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Pressestimmen von Freitag, 21. Dezember 2007

Martin Muno20. Dezember 2007

Lokführergesellschaft droht erneut mit Streiks

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Der Chef der Lokführergewerkschaft Schell hat abermals die Muskeln spielen lassen und für Anfang Januar mit neuen Streiks auf deutschen Bahnstrecken gedroht. Die Leitartikler reagieren auf diese neuerliche Eskalation des Bahn-Tarifkonflikts überwiegend mit Kopfschütteln.

So schreibt die WELT:

"Der härteste Tarifkonflikt des Jahres geht in die Verlängerung. (...) Das ist eine völlig überflüssige Eskalation in einem Konflikt, der die deutsche Wirtschaft schon viele Millionen gekostet hat – und die ohnehin zuletzt eingetrübten Aussichten für die Konjunktur im kommenden Jahr weiter verdüstert. Zwar haben beide Seiten in diesem Konflikt schwere Fehler gemacht. Doch der schwarze Peter liegt bei der GDL. Die Lokführergewerkschaft muss sich fragen lassen, warum sie ausgerechnet jetzt wieder auf Streik setzt."

Das Kölner Boulevardblatt EXPRESS notiert:

"Schell gegen den Rest der Welt. Mit der Ankündigung neuer unbefristeter Streiks ist der unberechenbare Lokführer-Boss dabei, seinen Kredit zu verspielen. Alles oder nichts lautet seine Devise in dem nervigen Bahn-Roulette. Selbst Gewerkschafter wie Transnet-Chef Hansen schütteln nur noch mit dem Kopf."

Die NÜRNBERGER ZEITUNG sieht dagegen auf beiden Seiten des Verhandlungstischs Schuldige:

"Um das zweifelhafte Prädikat «Sturkopf des Tages» streiten sich die Herren Schell/GDL und Mehdorn/DB nun schon seit Monaten. Derzeit heißt es eindeutig: Vorteil Schell! Der schillernde Gewerkschaftschef ist dafür verantwortlich, dass sich ganz Deutschland einmal mehr auf frostige Wartezeiten an zugigen Bahngleisen einstellen muss. "

In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG lesen wir:

"Die Lokführer-Saga geht also weiter. Wer dachte, die Handlung sei mehr oder weniger durch, der darf nun erneut die Erfahrung machen: Hier passiert immer das Gegenteil dessen, was zu erwarten ist. Zwei Tage vor dem Weihnachtswochenende erklärt die GDL plötzlich das Scheitern der Tarifverhandlungen. Die Argumente der Gewerkschaft sind nicht einmal abwegig. Man kann die GDL nun als unberechenbar und unseriös beschimpfen, weil sie ohne Vorwarnung den unbefristeten Streik ausruft. In Wahrheit ist den Führern der Gewerkschaft die Sache nur über den Kopf gewachsen. Jetzt holen sie zum Verzweiflungsschlag aus."

Die Berliner TAGESZEITUNG, kurz TAZ, spricht dagagen von einem klar geplanten Coup. Wir lesen:

"Allerdings war die GDL klug genug, sich nicht in einen Streik über Weihnachten und Neujahr treiben zu lassen. Dieser hätte ihr sämtliche Sympathien in der Bevölkerung genommen, die gerade jetzt auf einen funktionierenden Bahnverkehr angewiesen ist, um ihre Verwandten zu den Festtagen zu besuchen. Dennoch sollte die GDL bedenken: Die Zustimmung in der Bevölkerung verdankt sie ihrer erfrischend hohen Lohnforderung; das Streben nach Eigenständigkeit und das Ausbrechen aus der gewerkschaftlichen Solidarität wird deutlich weniger honoriert."