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Pressestimmen von Donnerstag, 19. Mai 2005

Eleonore Uhlich19. Mai 2005

Offenlegung von Managergehältern / Zahl der Drogentoten rückläufig

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Zentrales Thema der Zeitungskommentare an diesem Donnerstag ist das geplante Gesetz, nach dem deutsche Top-Manager ihre Gehälter offenlegen müssen.

Die LÜBECKER NACHRICHTEN meinen dazu:

"Abgesehen davon, dass es viel zu viele unnötige Gesetze im Bürokratenland Deutschland gibt: dieses ist sinnvoll und überfällig. Denn die Bosse der großen Konzerne spielen gern den Global Player, messen sich an ihren Kollegen in den USA und fordern daher entsprechende Gehälter ein. Allerdings hört der Spaß für die Vorstandsmitglieder immer dann auf, wenn die US-Spielregeln auch hier gelten sollen."

Die BERLINER ZEITUNG notiert:

"Verhindert werden soll nicht die wachsende Ungleichheit zwischen den Einkommen der Chefetage und jenen der unteren Stockwerke, sondern die schädlichen Auswirkungen «überhöhter» Managergehälter auf Unternehmensgewinn und Dividende. Unter den Profiteuren der neuen Transparenz befinden sich übrigens auch die so genannten «Heuschrecken», also jene Finanzinvestoren, die als Großaktionäre nun kritisch die Gehaltsrechnungen ihrer leitenden Angestellten prüfen können."

Der NORDBAYERISCHE KURIER befindet:

"Warum sollten die Eigentümer von Unternehmen, die Aktionäre, nicht wissen dürfen, was ihre leitenden Angestellten verdienen? Ein unzulässiger Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Top-Verdiener ist wohl kaum feststellbar. Die Geheimsache Gehalt wird gelüftet, weil die Wirtschaft die Selbstveröffentlichung nicht konsequent umsetzte."

Der Bonner GENERAL-ANZEIGER stellt fest:

"Die Regierung weist auf die Praxis in den USA hin, die die Offenlegung der Managergehälter bereits gesetzlich vorschreiben. ... Dabei wird verschwiegen, dass in US-Unternehmen andere Kontrollmechanismen nötig sind, weil ihr Führungsgremium selbst die Bezüge festlegt. In deutschen Unternehmen aber macht das der Aufsichtsrat und in ihm sitzen die Gewerkschafter. Ob sie ihrer Wächterfunktion gerecht werden, müsste viel dringender diskutiert werden, unterstreicht der GENERAL-ANZEIGER.

Die ABENDZEITUNG aus München verweist auf einen anderen Aspekt:

"Sie wolle keine Neid-Debatte führen, sagt die Ministerin. Doch ganz von der Hand zu weisen ist es nicht, dass das Gesetz politisch motiviert scheint: Es ist Balsam auf die Volksseele, wenn die viel gescholtenen Manager ihre Hose herunterlassen müssen. Dabei ist es allein Sache der Eigentümer, wie viel ein Manager seinem Unternehmen wert ist. Die Öffentlichkeit muss das nicht wissen."

Die SCHWÄBISCHE ZEITUNG aus Leutkirch analysiert:

"Die deutsche Vorstandswelt wird das Gesetz kaum in seinen Grundfesten erschüttern. Wenn 75 Prozent des vertretenen Grundkapitals sich dagegen aussprechen, ... tritt es ohnehin nicht in Kraft. Wo dies nicht der Fall ist, und die Gehälter trotzdem nicht veröffentlicht werden, droht ein Bußgeld von maximal 50.000 Euro, für Großverdiener also in 'peanuts'-Höhe. Insofern hat das neue Gesetz eher appellativen Charakter. Leistet etwas und lasst euch entsprechend bezahlen, lautet der Tenor. Dagegen ist nichts einzuwenden, urteilt die SCHWÄBISCHE ZEITUNG.

Ein weiteres Kommentarthema ist der neue Drogenbericht, nach dem die Zahl der Drogentoten gesunken ist.

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG kommt zu dem Schluss:

"Es ist der rot-grünen Bundesregierung hoch anzurechnen, dass sie anders als die CDU-FDP-Regierungen zuvor der Suchtstoff-Lobby trotzt; wenn hier Steuererhöhungen, wie zuletzt die auf den Tabak, zu vermindertem Konsum, einer Erhöhung der Einstiegsschwelle und schließlich sogar zu Steuermindereinnahmen führen, kann man das nur begrüßen."

Das STRAUBINGER TAGBLATT merkt abschließend an:

"Im Kampf gegen die Drogen - gegen den Handel und den Konsum - sind alle gefordert. ... Die staatlichen Organe müssen mit Konsequenz und mit voller Härte des Gesetzes zulangen, wenn es gegen den Drogenhandel geht. Und sie müssen den in Abhängigkeit geratenen Menschen Hilfe anbieten, mit der Sucht fertig zu werden. Ebenso ist der Staat gefordert, noch stärker Aufklärung und Warnung zu betreiben. Daran kann und sollte sich die Gesellschaft insgesamt stärker beteiligen, fordert das STRAUBINGER TAGBLATT, mit dem wir diese Presseschau beenden.