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Pressestimmen von Freitag, 19. August 2005

zusammengestellt von Walter Lausch18. August 2005

Papst in Köln / Vordringen der Vogelgrippe / Chinesich-russische Manöver

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Der Papst in Köln, das Vordringen der Vogelgrippe und die gemeinsamen chinesisch-russischen Manöver, das sind die Themen dieses Blickes auf die Kommentarseiten der Freitagsausgaben der deutschen Tageszeitungen. Zum Papstbesuch schreibt die WETZLARER NEUE ZEITUNG:

"Wer hätte das vor 30 Jahren gedacht, dass die katholische Kirche noch einmal Jugendliche zu Hunderttausenden anlocken würde. Nun ist es beim Weltjugendtreffen in Köln der Fall, und Papst Benedikt XVI. wird - wie schon sein Vorgänger Johannes Paul II. - wie ein Popstar gefeiert. Nicht, dass die Jugend in immer größerer Zahl eine völlige Kehrtwende zum Konservativismus vollzogen hätte. Gerade im Bereich der Sexualität klaffen kirchliche Lehrmeinung und das tatsächliche Verhalten der Gläubigen weiter auseinander denn je. Auch wenn die Päpste auf diesem Gebiet nichts mehr zu sagen haben, so bieten sie doch einen Haltepunkt in einer ständig unübersichtlicher und unsicherer werdenden Welt."

Die ESSLINGER ZEITUNG hofft auf eine Langzeitwirkung des Papst-Besuches:

"Der Papst erlebt in seiner Heimat eine Stimmung, die es in diesem Land lange nicht mehr gegeben hat. Bleibt nur zu hoffen, dass nach der Abreise der Jugendlichen aus aller Welt einiges von ihrem Optimismus hier bleibt und dass möglichst viele der jungen Leute trotz Terror, Elend und Ungerechtigkeit in der Welt möglichst viel von dem Optimismus mitnehmen können."

Nicht Optimismus, sondern praktische Lebenshilfe erhofft der NORDBAYERISCHE KURIER aus Bayreuth:

"Der Weltjugendtag, das religiöse Happening auf Zeit, entlässt seine Kinder schließlich in die Widrigkeiten des Alltags. Sie besser zu bewältigen, auch dafür kann Köln gut sein. Wenn Glaube tief und fest verankert ist, ist er oft ein Stück praktische Lebenshilfe. Und kann helfen, Probleme mit nachdenklicher Leichtigkeit zu lösen. Viele junge Menschen spüren dies und lassen sich in Gottesdiensten, Hauskreisen, Jugendtreffs oder Großveranstaltungen wie in Köln immer wieder neu inspirieren."

Der Berliner TAGESSPIEGEL greift das Näherrücken der Vogelgrippe auf:

"Nicht nur die deutsche Politik unterschätzt bisher die Gefahr einer Pandemie. Viele Fachleute beklagen, dass es zu wenig internationale Zusammenarbeit bei der Influenza-Überwachung gebe, holländische Experten haben eine Grippe-Eingreiftruppe bei der Weltgesundheits- organisation gefordert. Denn das Virus kennt keine Ländergrenzen, schon gar nicht im Zeitalter der Globalisierung. Ebenso wenig wie die Zugvögel, durch die H5N1 uns nun über Russland näher kommen könnte. Trotz aller Schwächen und Versäumnisse gibt es zur Panik keinen Anlass. Aber man sollte für den Tag X so gut wie möglich vorbereitet sein. Wir haben das Wissen und die Technik, um der Gefahr zu begegnen. Noch ist es Zeit."

Die FRANKFURTER RUNDSCHAU weist auf ein deutsches Problem hin:

"Adolph Freiherr von Knigge wusste bereits, was das Problem der Deutschen sei: die Kleinstaaterei. Im Angesicht der drohenden Vogelgrippe-Epidemie gelangt jetzt der Präsident des Robert-Koch- Instituts, Reinhard Kurth, zu ganz ähnlichen Schlüssen. Deutschlands oberster Gesundheitswächter hat deshalb am Donnerstag die Bundesländer aufgefordert, ihre Zuständigkeit für die Seuchenbekämpfung an den Bund abzutreten. Notfalls müsse das Grundgesetz geändert werden. Der Vorstoß mitten im Wahlkampf ist starker Tobak, aber berechtigt."

Zum Schluss noch eine Stimme zu den chinesisch-russischen Manövern. Die Lüneburger LANDESZEITUNG schreibt:

"Mancher Diplomat wird sich nach dem Kalten Krieg zurücksehnen. Mit dem Ende der Blockkonfrontation werden die Fronten unübersichtlicher. Bündnisse zerfallen, neue Allianzen entstehen. Die ersten gemeinsamen chinesisch-russischen Militärmanöver schmieden zwar noch keinen ehernen Pakt zwischen Drache und Bär. Aber sie offenbaren eine Annäherung, die geeignet ist, die Krallen des amerikanischen Adlers zu stutzen. Doch die neue Harmonie zwischen Drache und Bär hält nur so lange, wie Peking sich darauf beschränkt, den Status als beherrschendes Reich der Mitte friedlich zurückzuerlangen. Nicht ausgeschlossen bleibt aber ein militärischer Konflikt um das rohstoffreiche Sibirien. Ein Bündnis mit Sprengkraft."