1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Pressestimmen von Donnerstag, 24. Juli 2003

Michael Wehling23. Juli 2003

Tod der beiden Söhne Saddam Husseins/ Ende des Führungsstreit in der IG Metall

https://p.dw.com/p/3u3i

Beherrschendes Thema in den Kommentarspalten der deutschen Zeitungen ist an diesem Donnerstag der Tod der beiden Söhne des irakischen Ex-Diktators Saddam Hussein. Beachtung findet daneben das Ende des Führungsstreit in der IG Metall.

Zunächst in den Irak. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG schreibt:

'Dass die beiden Söhne Saddams nun bei einer stundenlangen Schießerei in Mossul ums Leben kamen, kann man als gerechte Strafe für zwei Verbrecher übelster Art empfinden. Es könnte die Amerikaner aber auch militärisch entlasten: Der organisierte bewaffnete Widerstand ist getroffen; bei der irakischen Bevölkerung ... werden Legendenbildungen um Saddam Hussein an politischer Wirkung verlieren.'

Ähnlich argumentiert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG aus München:

'Der Tod Udais und Kusais nimmt den Menschen die Angst, die Peiniger von einst könnten wieder auferstehen. Der Tod hat eine besondere symbolische Wirkung, weil die Söhne des abservierten Herrschers nun endgültig nicht mehr die Macht erben können. ... Saddam ist einsam geworden - und seine Präsenz ist damit lange nicht mehr so Furcht einflößend.'

In der in Koblenz erscheinenden RHEIN-ZEITUNG heißt es:

'Mit der Tötung der Saddam-Söhne Udai und Kusai hat die Krake der alten Macht zwei gefürchtete Arme verloren. Im Irak werden jetzt viele Bürger aufatmen, die sich noch immer von den Schergen Saddams bedroht fühlen. Gebannt aber ist die Gefahr noch lange nicht. So lange Saddam Hussein weiter aufrührerische Tonbänder im Untergrund verfassen kann, bevölkert er die Albträume seiner Landsleute.'

Die Tageszeitung 'DIE WELT' warnt vor Euphorie:

'Dass nun ... jeder Widerstand zusammenbrechen werde, ist eine träumerische Annahme. In trauriger Weise wird das Gegenteil durch die getöteten US-Soldaten bewiesen, die nach dem Tod der Hussein-Brüder durch Anschläge starben. Es wird weiter Anschläge ewiggestriger, verblendeter Fanatiker geben, die ein Mandat der irakischen Bevölkerung nicht haben und ihrer Zukunft im Wege stehen. Es sind Terroristen, die für ein irrationales Ziel kämpfen und mit denen der Dialog nicht möglich sein wird. Insofern sind die Einschätzungen korrekt, dass der Guerillakrieg sich fortsetzen wird, vielleicht noch Jahre.'

Die OSTTHÜRINGER ZEITUNG aus Gera verweist auf einen anderen Aspekt:

'In der inneramerikanischen Debatte um die Beweismanipulation der Bush-Regierung ist der Tod der Saddam-Söhne ohne Zweifel ein
vorübergehender Befreiungsschlag für den stark unter Druck geratenen US-Präsidenten. Dass er sich allein damit aus allen politischen Schwierigkeiten befreien kann, ist aber eher unwahrscheinlich.'

Auch der KÖLNER STADT-ANZEIGER geht auf die Diskussion in den USA ein:

'Um den kurzfristigen Stimmungs- und Themenwechsel nach dem Tod der Saddam-Söhne noch zu verstärken, schickt George Bush gerade jetzt seine Leute vor, die ein paar lässliche Sünden bei der Handhabung des Geheimdienstmaterials einräumen. Die feinsinnig terminierten Entschuldigungen sollen zeigen, wie nichtig doch die ganze Debatte im Vergleich zu den sensationellen Erfolgsmeldungen aus dem Irak ist. ... Doch die kritische Aufarbeitung der Vorkriegsrhetorik hat gerade erst begonnen.'

Damit zur IG Metall. Die STUTTGARTER ZEITUNG kommentiert die Entscheidung des Vorstands, den als Traditionalisten geltenden Jürgen Peters für das Amt des Vorsitzenden und den Reformer Berthold Huber für das des Stellvertreters zu nominieren:

'Peters und Huber mögen vorübergehend ihren persönlichen Frieden geschlossen haben. Doch lassen sich unterschiedliche strategische Ausrichtungen nicht per Federstrich zusammenführen. Dringend notwendig bleibt eine sachliche Auseinandersetzung über die künftigen politischen Inhalten. Dazu ist der Gewerkschaftstag Ende August ein geeignetes Forum, denn enden darf die Debatte damit gewiss nicht.'

Die NÜRNBERGER NACHRICHTEN schreiben:

'Dass der Vorstand auf diese Doppelspitze setzt, das belegt vor allem den Wunsch nach Ruhe und die Sehnsucht nach Geschlossenheit. Zufrieden oder gar begeistert wird kaum jemand in und noch weniger außerhalb der Gewerkschaft auf das Duo reagieren - allenfalls Jürgen Peters selbst: Mit fast jeder Geste, jedem Lachen zeigte er gestern ganz offen die Freude darüber, seinen Lebenstraum wohl doch erreicht zu haben. Der Preis, den die IG Metall dafür zu zahlen hat interessiert ihn weniger.'