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Pressestimmen von Freitag, 13. Februar 2004

zusammengestellt von Herbert Peckmann12. Februar 2004

Tarifeinigung in der Metallindustrie/ Südkoreaner klonen menschlichen Embryo

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Die Tarifeinigung in der Metallindustrie ist das herausragende Thema in den Kommentarspalten der deutschen Tageszeitungen vom Freitag. Viele Kommentare finden sich auch zu der Meldung aus Südkorea, Wissenschaftler hätten erstmals einen menschlichen Embryo geklont und diesem Stammzellen entnommen.

Zur Einigung in der Metallindustrie schreibt die Zeitung DIE WELT:

"Alles kam anders als erwartet. Die Gewinner der Tarifverhandlungen in der Metallindustrie sind die IG Metall und ihr Chef Jürgen Peters. Dagegen mussten die Arbeitgeber trotz rezessiven Umfeldes eine bittere Niederlage einstecken: ... Die Lohnzahl ist viel zu hoch, und die Kostensenkungspotenziale sind zu gering. ... Unverständlich ist vor allem, warum die Arbeitgeber für 2005 einer Erhöhung von satten 2,7 Prozent zugestimmt haben – diese Kalkulation basiert auf Annahmen, die sich schnell als Luftschlösser erweisen können. Andererseits ist die schleichende Rückkehr zur 40-Stunden-Woche eingeläutet worden. Aber das reicht nicht."

Ganz anders sieht es der Kölner EXPRESS:

"Eine gute Botschaft, die uns aus Baden-Württemberg erreicht: Die Tarifparteien der Metallbranche haben sich ohne Streiks, die im Grunde niemand will, geeinigt. Die Tatsache, dass die Tarifpartner auch in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten stark und kompromissfähig sind, stärkt das Vertrauen in die Tarifautonomie. Erfreulich ist vor allem das Augenmaß, das die Tarifparteien bei ihren Verhandlungen an den Tag gelegt haben."

Die BERLINER ZEITUNG beleuchtet die Folgen der Einigung für die Gewerkschaft:

"Für Jürgen Peters, den bisher höchst umstrittenen 'Ersten Vorsitzenden' der IG Metall, ist das Verhandlungsergebnis in mehrfacher Hinsicht ein Erfolg. ... Anscheinend besitzt der IG-Metall-Chef doch einen entwickelten Sinn für die Wirklichkeit."

Das Düsseldorfer HANDELSBLATT zeigt sich indessen deutlich verhalten:

"Es ist bezeichnend für den Zustand der deutschen Tarifpolitik, dass der verantwortliche Spitzenfunktionär auf Arbeitgeberseite den Abschluss in der Metallindustrie mit einer Entschuldigung kommentiert. Mehr sei nicht durchsetzbar gewesen, ohne bei der IG Metall verbrannte Erde zu hinterlassen, rechtfertigt Gesamtmetallchef Martin Kannegiesser den Kompromiss. ... Mit einer Lohnerhöhung, die deutlich über dem Produktivitätszuwachs in der Metallindustrie liegt, können nur die Arbeitsplatzbesitzer zufrieden sein. Die Arbeitslosen gehen wieder einmal leer aus. Das Beste, was man von diesem Abschluss sagen kann, ist, dass er einen Arbeitskampf verhindert hat."

Themenwechsel. Zur Ankündigung südkoreanischer Wissenschaftler, sie hätten erstmals einen menschlichen Embryo geklont und diesem Stammzellen entnommen, schreibt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG:

"Zwei, drei Veränderungen waren nötig gegenüber dem Versuchsaufbau bei Schaf, Rind und Schwein, um den Kopierschutz des Menschenerbgutes zu knacken. Kein Zweifel besteht, dass sich Kollegen des südkoreanischen Forschers Hwang inspiriert fühlen und die Technik noch perfektionieren werden. ... Einstweilen haben die südkoreanischen Experimente niemanden geheilt, aber der Welt Klonembryonen beschert. ... Dieser Spuk wird vermutlich erst dann ein Ende finden, wenn das erste deformierte Klonbaby geboren ist. Diese Vorstellung ist schrecklich."

Der MANNHEIMER MORGEN zeigt sich argwöhnisch:

"Was wirklich in den Labors der klonwilligen Wissenschaftler - von denen es, was wiederum sicher ist, genug gibt - passiert, weiß niemand. Die Hoffnung, in die Annalen der Wissenschaft einzugehen, ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch größer als die Wahrscheinlichkeit, dass bald ein aus embryonalen Stammzellen hergestellter Herzmuskel verpflanzt wird. Die technischen Hürden, vor denen die Forscher heute stehen, sind noch immer hoch."

Und schließlich die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. Das Blatt schreibt:

"In vielen Ländern befürwortet die Bevölkerung das therapeutische Klonen mit gutem Gewissen. Deshalb ist der Versuch, die Technik weltweit zu verbieten, nicht nur zum Scheitern verurteilt, sondern auch noch falsch. Die Ächtung des Baby-Klonens aber ist längst überfällig."