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Pressestimmen von Dienstag, 22. Januar 2008

Kleber, Reinhard 21. Januar 2008

Börsen-Crash

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Panikverkäufe haben an den Börsen weltweit zu schweren Kurseinbrüchen geführt. Der Deutsche Aktienindex stürzte so stark ab wie seit den Anschlägen in New York am 11. September 2001 nicht mehr und schloss über sieben Prozent im Minus. Die schwersten Verluste mussten Bankpapiere und andere Finanztitel einstecken. Ein Thema, das in den Kommentarspalten der deutschen Presse breiten Raum einnimmt.

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG schreibt:

„Der schwere Kurseinbruch am deutschen Aktienmarkt hat die seit Monaten gehegte Hoffnung zerstört, dass sich die deutsche Börse von der internationalen Entwicklung an den Finanzmärkten abkoppeln könne und heimische Aktien krisensicherer seien als amerikanische oder europäische Aktien. Die Erfahrung zeigt, dass schweren Kurseinbrüchen häufig eine Erholung folgt. Ob diese Erholung aber von Dauer sein wird, ist eine ganz andere Frage. Denn es ist nicht auszuschließen, dass sich die Lage in den Industrienationen spürbar verschlechtert. Vieles spricht dafür, dass die Tendenz an den internationalen Aktienmärkten weiterhin von der Entwicklung in den Vereinigten Staaten bestimmt wird. Grund zur Panik an den Aktienmärkten gibt es derzeit nicht, aber leider auch keinen zur Zuversicht.“

In der ESSLINGER ZEITUNG ist zu lesen:

„Die Zitterpartie der vergangenen Wochen mündet im Ausverkauf, in einem Schwarzen Montag. Niemand will mehr Aktien haben, geschweige denn kaufen. Ob Tokio, Hongkong, Sydney, London oder Frankfurt, überall geistert das Rezessionsgespenst durch die Köpfe aufgeregter Anleger. Sie sehen die Vereinigten Staaten in die Rezession schlittern und sich durch das angekündigte Konjunkturprogramm der US- Regierung bestätigt. Ein Beleg dafür, das gut gemeinte staatliche Programme schlecht aufgefasst werden können gemäß dem Motto: Greift der Staat ein, muss alles noch viel schlimmer sein.“

Die OSTSEEZEITUNG aus Rostock betreibt Ursachenforschung:

„Der Skandal ist, dass niemand die Ausgabe und den Weiterverkauf fragwürdiger Kredite stoppte - nicht einmal die Bankenaufsichten. Wenn Anleger jetzt wütend auf die Finanzjongleure werden, dann zu Recht. In der Hoffnung auf schnelles Geld verzockten sich viele Kreditinstitute gewaltig - mit verheerenden Folgen. Durch ihre Fehler ziehen die betroffenen Banken nicht nur sich, sondern selbst gewinnverwöhnte Wirtschaftszweige wie die Verarbeitende Industrie oder die Energiebranche nach unten. Das Börsenbeben jetzt ist nur der Anfang: Eine - im besten Fall kleine - Wirtschaftskrise wird sich kaum noch verhindern lassen.“

Der TAGESSPIEGEL aus Berlin sieht vor allem die US-Notenbank in der Verantwortung:

„Solange institutionelle und private Anleger die Erwartung haben können, dass die Allgemeinheit ihnen einen Teil des Risikos abnimmt, werden sie in der Tendenz zu hohe Risiken eingehen vor allem dann, wenn sie wie Investmentbanker durch hohe Bonuszahlungen dazu animiert werden. Insgesamt hat vor allem die US-Notenbank es in den vergangenen zehn Jahren zwar geschafft, die Weltwirtschaft zügig aus rezessiven Phasen zu befreien. Sie hat aber nicht dafür gesorgt, dass die Kapitalbesitzer im Aufschwung diese Hilfe zurückgezahlt haben, indem sie beispielsweise angemessen hohe Zinsen hätten hinnehmen müssen. Es gab immer viele, manchmal auch gute Gründe, die Konjunktur gerade jetzt nicht zu bremsen. In der Gesamtheit aber hat das mit dazu geführt, dass sich die Risiken für die Weltwirtschaft über die vergangenen zehn Jahre hinweg nicht vermindert, sondern zusammengeballt haben. Für die Weltwirtschaft sind das keine beruhigenden Nachrichten auch nicht, wenn es jetzt keinen Crash gibt.“

Zum Schluss noch das NEUE DEUTSCHLAND aus Berlin, das laut nach Konsequenzen der schweren Finanzmarktkrise ruft, vor allem nach einer bessere Risikovorsorge von Banken sowie stärkeren Kontrollen der Finanzmärkte.

„Es kann doch nicht sein, dass Bankmanager mit hochriskanten Spekulationen erst Milliarden in den Sand setzen und dann darauf vertrauen können, dass ihnen von den Zentralbanken und vom Steuerzahler aus der Patsche geholfen wird. Nicht Panik lautet das Gebot der Stunde, sondern stärkere politische Kontrolle.“