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Pressestimmen von Freitag, 12. Oktober 2007

Christoph Schmidt11. Oktober 2007

Die Deutschen und Afghanistan

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Die Befreiung der Geisel Rudolf Blechschmidt aus der Gewalt seiner afghanischen Entführer hat den Blick der deutschen Öffentlichkeit abermals auf das umstrittene Engagement der Bundesrepublik in dem Krisenstaat am Hindukusch gelenkt. Auch die Tagespresse befasst sich mit dem Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan, stellt ihn aber kaum in Frage.

So schreiben die KIELER NACHRICHTEN:

'Die Meldungen über gefallene deutsche Soldaten, entführte Landsleute, ungebrochenen Drogenanbau und eine bemitleidenswert schwache Regierung in Kabul verstärken das Urteil vieler Bürger, die Bundeswehr solle Afghanistan lieber heute als morgen den Rücken kehren. Das hieße, den Islamisten freie Hand beim Aufbau eines Gottesstaates und einer Terroristenhochburg zu geben. Dadurch würde der Iran aufgewertet, dessen Präsident Ahmadinedschad die Atombombe will. Es könnte Pakistans Staatschef Musharraf, hinwegfegen. Die Folgen wären unabsehbar. Wer wie die Linke einem Abzug aus Afghanistan das Wort redet, stellt sich in letzter Konsequenz auf die Seite der radikalen Islamisten.'

In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG aus München heißt es:

'Die Konsequenz für Deutschland und den Westen kann nicht der Abzug aus Afghanistan sein. Die internationale Gemeinschaft hat den Menschen dort versprochen, mit ihrem Eingreifen nach dem 11. September 2001 nicht nur den Terror zu bekämpfen, sondern auch dem darniederliegenden Land wieder auf die Beine zu helfen. Ein Rückzug jetzt wäre ein Armutszeugnis, gerade für die Deutschen, die in der afghanischen Bevölkerung besondere Wertschätzung genießen. Die Konsequenz kann nur sein, aus den Fehlern zu lernen.'

Die Koblenzer RHEIN-ZEITUNG meint skeptischer:

'Das Kernproblem in Afghanistan ist der schleppende Aufbau der afghanischen Sicherheitskräfte. Die paar tausend einheimischen Soldaten und Polizisten reichen nicht, um Afghanistan nach vorne zu bringen. Den Polizei- und auch Armeeaufbau hat der Westen viel zu zaghaft betrieben. Hier müssen künftig Mittel konzentriert werden. Denn die internationalen Einheiten werden mehr und mehr als Besatzer wahrgenommen. Es wird Zeit, dass die Afghanen aus eigener Kraft für den Wiederaufbau ihres Landes kämpfen. Der Westen muss sich zugleich Schritt für Schritt aus der militärischen Konfrontation zurückziehen.'

Und aus Sicht der LÜBECKER NACHRTICHTEN gilt:

'Kleckern statt klotzen, das war von Anfang an ein Fehler. Wer schnellere Erfolge will, der muss mehr tun. Militärpräsenz ist wichtig, aber allein zu wenig. Die Afghanen selbst müssen in die Lage versetzt werden, für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Die Hilfestellung bei der Ausbildung von Armee, Polizei und Justiz ist noch immer kümmerlich. Und auch die Entwicklungshilfe wurde viel zu lange auf Sparflamme gefahren. Noch sind Korrekturen möglich.'