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Pressestimmen von Donnerstag, 7 April 2005

zusammengestellt von Martin Muno6. April 2005

Job-Debatte in Deutschland / Präsidentenwahl im Irak / Ärger bei DaimlerChrysler / Trauer in Monaco

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Im Blickpunkt der Kommentatoren stehen an diesem Donnerstag der neu gewählte irakische Präsident, die Aktionärs-Versammlung von DaimlerChrysler und der Tod des monegassischen Fürsten Rainier. Zum Auftakt jedoch Kommentare zu den jüngsten Debatten über die Schaffung neuer Arbeitsplätze in Deutschland.

Dazu schreibt die WESTDEUTSCHE ZEITUNG:

"Wer erinnert sich noch an den Job-Gipfel? Von Anfang an hatte er bestenfalls die Ausmaße eines Maulwurf-Hügels. Nachdem nun aber immer mehr so genannte Spitzenpolitiker mit ihren Wahlkampf-Walzen über das zarte Hügelchen gefahren sind, ist es nunmehr platt wie ein Kuhfladen."

Der Bonner GENERAL-ANZEIGER fragt:

"Verglüht der innenpolitische Reformstern, den man in der Regierungserklärung des Kanzlers und dem Jobgipfel zu erkennen glaubte, genauso schnell, wie er heraufgezogen ist? (...) Der Verdacht liegt nahe, dass man ungeachtet des akuten Entscheidungsbedarfs zumindest die Zeit bis zu den NRW-Landtagswahlen nutzlos verstreichen lassen wird. Vor allem der ambitionierte Zeitplan, den die Bundesregierung gestern zu den Reformschritten vorlegte, ist kaum mehr als ein taktisches Manöver mit Blick auf den Wahltag."

Der BERLINER KURIER sieht dagegen in der Opposition den Hauptschuldigen:

"Der Jobgipfel ist tot. Gestern hat ihn auch Frau Merkel zu Grabe getragen. Nur Träumer konnten glauben, dass CDU und CSU Rot-Grün wirklich aus der Job-Patsche helfen wollten. Warum auch, wenn die Regierung das Lob bei Gelingen dafür fast allein einheimsen würde. Merkel & Co. haben sich wieder für kleinkarierte Parteitaktik entschieden. Das Schicksal der Millionen Arbeitslosen kümmert sie nicht."

Die in Berlin erscheinende TAGESZEITUNG geht auf den neu gewählten irakischen Präsidenten Talabani ein:

"Talabani ist mit allen Wassern gewaschen. An die Allianzen und Bündnisse, die er im Laufe seiner Karriere geschlossen und wieder verraten hat, wird er sich kaum noch vollzählig erinnern. Seine Erfahrungen sind der Vorteil und gleichzeitig das Problem des neuen Präsidenten. Der Chef der Patriotischen Union Kurdistans symbolisiert keinen neuen Anfang im Irak."

Für die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG wirft die Wahl viele Fragen auf:

"Erstmals seit vielen Jahrhunderten repräsentiert ein Kurde einen arabischen Staat. Wie sich doch die Zeiten ändern! Talabani, ein säkularer Intellektueller, lehnt einen islamischen Staat ab, doch eine gewisse Kontrollfunktion in der Gesellschaft soll dem Islam nach dem Willen des schiitischen Großajatollah Ali Sistani und auch des designierten Ministerpräsidenten doch zukommen. Wie löst man das in der Verfassung? Und vor allem: Wie trocknet man jenen Terrorismus aus, der von manchen noch immer als 'Aufstand' bezeichnet wird?"

Die LÜBECKER NACHRICHTEN befassen sich mit der Hauptversammlung von DaimlerChrysler und mit dem angeschlagenen Konzern-Chef Schrempp:

"Leid tun kann einem der gestern von den Aktionären zu Recht unter heftiges Feuer genommene hoch bezahlte DaimlerChrysler-Boss Jürgen Schrempp nicht. Seine Bilanz ist katastrophal. (...) Der einst als Macher mit Visionen gefeierte Spitzenmanager am Lenker von Deutschlands prestigeträchtigstem Konzern ist heute nur noch ein Fantast, dessen Träume von einem weltumspannenden Unternehmen wie Seifenblasen zerplatzt sind."

Der NORDBAYERISCHE KURIER aus Bayreuth bemerkt:

"Schrempp braucht vorzeigbare Erfolge, also wieder mehr Verkäufe, höhere Renditen, einen steigenden Aktienkurs. Eine Serie neuer Modelle soll dafür die Basis legen. Am eigentlichen Grundproblem ändert dies aber nichts. Die Welt-AG hat sich als anfällig erwiesen. Und während sie Schrempp noch vehement verteidigt, fährt die Münchner Konkurrenz von Rekord zu Rekord."

Zum Schluss einen Blick in den MANNHEIMER MORGEN, der den Tod von Fürst Rainier so kommentiert:

"Mit eiserner Hand, im Stil eines mittelständischen Patriarchen, der keine Gewerkschaften, Parteien oder Wahlen kennt, hat Rainier seine Firma mit 700-jähriger Tradition in eine Goldmine verwandelt. Sohn Albert wird nun modernere Management-Methoden auf dem Felsen einführen. Das monegassische Erfolgsrezept, das neben Bank- Schließfächern viele bunte Spektakel bietet, wird auch der neue Fürst nicht verwässern. Monaco wird ein Anachronismus bleiben, allerdings hübsch gelegen und mit hohem Unterhaltungswert."