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Pressestimmen von Freitag, 08. August 2003

Stephan Stickelmann7. August 2003

Anschlag auf Jordaniens Botschaft in Bagdad / Kandidatur von Arnold Schwarzenegger

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Die meisten Tageszeitungen widmen sich in ihren Meinungsbeiträgen der Kandidatur von Schauspieler Arnold Schwarzenegger für das Gouverneurs-Amt in Kalifornien. Hören Sie zunächst aber zwei Stimmen zu dem Bombenanschlag auf die jordanische Botschaft in Bagdad. Der GENERAL-ANZEIGER aus Bonn stellt fest:

"Der Anschlag auf Jordaniens Botschaft in Bagdad ist nicht nur der schwerste seit Kriegsende. Er verrät auch auch sonst eine neue Qualität, da er nicht gegen die Streitkräfte der Sieger, sondern - ohne Rücksicht auf wahllose irakische Opfer - gegen ein arabisches Nachbarland gerichtet war. Das macht es schwer, ihn einer bestimmten Gruppe zuzuordnen. Manches lässt eher auf islamistische Terroristen als auf die irakische Guerilla schließen. Der Irak findet so rasch keine Ruhe. Die Aktivitäten von Bombenlegern und Heckenschützen sind eben militärisch allein nicht zu bezwingen."

Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG bemerkt:

"Jordanien hat in Sachen Irak immer ein regionstypisches Doppelspiel gepflegt und sich damit natürlich nicht nur Freunde gemacht. Einerseits haben sie in Amman den Krieg der Amerikaner verurteilt, auf den Straßen ebenso wie in politischen Schaufensterreden. Andererseits aber hat das haschemitische Königshaus auch sehr penibel darauf geachtet, den Ast, auf dem es sitzt, nicht abzusägen. Sprich: Mehr oder weniger heimlich sind die Amerikaner, ohne deren massive Finanzhilfe die Lichter ausgehen würden in Amman, von Jordanien doch unterstützt worden."

Nun zum Wechsel von Arnold Schwarzenegger in die Politik. In der FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND heißt es:

"Jetzt empören sie sich wieder. All jene Feingeister, die schon lange den Verfall der politischen Sitten beklagen und sich grämen, dass Politik nur noch als Show stattfinde, sie haben nun den ultimativen Beweis: Der Schauspieler Arnold Schwarzenegger, besser bekannt als die Actionfilm-Figur 'Terminator', will das höchste Staatsamt Kaliforniens erobern. Seine Chancen stehen nicht schlecht. Schwarzeneggers Kandidatur provoziert viele - aber es ist eine durchaus anregende und lehrreiche Provokation. Denn wer genauer hinsieht, erkennt weitaus mehr als nur die Show."

Auf einen anderen Aspekt weist DIE WELT hin:

"Arnold Schwarzenegger tritt in die Fußstapfen Ronald Reagans. Der Filmstar kandidiert am 7. Oktober für das Amt des Gouverneurs von Kalifornien - wie 1966 der Filmschauspieler Reagan. Damit endet allerdings auch schon die politische Parallele. Reagan war Exponent eines kämpferisch konservativen Republikanerflügels, Schwarzenegger ist Exponent eines liberalen Parteiflügels, der bei den Republikanern ins Abseits geraten ist. Er und Bush vertreten bei Themen wie Abtreibung oder Homosexuelle diametral entgegengesetzte Positionen. Real ist: Wenn Schwarzenegger im politisch polarisierten Kalifornien siegt, dann deshalb, weil er ein Liberaler mit konservativem Antlitz ist. Das ist Bushs Chance und Risiko."

Die in Ludwigshafen erscheinende RHEINPFALZ meint:

"Der drehbuchreifen Story des steirischen Senkrechtstarters liegt allerdings eine Tragödie zugrunde, nämlich der wirtschaftliche und politische Verfall des größten US-Bundesstaates. Zu Recht hat Schwarzenegger den amtierenden Gouverneur Gray Davis zum Versager gestempelt. In der einst florierenden siebtgrößten Volkswirtschaft der Welt gehören inzwischen flächendeckende Stromausfälle, Massenarbeitslosigkeit, eine Rekordzahl von Firmenpleiten und ein ausuferndes Staatsdefizit zur Tagesordnung. Doch wäre Arnold Schwarzenegger eine sinnvolle Alternative? Politische Erfahrung hat er zwar keine. Doch erfahrene Ratgeber und Helfer wird es jede Menge geben, hat doch kein geringerer als Präsident Bush großes Interesse daran, dass die demokratische Hochburg Kalifornien wieder fest in republikanischer Hand ist."

Insgesamt kritischer ist das Urteil des Kölner EXPRESS:

"Sympathisch mag der Schauspiel-Star ja sein. Aber für die Politik ist seine Kandidatur ein Armutszeugnis. Denn die Republikanische Partei von US-Präsident Bush hat es doch tatsächlich geschafft, keinen geeigneten Kandidaten aus eigenen Reihen aufzubauen. Ausgerechnet ein Seiteneinsteiger soll nun den am höchsten verschuldeten Staat der USA aufmöbeln. Eine Chance hat Arnie verdient - aber mit Lächeln und ein paar markigen Sprüchen ist das nicht getan."