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Pressestimmen von Donnerstag, 29. September 2005

Gerhard M Friese28. September 2005

Arbeitsplatzabbau bei DaimlerChrysler/ Koalitionsverhandlungen / Verlängerung Bundeswehrmandat / Urteil gegen Lynndie England

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Wichtigstes Thema der Kommentare deutscher Tageszeitungen ist an diesem Dienstag der beschlossenen Abbau von 8.500 Stellen bei DaimlerChrysler. Aber auch das Thema Koaltionsbildung und das Urteil gegen die US-Soldatin Lynndie England spielen eine Rolle.

Zum Arbeitsplatzabbau beim Stuttgarter Autobauer schreibt das Düsseldorfer HANDELSBLATT:

"Dass Optimismus allein kein tragfähiges Geschäftsmodell ist, muss Daimler gerade wieder an seinem erst im vergangenen Jahr geschlossenen Beschäftigungspakt erkennen. Mit dem Versprechen, bis 2012 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten, hat sich der Konzern, wie sich heute zeigt, eine kostspielige Fessel angelegt. Das massive Abfindungsprogramm ist dafür teuer bezahltes Lehrgeld."

Die Ulmer SÜDWEST PRESSE meint:

"Daimler-Chrysler nimmt viel Geld in die Hand, um den dramatischer als ursprünglich vermutet ausfallenden Stellenabbau abzufedern. Das ist dem Unternehmen positiv anzurechnen, wenngleich es dem Arbeitsmarkt und dem Wirtschaftsstandort Deutschland nicht aus der Klemme hilft. Freilich: Dass in der Möhringer Konzernzentrale mit Augenmaß vorgegangen wird, ist nicht zuletzt auch der im vergangenen Jahr unterschriebenen Betriebsvereinbarung zu verdanken, die Kündigungen bis 2011 ausschließt. Der Betriebsrat darf sich zu einer solchen Vereinbarung nachträglich noch einmal auf die Schulter klopfen. Das Unternehmen kommt sie teuer zu stehen."

Und in der ESSLINGER ZEITUNG heißt es:

"Der 2004 vereinbarte Beschäftigungspakt, der betriebsbedingte Kündigungen bis 2012 ausschließt, lässt Zetsche wenig Spielraum. Kündigungen sind nicht möglich. Auch über höhere Fahrzeugpreise lassen sich die Kosten nicht weitergeben. So bleibt keine Wahl. Der Konzernchef muss versuchen, Mitarbeitern den Ausstieg über hohe finanzielle Anreize schmackhaft zu machen. Dies dürfte das Stuttgarter Unternehmen viel Geld kosten."

Mit den personalpolitischen Spekulationen anlässlich der Sondierungsgespräche zwischen Union und SPD befasst sich die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt/Oder:

"Dass sich von Seiten der Union niemand an der Kanzlerkandidatin vorbei in den Vordergrund zu schieben versucht, hängt auch mit der Einschätzung zusammen, die große Koalition sei nur eine Übergangserscheinung, an deren Ende die Karten ohnehin neu gemischt werden. Inklusive der Kanzlerschaft. Auch sind die zu bewältigenden Aufgaben so groß und so schmerzhaft, dass bei ihrer Lösung vermutlich eher ein Platz im Geschichtsbuch als die nächste Wahl zu gewinnen ist. Die Stunde der Wulffs und Kochs kommt also noch."

Und die STUTTGARTER ZEITUNG wagt einen Ausblick auf künftige Ampelkoalitionen:

"Andere demokratische Länder in Europa sind es längst gewöhnt, mit unverhofften Bündnissen zu leben. Natürlich, Stabilität ist ein hohes Gut, die Bürger wollen Klarheit und Stetigkeit, zumal die Deutschen. Aber wer sagt denn, dass sich Dreierkoalitionen nicht über eine Legislaturperiode behaupten könnten, wenn sie vorher ordentlich verhandelt, sich auf ein vernünftiges Vierjahresprogramm verständigt haben und aus verlässlichen Partnern bestehen?"

Der MANNHEIMER MORGEN bemerkt zur Bundeswehr:

"Hinter der professionellen Routine jedoch, mit der jedes Jahr im Herbst das Afghanistan-Mandat der Bundeswehr verlängert wird, stecken viele persönliche Schicksale: 17 deutsche Soldaten sind in Afghanistan bereits ums Leben gekommen, alle anderen leisten ihren Dienst unter großen Entbehrungen und Gefahren. Mit dem neuen Mandat wird ihre Arbeit nicht einfacher."

Zum Schluss BERLINER ZEITUNG, die das Urteil gegen die US-Soldatin Lynndie England kommentiert:

"Gerichtsurteile sind meistens ungeeignet, den Schaden, den Menschen angerichtet haben, aufzuwiegen. Doch hier ist die Diskrepanz besonders unbeschreiblich. Das liegt nicht so sehr an diesem einzelnen Verfahren gegen Lynndie England. Sondern es liegt an der Art und Weise, wie die USA systematisch bemüht waren, die Verbrechen von Abu Ghoreib gerade nicht aufzuklären. Unvorstellbar, dass die Folterungen und Demütigungen nicht durch höchste Vorgesetzte gedeckt waren. Aber dass diese Fragen gerade nicht aufgeklärt werden sollten, war schon klar, als man die Sache der Militärgerichtsbarkeit überließ. So wird die Wirkung der Bilder aus Abu Ghoreib kein bisschen relativiert, sondern untermauert."