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Pressestimmen von Freitag, 18. Februar 2005

zusammengestellt von Hans Ziegler17. Februar 2005

BVB-Finanznot / Visa-Ausschuss / Arbeitsmarkt

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Ein zentrales Thema in den Kommentaren der deutschen Tagespresse ist an diesem Freitag der drohende finanzielle Zusammenbruch des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund. Daneben richtet sich das Augenmerk der Kommentatoren auf die geplante Vernehmung von Außenminister Fischer im so genannten Visa-Untersuchungsausschuss. Schließlich ist die Arbeitsmarktlage ein Kommentarthema.

Zunächst zur Finanznot von Borussia Dortmund. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG schreibt:

'"Aber eins, das bleibt besteh'n: Borussia Dortmund wird nicht untergeh'n." Das trotzige Vereinslied des westfälischen Fußballclubs klang in bald hundert Jahren Historie noch nie so wirklichkeitsfern wie heute. Die Tabellenführung wird dabei immer unabhängiger vom sportlichen Glück, beruht vielmehr auf langfristiger Vermarktung samt Gegenfinanzierung, wie der keineswegs zufällige Höhenflug von Dortmunds soliderem Nachbarn und Erzrivalen Schalke 04 beweist. Die heute todkranke Borussia wurde mit legendären Erfolgen in den sechziger Jahren, durch Spieler wie Emmerich und Held zum Symbol des Wirtschaftswunders. «Maßgeblich is' auf'em Platz» lautete damals im Revier das Motto ehrlich erkämpfter Siege. Das stimmt längst nicht mehr. Maßgeblich ist die Bilanz.'

Die FRANKFURTER RUNDSCHAU meint:

'Die zögerlichen Geldgeber haben allen Grund zur Skepsis. Die kaufmännische Inkompetenz der alten Clubführung schreit zum Himmel. Mit Taschenspielertricks, Halbwahrheiten und Lügen klammerten sich Niebaum und Meier noch an die Macht, als ihnen der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. So fällt es schwer, an die rasche Gesundung des komatösen Patienten Borussia Dortmund zu glauben.'

DIE WELT kommentiert:

'Auch Borussia Dortmund, dem einzigen börsennotierten Klub in Deutschland, ist es nicht gelungen, einen systemimmanenten Interessengegensatz aufzulösen: Während für die Anleger die Rendite im Vordergrund steht, haben Fußballunternehmer in erster Linie den sportlichen Erfolg im Blick. Nur den wenigsten Klubs aber gelingt es, die für sportliche Titel eingesetzten Finanzmittel durch ihre Einnahmen zu refinanzieren und Gewinne zu erwirtschaften. Die den Geldgebern beim Börsengang aufgetischte Story von einer Fußballfirma, die nicht allein von sportlichen Meriten abhängig ist, entpuppte sich als Märchen.'

Themenwechsel und zu Außenminister Fischer, der sich in der so genannten Visa-Affäre vor einem Untersuchungsausschuss äußern soll:

Der KÖLNER STADT-ANZEIGER glaubt zwar nicht an einen Rücktritt Fischers, sieht den Minister aber doch in echter Bedrängnis:

'Mit jedem Schnipsel zusätzlicher Information über die haarsträubend freihändige Visa-Verteilung gerät Fischer tiefer in eine Zwickmühle, an der er selbst mit gebastelt hat. Der prominente Grüne hat angegeben, sich erst in jüngerer Vergangenheit mit dem Visa-Problem befasst zu haben. Vor 2003 will er so gut wie keine Informationen über das Treiben in der deutschen Botschaft in Kiew erhalten haben. Stimmt das, so muss er sich den Vorwurf gefallen lassen, sein Haus nicht im Griff zu haben. Das dürfte als Rücktrittsgrund nicht ausreichen, sein Nimbus wäre aber dahin.'

Die TZ aus München sieht in der Visa-Affäre auch ein gefundenes Fressen für die Opposition:

'Die Visa-Affäre muss der Union wie Weihnachten und Ostern zusammen vorkommen. Denn die in den Umfragen abgestürzte Merkel-Truppe darf jetzt hoffen, den grünen Außenminister im Untersuchungsausschuss auf kleiner Flamme gar zu kochen - ein Geschenk, so kurz vor zwei Wahlen. Die Gelegenheit, der Öffentlichkeit immer neue unangenehme Details über Joschka Fischer präsentieren zu können, ist so schön, dass man die Arbeit der Ermittler am liebsten bis zur Bundestagswahl 2006 strecken möchte. Die Galionsfigur der Grünen lässt man nicht so leicht aus der Mangel! Alles denkbar, alles möglich - nur zum Gewinnen von Wahlen dürfte das nicht reichen.'

Abschließend noch die OSTTHÜRINGER ZEITUNG aus Gera, die den Blick auf den Arbeitsmarkt richtet:

'In diesen schlechten Zeiten sollten die wenigen positiven Meldungen für den Arbeitsmarkt nicht unter den Tisch gekehrt werden. So hat die Erwerbstätigkeit Ende des vergangenen Jahres erstmals seit 2001 wieder zugenommen. Bei der Steuerreform muss es aber nicht in erster Linie darum gehen, die gut verdienenden Großkonzerne weiter zu entlasten - im Zentrum steht der Mittelstand, der der wichtigste Jobmotor ist. Diese Tatsache hat die Bundesregierung systematisch missachtet.'