. November 2003

Susanne Eickenfonder21. November 2003

Terroranschläge in Istanbul / Die verheerenden Anschläge in der türkischen Metropole Istanbul sind das beherrschende Kommentarthema in der deutschen Tagespresse.

https://p.dw.com/p/4M6m

Die Zeitung DIE WELT schreibt:

"Istanbul... Die Mörder wussten, warum sie diese Stadt zum Ziel wählten - und dieses Land. Istanbul ist die weltoffenste, liberalste aller türkischen Städte. Istanbul verkörpert all das, was die religiös verbrämten Nihilisten hassen.... Die Hinwendung Ankaras zu Europa, die Nato-Mitgliedschaft und nicht zuletzt die strategische Partner- ja Freundschaft zu Israel machen aus dem Land am Bosporus den Prototypen eines Feindbildes."

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG stellt fest:

"Auf die Frage, warum die Türkei, warum Istanbul nun zum zweiten Mal binnen weniger Tage zum Tatort verheerender terroristischer Attentate geworden ist, gibt es bisher keine eingängige Antwort, sondern nur eine Reihe von Spekulationen.... Dass britische Institutionen Ziele der Terroristen waren, könnte ein Hinweis darauf sein, dass es sich um eine Art Ersatzhandlung handelt: Eine Untat, die in London, wo der amerikanische Präsident Bush und Premierminister Blair sich unter Hochsicherheitsbedingungen treffen,(wahrscheinlich) ausgeschlossen ist, wird gewissermaßen nach Istanbul
verlegt."

In der TZ aus München ist zu lesen:

"Zweimal war die Türkei innerhalb von fünf Tagen das Ziel von Al-Kaida-Terroristen. Offensichtlich soll hier ein Land abgestraft und verunsichert werden, in dem Islam und westliche Welt kein Widerspruch sind. Wer ist morgen dran? Bush-Freund Putins Moskau oder das in Afghanistan engagierte Deutschland? Alles ist möglich... fest steht: Die von Bush und Blair angewandten Methoden haben sich als untauglich erwiesen."

Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt/Oder weist darauf hin:

"Wenn Terror, Massenvernichtungswaffen und diktatorische Regime die drei neuen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sind, dann muss diesen mit einer abgestimmten und differenzierten Strategie begegnet werden. Von unzureichender Kenntnis der kulturellen und religiösen Lage sowohl im Irak als auch in Afghanistan zeugt, wenn Bush diesen Ländern die westliche Demokratie verordnen will. Damit begründen Bin Laden und Co., die früher gegen die Sowjets am Hindukusch kämpften, ihr neues Feindbild."

Das HANDELSBLATT aus Düsseldorf führt aus:

"Die Anschläge in der Türkei wurden erneut zeitgleich und parallel koordiniert und ausgeführt. Die Anschläge hätten ihre eigene Sprache, sagen die Geheimdienste. Deren Botschaft lautet: El Kaida ist nach ihrer Schwächephase, die dem Krieg in Afghanistan folgte, in weiten Teilen wieder handlungsfähig. El Kaida hat gute Chancen, den Kampf um die Köpfe zu gewinnen. Denn auf Dauer wird die Auseinandersetzung zwischen den gewaltbereiten Fundamentalisten und den demokratischen Gesellschaften nicht auf dem Schlachtfeld, sondern in den Köpfen entschieden. Hier droht dem Westen aber die eigentliche Niederlage."

Die B.Z. in Berlin spannt einen Bogen:

"Gestern New York, heute Istanbul, Jerusalem, Bali, Kenia. Die ganze freie Welt ist Ziel der Terroristen. Ihre Feinde sind, sie sagen es selbst, Juden und Kreuzritter, wie sie Christen beschimpfen. Der Terroranschlag auf deutsche Touristen in Tunesien hat gezeigt, dass auch wir längst im Visier der Politkriminellen sind....Der internationale Terror lässt sich nur international durch eine einheitliche Anti-Terrorfront bekämpfen. Notfalls mit Gewalt."

Abschließend die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, die zu dem Schluss kommt:

"Gut zwei Jahre nach dem 11. September und mehr als ein Dutzend schwerer Anschläge später werden nun auch die letzten Zweifler Gewissheit über die wahre Natur des Biests gewonnen haben: Der islamistische Terrorismus ist die gewaltigste, die gefährlichste Bedrohung dieser Zeit. Er zersetzt Gesellschaften, sät Angst und Unfrieden, er birgt die Gefahr des Weltbrandes. Der Al-Kaida-Terror will den Totalitarismus, wie Joschka Fischer nicht müde wird zu wiederholen. Er vernichtet die Freiheit und hat das Potenzial, soziale Unzufriedenheit, politische Erniedrigung und Bildungsmangel auszubeuten."