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Pressestimmen von Donnerstag, 30. September 2004

Zusammengestellt von Michael Wehling29. September 2004

Kritik an Putin/Geiseln im Irak/Verschuldung des Bundes/Krise bei Karstadt

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Die ausgewählten Kommentare der deutschen Tageszeitungen beschäftigen sich an diesem Donnerstag mit der Kritik westlicher Politiker am russischen Präsidenten Wladimir Putin, den Geiselnahmen im Irak, der sich abzeichnenden Rekordverschuldung im Bundeshaushalt sowie der Krise bei Karstadt-Quelle.

Zunächst zu dem Brief, in dem westliche Politiker, darunter Vertreter der Grünen und der CDU, Kritik am russischen Präsidenten Putin üben.

Das HANDELSBLATT aus Düsseldorf kritisiert die Kritiker:

'Putin ist ein Autokrat, aber kein Diktator. Das sollten sich auch die Unterzeichner des Briefs klar machen, bevor sie den Kremlherrn falsch einordnen. Es ist zwar richtig und notwendig, Kritik an der Entwicklung Russlands zu üben. Dabei darf man aber nicht über das Ziel hinausschießen, sonst stößt Kritik auf taube Ohren und wird zur billigen Polemik.'

Zur Situation im Irak nach der Freilassung der beiden Italienerinnen schreiben die LÜBECKER NACHRICHTEN:

'Man möchte hoffen, dass die Freilassung der Simonas zum Überdenken der Irak-Politik führt. Nämlich dazu, wie unter dem Dach der Vereinten Nationen Friede und Demokratie hergestellt werden können. Vorerst sind das Tagträume. Eine Wende kommt hoffentlich nach den US-Präsidentschaftswahlen.'

Die LANDESZEITUNG aus Lüneburg geht trotz des Dementis der italienischen Regierung davon aus, dass es einen Deal mit den Geiselnehmern gegeben hat:

(Ministerpräsident)'Berlusconi zahlt jetzt das Lehrgeld für den Irrglauben, mit einer willfährigen, aber eher symbolischen Teilnahme am Irak-Feldzug billig Bonus-Punkte bei Duz-Freund George W. Bush erwerben zu können. ... Umso mehr Respekt nötigt die Haltung von Tony Blair ab, der Verhandlungen mit Verbrechern verweigert und so dem Fehler des Einmarsches nicht auch noch den Fehler des Einknickens folgen lässt. Er zahlt den Preis für seine Haltung in der wertvollsten Währung: Menschenleben'.
Zum nächsten Thema.

Die FREIE PRESSE aus Chemnitz setzt sich mit dem Haushaltsdefizit von mehr als 43 Milliarden Euro auseinander: '... zur Fairness gehört, dass es weder Eichel noch seiner Partei allein anzulasten ist, wenn die öffentlichen Kassen heute mehr oder weniger leergespült sind. Hier wirken jahrelange Versäumnisse. Und da war an Schröder und Co. wahrhaftig noch nicht zu denken.'

Die STUTTGARTER ZEITUNG bemerkt: 'Das ist ein neuer, ein trauriger Rekord. Eichels einstiger Ruf als solider Finanzminister ist ruiniert. ... Sicher muss man Eichel zugute halten, dass die dreijährige wirtschaftliche Talfahrt nicht vorherzusehen war. ... Doch Eichel hat nichts gelernt. Er verspricht immer wieder Dinge, die er nicht halten kann. Im nächsten Jahr will er endlich wieder die Maastricht-Grenze einhalten. Das glaubt ihm kaum noch jemand.'

Die in Berlin herausgebene Tageszeitung DIE WELT kommentiert den Sanierungsplan für den schwer angeschlagenen Handelskonzern Karstadt-Quelle.

'Die Krise des Karstadt-Konzerns und auch die Reaktion darauf sind symptomatisch für die Lage Deutschlands. Im Einzelhandel wusste seit Jahren jedermann, dass sich über dem Kaufhausunternehmen immer dunklere Wolken auftürmten. Die Fehler der Geschäftspolitik wurden auch immer wieder einmal benannt, doch geschehen ist wenig. Die Verdi-Gewerkschaft, die im Aufsichtsrat mitbestimmt, wusste seit langem um die marode Lage und hat nichts unternommen. ... Karstadt ist ein Menetekel. In Deutschland wird zu viel geredet und zu wenig gehandelt.

Abschließend ein Blick in die BERLINER ZEITUNG:

'Karstadt-Quelle ist ein Opfer des Wettbewerbs - und eigener Fehler. Es gibt kaum einen härteren Markt als den deutschen Einzelhandel. Egal ob es um Lebensmittel geht, um Elektrogeräte oder Kleidung, der Kampf um den Kunden ist unerbittlich, der Preiswettbewerb brutal, die Gewinnmargen sind denkbar knapp. Das heißt aber nicht, dass Erfolg auf diesem Markt unmöglich ist. ... Die Krise ist also kein Naturereignis, sie ist vielmehr Folge strategischer Fehlentscheidungen in der Vergangenheit.'