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Pressestimmen von Donnerstag, 07. August 2003

zusammengestellt von Helm6. August 2003

Afghanistan-Diskussion / Arbeitsmarkt / Hitze

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Die jungste Diskussion um die Sicherheit in Afghanistan und die neuesten Arbeitslosenzahlen sind an diesem Donnerstag zentrale Kommentarthemen in der deutschen Tagespresse.

Zu Afghanistan schreibt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG aus München:

'Wenn die Staatengemeinschaft die Verantwortung für Afghanistan, die sie mit dem Krieg gegen die Taliban übernommen hat, ernst nimmt, dann gibt es nur einen Weg: Es muss eine einheitliche Truppe mit mindestens 10.000 - und eher noch mehr - Mann aufgestellt werden. Deren Aufgabe wird es sein, die Milizen zu entwaffnen und die Macht der Zentralregierung über das ganze Land zu sichern. Wer das nicht will oder kann, hätte sich erst gar nicht auf das Afghanistan- Abenteuer einlassen dürfen.'

DIE WELT aus Berlin meint:

'Sicherheit ist in Afghanistan noch immer ein Fremdwort. Die Verantwortung dafür trägt die internationale Gemeinschaft. Großspurig hat sie umfassende Hilfe versprochen, die nur höchst spärlich fließt. Das aber ist zu wenig, um einem destabilisierten Land Ordnung zu verschaffen. Ein Beispiel: Im Kosovo waren 50.000 Soldaten im Einsatz. Da in Afghanistan 13 Mal mehr Menschen leben, hätten die Vereinten Nationen 650.000 Mann stationieren müssen, um das Maß an Sicherheit zu gewähren, das im Kosovo erreicht worden ist. In Afghanistan stehen aber nur rund 5.000 Mann. Folglich ist es konsequent, dass der Verteidigungsminister bereit ist, das Mandat der Bundeswehr auszuweiten. 200 Soldaten werden sich in Charikar dem zivilen Aufbau widmen. Sie sollen ein Zeichen dafür setzen, dass sich Afghanistan nicht selbst überlassen bleibt.'

Mit dem Anstieg der Arbeitslosenzahlen um mehr als 94.000 auf 4,3 Millionen beschäftigt sich die FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND aus Hamburg:

'Es tut sich was am deutschen Arbeitsmarkt. Die Frage ist nur: Was? Die neuesten Arbeitslosenzahlen sind jedenfalls nicht so schlecht, wie man meinen könnte, wenn man das aufgeregte Gerede vom "schlechtesten Juli seit sechs Jahren" hört. Saisonbereinigt ist die Arbeitslosenzahl zuletzt um 7.000 gestiegen, nachdem sie in den beiden Vormonaten um insgesamt fast 50.000 gesunken war. Angesichts einer stagnierenden Wirtschaft hätte man eigentlich einen Anstieg der Arbeitslosenzahl um mehrere Zehntausend pro Monat erwartet.'

In der Chemnitzer FREIEN PRESSE heißt es:

'Na also: Die Zeichen für einen wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland mehren sich. Dies jedenfalls meint Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement, um gleich noch triumphierend hinzuzufügen: "Wir haben die konjunkturelle Talsohle durchschritten." Man muss in diesen tropischen Hitzetagen wahrlich mit einem sonnigen Gemüt ausgestattet sein, derartige Jubelarien ausgerechnet an einem Tag in die Welt zu setzen, an dem die neuesten Zahlen aus der Bundesanstalt für Arbeit bei den Regierenden in Berlin eigentlich für regelrechte Schüttelfrost-Einlagen sorgen müssten. Doch 4,352 Millionen Erwerbslose sind ganz offenbar noch immer nicht weiter schlimm.'

Mit den Folgen der Hitzewelle in Europa befasst sich die FRANKFURTER RUNDSCHAU:

'Immer wenn ein Sommer mal ein richtiger Sommer ist, kommt die Ozonwarnung. In den vergangenen Jahren waren die Spitzenwerte freilich längst nicht mehr so hoch wie in den 80er und 90er Jahren. Grund: Verkehr und Industrie emittierten inzwischen dank Katalysator und lösemittelarmer Verfahren mehr als 40 Prozent weniger Schadstoffe, aus denen Ozon entsteht. Das Thema schien abgehakt. Dass dieses Jahr die Alarmglocken wieder lauter schrillen, liegt am Supersommer. Die Schadstoffkonzentrationen klettern wegen des geringen Luftaustauschs, die Ozonwerte folgen. Und die Politik macht keine gute Figur. Denn darauf zu verweisen, dass alles schon auf guten Wege sei und in zehn Jahren Ozonalarm bloß noch Vergangenheit, kommt gar nicht gut an, wenn die Menschen mit dem Hitzestress und mit dem Reizgas zu kämpfen haben.'

Abschließend die NEUE PRESSE aus Hannover zu diesem Thema:

'Das Klima wandelt sich, der Prozess ist kaum aufzuhalten - aber zu bremsen. Offenbar ist dies sogar schon ein wenig gelungen: Sinkender Spritverbrauch und Auflagen für die Industrie haben dazu beigetragen, dass derzeit trotz Gluthitze nicht täglich Ozonalarm ausgelöst wird. Und die Folgen des Klimawandels lassen sich begrenzen. Die Flutkatastrophe hätte es nicht gegeben, wenn die Flüsse nicht künstlich begradigt worden wären. Die Waldbrände wären keine Katastrophe, wenn die Wälder gepflegt und Siedlungen nicht in ihrer unmittelbaren Nähe gebaut worden wären.'