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Pressestimmen von Donnerstag, 16. Oktober 2003

Michael Wehling18. Oktober 2003

Anschlag auf US-Bürger im Gaza-Streifen / Bundeswehreinsatz in Kundus/Bundeskanzler bei der IG Metall/Bemannter chinesischer Weltraumflug.

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Die Kommentatoren der deutschen Tageszeitungen befassen sich an diesem Donnerstag mit einer Fülle von Themen. Wir haben Stimmem ausgewählt zum Anschlag auf einen US-Fahrzeugkonvoi im Gaza-Streifen mit drei Toten, zur Kabinettsentscheidung über den Bundeswehreinsatz im afghanischen Kundus sowie zum Auftritt von Bundeskanzler Schröder beim Gewerkschaftstag der IG Metall und zum ersten bemannten Weltraumflug der Volksrepublik China.

Zum Attentat in Gaza schreibt das HANDELSBLATT aus Düsseldorf:

'Wieder ein Anschlag, wieder tote Amerikaner. Diesmal nicht in Bagdad, sondern im Gaza-Streifen. Die auf eine Befriedung des Mittleren Ostens zielende Politik der USA zerfetzen Terroristen mit ihrem Bombenhagel. ... Ob Palästina oder Irak, die amerikanische Außenpolitik hat sich in eine Sackgasse manövriert.'

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG führt aus:

'Der nahöstliche Terrorismus ist - wenn überhaupt - nichtallein durch die einseitige Politik der Amerikaner zu erklären, geschweige denn in irgendeiner Form zu rechtfertigen. Doch dient die deutliche Parteinahme Washingtons zu Gunsten Israels der Verfestigung der in der Region weit verbreiteten Ansicht, die regionale Großmacht Israel könne sich im Zweifel alles erlauben, da die Amerikaner ihre internationale Verurteilung generell verhinderten.'

In der MITTELDEUTSCHEN ZEITUNG, sie erscheint in Halle, heißt es:

'Ein noch größerer politischer Super-Gau lässt sich kaum denken. Der Zwei-Völker-Konflikt hat sich in einer Weise internationalisiert, die konträr zu den Interessen jeder rationalen Autonomie-Führung steht. Retten kann die nur etwas, wenn sie Täter und Hintermänner rasch fasst. Das aber ist unwahrscheinlich bei den anarchischen Verhältnisse im Land Arafats. Ein unabhängiges Palästina ist damit weit in die Ferne gerückt.'

Zum Beschluss des Bundeskabinetts, bis zu 450 Soldaten in die afghanische Stadt Kundus zu entsenden, lesen wir im GENERALANZEIGER aus Bonn:

'Vor einigen Wochen wusste im Verteidigungsministerium noch niemand, was und wo Kundus ist. Jetzt müssen sich die ersten Soldaten darauf gefasst machen, Weihnachten in der einstigen Taliban-Bastion in Nordosten Afghanistans zu feiern, genauer wohl: zu überstehen. ... Lange hat man nach einem halbwegs ruhigen Gebiet außerhalb Kabuls gesucht. Welches war letztlich egal. Hauptsache, man hatte ein Argument gegen eine deutsche Beteiligung bei der Befriedung im Irak.'

Bundeskanzler Gerhard Schröder hat auf dem Gewerkschaftstag der IG Metall die umstrittenen Sozialreformen verteidigt. Der HAMBURGER ABENDBLATT erläutert:

'Gewerkschaften haben schon immer gern geglaubt, dass ihre Politik quasi regierungsamtlich wird, sobald ein SPD-Kanzler regiert. Doch nie war das Verhältnis derart gestört wie derzeit zwischen Gerhard Schröder und dem DGB. Schröders Satz - 'Ich habe nicht den Mut, Euch um Unterstützung zu bitten' - unterstreicht die Hilflosigkeit eines Kanzlers, der weiß, dass er die Unterstützung der eigenen Klientel verloren hat.'

Die OSTSEE-ZEITUNG aus Rostock notiert:

'Kaum Applaus, dafür Buh-Rufe und Pfiffe gab es für die Rede des Reformkanzlers. Damit machten die Gewerkschafter ihrer Skepsis und ihrem Zorn über die sozialen Zumutungen Luft, die vor allem die Arbeitnehmer zu schultern haben werden.'

Die FRANKFURTER RUNDSCHAU bemerkt:

'Der Kanzler in der letzten Höhle des Löwen. ... Sichtlich gut aufgelegt, ausführlich dozierend, manchmal im Frotzelton, immer die Contenance bewahrend, gab er das 'Hier stehe ich und kann nicht anders'. Die eigene Mehrheit für Agenda 2010, Hartz und Co. in der Tasche, zeigte er sich obenauf. Eine geschickte Inszenierung.'

Themenwechsel: Zum ersten chinesischen 'Taikonauten' im Weltall schreibt die MÄRKISCHE ALLGEMEINE aus Potsdam:

'Die Chinesen kommen. Wer den Vormarsch der 'leisen Supermacht' bislang noch nicht zur Kenntnis genommen hat, dem wird mit dem Start der Shenzou-Raumkapsel eindrucksvoll vor Augen geführt, welche Möglichkeiten das Reich der Mitte hat. China rückt in die Phalanx der Weltraumgroßmächte vor.'

Abschließend ein Blick in die Zeitung FRÄNKISCHER TAG aus Bamberg:

'Gelingt es der Pekinger Partei- und Staatsführung mit weiteren Meisterstücken zu brillieren, kann sie den chinesischen Kommunismus noch auf lange Jahre legitimieren. Demokratie und Rechtsstaat bleiben dann auf oder in Eis gelegt.'