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Pressestimmen von Donnerstag, 18. August 2005

zusammengestellt von Martin Muno17. August 2005

Merkels Wahlkampf-Team // Mord an Taizé-Gründer Frère Roger

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Im Blickpunkt der Kommentatoren steht an diesem Donnerstag die Wahlkampf-Mannschaft von Unions-Kanzlerkandidatin Angela Markel.

Dazu schreiben die KIELER NACHRICHTEN:

"Angela Merkel kann vorerst durchatmen. Ihr Kompetenzteam mit den seit Wochen bekannten Schwächen bei den Themen Wirtschaft und Umwelt steht, Edmund Stoiber hat den gemeinsamen Auftritt nicht für neue Sticheleien gegen die CDU-Chefin genutzt und ihr Überraschungsmann Kirchhof seinen ersten offiziellen Auftritt bravourös gemeistert. Merkels Hauptproblem bleiben die Männer, die gestern nicht zu sehen waren. Dass die Herren Seehofer, Merz, Koch und Wulff bis zum Wahltag aus welchen Motiven auch immer schweigen, wäre für die Kanzlerkandidatin noch die günstigste Variante."

In der in Würzburg erscheinenden TAGESPOST heißt es:

"Nach der öffentlichen Vorstellung von Merkels Kompetenzteam gibt es vor allem einen Namen, der wirklich für Begeisterung sorgt: Paul Kirchhof. Ein solcher Aha-Effekt war dringend nötig in einem Unionswahlkampf, der bislang mehr als holprig lief. Wer den medialen Beifall für Merkels Coup zur Kenntnis nimmt, stellt fest, dass just der parteilose Steuerexperte für jenen Glanz sorgt, an dem es der Union derzeit ganz offensichtlich fehlt."

Die OSTSEE-ZEITUNG aus Rostock fragt rhetorisch:

"Wer ist Paul Kirchhof?" Und antwortet: "Der neue Mann in Merkels Reihen ist auf alle Fälle eine Überraschung. Der kompetente Finanzwissenschaftler, parteilose Ex-Verfassungsrichter, unkonventionelle Denker und politische Quereinsteiger sticht aus dem Kompetenzteam der Schröder-Herausforderin heraus."

Die Heidelberger RHEIN-NECKAR-ZEITUNG bemerkt:

"Nur einer stand gestern beim Foto von Merkels Team etwas daneben, sozusagen ohne Kompetenz Edmund Stoiber. Ihm galt, nicht geplant, aber aufgrund der Vorgeschichte umso mehr, dieser Befreiungsschlag, mit dem die Unions-Kanzlerkandidatin jetzt, mit größeren Chancen, in den Überzeugungs- und Richtungswahlkampf durchstarten kann."

Die FRANKFURTER RUNDSCHAU geht auf die inhaltlichen Differenzen innerhalb der Union ein und meint:

"Die Kandidatin ist getrieben von dem Grundgefühl, dass sich möglichst viel möglichst schnell ändern muss. Dass auch der satte Westen jetzt um den Anpassungsprozess an die globalisierten Verhältnisse, um Systemveränderung nicht mehr herum kommt. (...) Edmund Stoiber, selbst mehr Technokrat als Inhaltspolitiker, spürt zumindest die Gefahr, die sich für die absolute Mehrheit der CSU in Bayern aus einer solchen Politik ergeben würde."

Kritisch sieht die THÜRINGER ALLGEMEINE aus Erfurt die Personalentscheidung Merkels:

"Ex-Richter und Steuerexperte Paul Kirchhof sticht offensichtlich aus dem von Angela Merkel präsentierten Kompetenz-Team heraus. Jedoch, verlässt man die Berliner Kungel-Zirkel der Politik, verblasst die Strahlkraft des Professors sichtlich. Allenfalls in der Wirtschaft hinterlassen seine Radikalthesen Spuren. Ohne dass jemand wirklich davon ausgehen kann, eine Kanzlerin würde diese auch umsetzen. Der breiten Wählerschaft dürfte der Mann gänzlich unbekannt sein."

Und die in Essen produzierte WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG kritisiert lakonisch:

"Kirchhof ist schwer verdaulich - für Linke wie Konservative. Sein Ansatz ist liberal. Sein Credo lautet: Staat, gib den Leuten ihr Geld zurück, denn sie wissen besser damit umzugehen als Du! Aber (...): für ein solches Experiment ist selbst Merkel-Deutschland wohl noch nicht reif."

Die FRANKFURT NEUE PRESSE geht auf den Mord an dem Taizé-Gründer ein und schreibt:

"Frère Roger hatte sich sein ganzes Leben lang für Frieden und Nächstenliebe eingesetzt. Dass ausgerechnet er einem heimtückischen Attentat zum Opfer gefallen ist, muss all jenen Angst machen, die regelmäßig im Licht der Öffentlichkeit stehen. Für die Polizei scheint es letztlich leichter zu sein - wie jetzt beim Weltjugendtag - erfolgreich Maßnahmen gegen Terrorangriffe zu ergreifen, als den Angriff eines Wahnsinnigen zu verhindern. Denn eine solche Attacke ist nicht vorhersehbar. Für Papst Benedikt XVI. gilt in Köln freilich die höchste Sicherheitsstufe, er wird im Gegensatz zu Frère Roger ständig von mehreren Leibwächtern beschützt. Doch eine absolute Sicherheit ist nie zu erreichen."